Düsseldorf. Statistisch kommen nur 2,8 Bewerber auf eine Busfahrer-Stelle, sagt die NRW-Arbeitsagentur. Die Branche ist stark auf Quereinsteiger angewiesen.
„Ab sofort und schnellstmöglich“, „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“, „Schnellstens“: Ob für den Linienverkehr oder für Reisebusse – Reise- und Verkehrsunternehmen suchen in bisher nie da gewesener Weise Busfahrpersonal. Während die Bus-Branche einen Busfahrer-Mangel beklagt, sieht man in der NRW-Arbeitsagentur einen „Mangel“ noch nicht. Doch die Daten verdeutlichen eine negative Entwicklung.
„Die Vakanz-Zeit bei Busfahrern ist enorm gestiegen“, beschreibt Christoph Löhr, Sprecher der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Heißt: Statistisch bleiben Stellenangebote für Busfahrer derzeit 139 Tage unbesetzt – also mehr als vier Monate. 2018 lag die Vakanz noch bei 80 Tagen, sagt Löhr. Dann sei sie stark gestiegen: 2020 auf 219 Tage, im Jahr 2021 auf 137 Tage, wohl auch wegen der Corona-Pandemie. 2022 stieg der Wert erneut. „Tendenz weiter steigend“, sagt Löhr.
Busfahrer-Mangel? Zahl arbeitslos gemeldeter Busfahrer ist recht konstant
Die Zahl der Stellenangebote, die den Arbeitsagenturen vorliegen, bilde die tatsächliche Lage auf dem Arbeitsmarkt indes nicht vollständig ab, erklärt Löhr: „Denn wir gehen davon aus, dass in der Regel bis zu 50 Prozent der offenen Stellen nicht bei den Agenturen für Arbeit gemeldet werden.“ Zudem würden viele Bus-Unternehmen mangels Aussicht auf Bewerber gar nicht alle Stellen ausschreiben, die sie zu besetzen hätten. Im Gegenzug aber würde es dann auch dazu kommen, dass wenn es zwei Bewerber auf eine Stelle gebe, „dann auch der zweite Bewerber gleich miteingestellt wird“, beschreibt Löhr.
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Busfahrer-Mangel bedeutet indes nicht, dass keine Busfahrer arbeitslos wären. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen mit Busfahrer-Qualifikation war in den vergangenen Jahren relativ konstant in NRW, heißt es bei der Arbeitsagentur: 2013 waren 1339 Busfahrer arbeitslos gemeldet, 2017 waren es 1432 Personen, im zweiten Corona-Jahr 2021 standen 1771 in der Statistik, im Februar diesen Jahres 1408. Wie lange sie ohne Arbeit bzw. auf Jobsuche sind und inwieweit sie vermittelt werd, dazu ist bei der Arbeitsagentur nichts zu erfahren. Die Fluktuation - also die Neigung zum Stellenwechsel - sei in dem Beruf sehr hoch, sagen Branchenkenner.
Arbeitsagentur: 2,8 Bewerber auf eine Busfahrer-Stelle in NRW
Von „Busfahrermangel“ spricht man bei der Arbeitsagentur NRW dennoch derzeit nicht, erklärt Löhr: „Laut Statistik kamen im Jahresdurchschnitt 2022 in NRW auf 100 gemeldete offene Busfahrer-Stellen 281 Bewerberinnen und Bewerber. Doch erst bei einem Verhältnis von 100 gemeldeten Stellen zu 200 Bewerbenden sprechen wir von einem signifikanten Engpass.“
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Auch die Arbeitsagenturen helfen in starkem Maße mit, mehr Busfahrerinnen und -er zu gewinnen, sagt Löhr. Die Zahl der Menschen, die über die Arbeitsagenturen zum Busfahrer umschulen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen: 2022 wurden in NRW 1472 geförderte Qualifizierungen gezählt, 2020 waren es 1324, zwei Jahre davor 1311. Im Monatsdurchschnitt waren im vergangenen Jahr in NRW 586 Personen in einer Qualifizierung zum Busfahrer/zur Busfahrerin – gefördert von der Arbeitsagentur. Durch die Corona-Pandemie habe es indes 2020 einen „leichten Knick“ gegeben, als auch die Bildungsträger für mehrere Monate schließen mussten.
Busfahrer: Branche ist stark auf Quereinsteiger angewiesen
Die Chance für Arbeitssuchende, von Arbeitsagentur oder Jobcenter gefördert den Bus-Führerschein zu machen und anschließend die notwendige „Grundqualifikation“ mit IHK-Abschluss, ist laut Löhr sehr groß: Man sei, sagt der Sprecher, in Sachen Förderung von Führerschein und Berufsqualifizierung bei Busfahrpersonal „nicht besonders selektiv“ – anders als beim Beruf Lokführer, ebenfalls seit Jahren ein Mangelberuf.
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In der Bus-Branche begrüßt man das Engagement der Arbeitsagenturen und Jobcenter sehr, sagt ein Sprecher des Bundesverbands der Omnibusunternehmen: „Das Busgewerbe ist stark auf Quereinsteiger angewiesen.“