Oberhausen. Die Oberhausener Verkehrsbetriebe Stoag verzeichnen einen leichten Anstieg bei den Bus-Unfällen. Ein Grund für Unfallrisiken: Hektik im Alltag.
Enge Fahrpläne, viele Staus und Baustellen, drängelnde Autofahrer – wer in Oberhausen als Stoag-Busfahrer unterwegs ist, muss einiges aushalten können. Thorsten Kamps fährt seit 27 Jahren auf Oberhausens Straßen und kennt die Sorgen des Alltags. „Busfahren ist auf jeden Fall stressiger geworden. Die Leute wollen zügig an ihr Ziel kommen – auch die Pkw-Fahrer.“
Der zunehmende Verkehr macht es den Bussen trotz ihrer Größe schwer, sich in der Stadt zu behaupten. Ein Beispiel: Fährt ein Bus von der Haltestelle los, müssen Autofahrer nach den Verkehrsvorschriften eigentlich warten und eine zügige Abfahrt ermöglichen. „Dann sieht man aber schon zig Meter hinter sich, wie die Blinker nach links gehen und versucht wird, den Bus noch schnell zu überholen. Früher gab es das auch schon, aber heute ist es häufiger geworden.“ Die Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer sei aggressiver geworden.
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Das spiegelt eventuell auch der jüngste schlimme Vorfall am 13. April in Osterfeld-Mitte, wo ein Linienbus der Vestischen von einer Haltestelle losfahren wollte: Nach Angaben des Busfahrers wollte ein Autofahrer den Bus noch passieren. Der Linienbusfahrer musste voll abbremsen. Eine Buspassagierin (84) stürzte schwer und verstarb später im Krankenhaus. Die Ermittlungen zur genauen Unfallursache laufen allerdings noch.
Oberhausener Verkehrsbetriebe Stoag verzeichnen leichten Anstieg bei Unfällen
Die Busfahrer der Stoag werden fortlaufend geschult, gerade in Haltestellen-Situationen besonders achtsam zu sein. Dazu zählt zum Beispiel auch das frühzeitige Anzeigen der Weiterfahrt per Blinker, damit den anderen Fahrzeugen genügend Zeit zum Reagieren bleibt.
Das Oberhausener Nahverkehrsunternehmen erklärt auf Anfrage, dass seine Fahrer regelmäßig zu sicherheitsrelevanten Themen geschult werden, um Unfälle trotz schwieriger Verkehrssituationen zu vermeiden. „Zusätzlich muss jede Fahrerin und jeder Fahrer alle fünf Jahre den Führerschein verlängern und dazu eine Schulung zu einer Berufskraftfahrerqualifikation besuchen“, heißt es vom Unternehmen: „Eins von fünf dort geschulten Modulen betrifft den Themenblock ‚Fahrer und Fahrgast’.“
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Ganz zu vermeiden bleiben Schadensfälle aber nie. Kürzlich sorgte auch ein Zusammenprall zwischen Bussen am Oberhausener Hauptbahnhof für Aufsehen – einige Scheiben platzten dabei, drei Fahrgäste verletzten sich leicht. In den vergangenen fünf Jahren musste die Stoag sogar einen leichten Anstieg bei den Unfällen registrieren, im Jahr liege die Zahl bei ungefähr 300 bis 350 Stück. Genaue Jahreszahlen teilten die Verkehrsbetriebe nicht mit.
Das Unternehmen betont, dass die meisten Unfälle mit und im Linienbus glimpflich ausgehen: „Wichtig ist hierbei, dass es sich bei den meisten Unfällen um einen Streifschaden an anderen Fahrzeugen handelt. Oftmals passiert es auch, dass in Engpässen Spiegel abgefahren werden.“ Die hauptsächlichen Unfallrisiken im Busverkehr sieht man in der „allgemeinen Hektik des Alltags“ begründet, die durch Staus und Zeitdruck ausgelöst wird.
Wichtig für Fahrgäste: Sicherer Halt und schnell einen Sitzplatz aufsuchen
Bei den von der Stoag registrierten Unfällen kann es sich jedoch auch um einen Sturz eines Fahrgastes im Bus selbst handeln – nicht immer sind andere Verkehrsteilnehmer betroffen. Um sich zu schützen, sollten sich Fahrgäste nach dem Einstieg in den Bus sofort einen sicheren Halt verschaffen und so schnell wie möglich einen Sitzplatz aufsuchen, rät die Stoag. Busfahrer Thorsten Kamps sieht gerade für Menschen mit einem Rollator ein besonderes Risiko: „Wenn abgebremst oder um eine Kurve gefahren wird, ist das immer eine heikle Situation.“
Bus überholen: Schlimmstenfalls droht ein Punkt in Flensburg
Steht ein Bus an einer Haltestelle, dürfen Autofahrer nur vorsichtig vorbeifahren. Wenn Fahrgäste auch noch ein- oder aussteigen, sollte in Fahrtrichtung mit Schrittgeschwindigkeit und ausreichendem Abstand überholt werden. Ist ein gefahrloses Vorbeifahren nicht möglich, muss man warten. Besondere Vorsicht gilt an Schulbushaltestellen.Ein fahrender Bus mit eingeschaltetem Warnblinklicht darf nicht überholt werden. An stehenden Bussen mit Warnblinklicht dürfen Autofahrer vorsichtig und mit Abstand vorbeifahren. Es gilt Schrittgeschwindigkeit.Das Missachten der Schrittgeschwindigkeit kann zu einem Verwarnungsgeld von 15 Euro führen. Wird das Überholverbot ignoriert oder Fahrgäste behindert oder gefährdet, ist mit einem Bußgeld von bis zu 70 Euro und einem Punkt in Flensburg zu rechnen.
Beim Aussteigen gilt deswegen: Abwarten bis der Bus hält und dann erst aufstehen. In der Vergangenheit organisierte die Stoag ein Rollatortraining in Bussen, das laut Unternehmen auf große Nachfrage stieß. Dabei erhielten die Teilnehmenden Tipps für eine sichere Fahrt, auch das richtige Ein- sowie Aussteigen wurde geübt. Ein weiterer Termin befindet sich aktuell in der Planung.