Gelsenkirchen. Das Jobcenter Gelsenkirchen will Frauen für „fahrende Jobs“ begeistern, mit einem Aktionstag im Mai. Der Job Busfahrerin aber schreckt manche ab.
„Frau am Steuer“ – für manche Männer beschreibt dieser Satz ein Klischee. Wenn am Mittwoch, 24. Mai, auf dem Parkplatz 6 an der Veltins Arena in Gelsenkirchen Lastwagen oder Busse ihre Runden drehen, werden überwiegend Frauen am Lenker sitzen. Das Jobcenter Gelsenkirchen will „Frauen in Fahrt“ bringen. Dabei geht’s auch um den Beruf als Busfahrerin. Dort wird dringend Nachwuchs gesucht, auch Quereinsteigerinnen haben große Chancen. Viele Frauen aber haben das Berufsbild nicht ‚auf dem Schirm‘, heißt es bei der Job-Agentur. Auch das hat wohl mit Klischee-Denken zu tun.
„Nach wie vor suchen Frauen eine Beschäftigung in eher klassischen Bereichen“, sagt Yasmina Busch, Sprecherin des Jobcenter Gelsenkirchen. Sie orientieren sich oft an Tätigkeiten, wie etwa im Verkauf, im Friseurhandwerk oder sie interessieren sich für eine Beschäftigung im Bürobereich oder auch Pflege, beschreibt Busch: „Obwohl viele Frauen regelmäßig den ÖPNV nutzen, werden „rollende“ Berufe auf den ersten Blick oft nicht in Betracht gezogen“ - wohl, weil sie als „Männerberufe“ gelten.
Projekt „Frauen in Fahrt“: Einmal am Steuer eines Gelenkbusses sitzen
Mit dem inzwischen dritten Aktionstag will das Job-Center Gelsenkirchen Frauen Berufe wie Lkw- oder Busfahrerin nahebringen, zusammen mit Bildungsträgern aus der „rollenden“ Branche. Der Anreiz: „Teilnehmerinnen, die bei einer Testfahrt mit einem Gelenkbus erste praktische Erfahrungen gesammelt haben, ziehen dann auch eine solche Tätigkeit für sich in Betracht“, sagt Busch.
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So aufwendig und auch kostspielig Lkw- oder Bus-Führerschein sind, „die Finanzierung kann vollständig über einen Bildungsgutschein erfolgen“, sagt Busch. Führerschein und Grundqualifikation ließen sich innerhalb von fünf oder sechs Monaten machen, heißt es beim Jobcenter. Dann hat frau (Mann natürlich auch…), als Berufswechslerin die Teilqualifikation „Berufskraftfahrer/in – Personen befördern“ in der ‚Tasche‘, sagt Busch.
Frauen wünschen sich eine Arbeit möglichst nah am Wohnort
Noch ist der Erfolg in Gelsenkirchen überschaubar. An dem ersten Aktionstag „Frauen in Fahrt“ im November 2021 hatten rund 100 Frauen, am zweiten Aktionstag im Mai 2022 rund 150 Frauen und einige männliche Interessenten teilgenommen. Die wenigsten stiegen dann tatsächlich in die Ausbildung ein. Im Jahr 2022 haben jeweils zwei Frauen eine Teilqualifikation zur Berufskraftfahrerin und zur Busfahrerin aufgenommen, sagt Busch. Aktuell würden über das Jobcenter Gelsenkirchen eine Frau und fünf Männer mit Ziel Bus-Fahrer/in gefördert.
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Ein wichtiges Kriterium für manche Interessentinnen, sei ein wohnortnaher Einsatz, habe sich auf den bisherigen Aktionstagen gezeigt, berichtete Busch: „Interessierte Frauen äußern häufiger, dass sie Bedenken hinsichtlich der Arbeitszeiten haben, speziell wenn es um Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht.“ Da sehe sich dann das Jobcenter in der Funktion, Interessentinnen zu unterstützen, sagt Busch: „Damit Frauen eine Beschäftigung aufnehmen können, die mit den Familienanforderungen vereinbar ist“, sagt Busch. Teilzeit, weiß man im Jobcenter, sei mittlerweile bei vielen Bus-Unternehmen möglich.
Busfahrerinnen sind besonnener in stressigen Situationen, sagen Arbeitgeber
Grundsätzlich seien Frauen besonders geeignet, als Lastwagen- oder Busfahrerin zu arbeiten, sagt Jobcenter-Sprecherin Busch: „Unternehmen, die weibliches Fahrpersonal einsetzen, stellen fest, dass Frauen oft einen anderen Umgang mit zum Beispiel Fahrgästen haben und in stressigen Situationen oft deeskalierend reagieren.“
>> Info: Der Aktionstag „Frauen in Fahrt“ ist am Mittwoch, 24. Mai, von 10 bis 15 Uhr. Ort ist Parkplatz 6 an der Veltins Arena in Gelsenkirchen, Kurt-Schumacher-Straße. Teilnehmende Institutionen sind neben dem Jobcenter das Kompetenz Ausbildungszentrum KAZ in Gelsenkirchen, das Schulungsunternehmen für Lokführer-Ausbildung SBH mit dem Projekt „Bock auf Lok“, die Dekra, das Kraftfahrer-Aus- und Weiterbildungszentrum der Straßenverkehrs-Genossenschaft Westfalen-Lippe (SVG) und ein Anbieter für die Fahrlehrer-Ausbildung. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.