Gladbeck. Der Verkehrsfachwirt Johannes Wortmann bietet in Gladbeck Weiterbildungen für Bus- und LKW-Fahrer an. Schulungen stoßen auf großes Interesse.
Seit gut zehn Jahren unterweist er Berufskraftfahrer ebenso wie Busfahrer in Sachen Sicherheit im Straßenverkehr und Steigerung von Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz, jetzt ging schon exakt das 300. Fortbildungsmodul über die Bühne. Und insgesamt, so überschlägt Johannes Wortmann nicht ohne Stolz in der Stimme, hörten etwa 6500 Teilnehmer interessiert zu, was der Verkehrsfachwirt aus Gladbeck ihnen zu Lenk- und Ruhezeiten, Abgasnachbehandlung, Fahrpersonalgesetz und vielem mehr zu sagen hat.
Ein früher Samstagmorgen im November. Menschenleere Straßen, hier und da ein Hundehalter, der gezwungenermaßen seinen vierbeinigen Freund zum Gassi-Führen raus lassen muss. Reges Treiben jedoch rund ums Pfarrheim St. Franziskus im Rentforter Norden . Schon weit vor sieben Uhr sind alle Parkplätze besetzt, laut KFZ-Kennzeichen scheint nahezu jede Stadt im Umkreis von 50 Kilometern vertreten zu sein.
Berufskraftfahrer müssen alle fünf Jahre zu einer Weiterbildung
Weiterbildung ist angesagt, angesprochen sind alle „gewerblich tätigen“ Berufskraftfahrer sowie Busfahrer; 25 bis 28 Männer nehmen nach und nach Platz im großen Saal des Pfarrheimes. Die Schulung darf – unter Beachtung der Hygiene-Bedingungen – auch in Corona-Zeiten stattfinden (auch in einem ansonsten gesperrten Gemeindezentrum), da die Veranstaltung als „systemrelevant“ eingestuft ist. Die Begründung: Für die Versorgung der Bevölkerung sind eben LKW auch ihre Fahrer lebenswichtig.
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„Das BkrFQG schreibt vor, dass sich LKW- und Busfahrer alle fünf Jahre fortbilden müssen“, erläutert Johannes Wortmann. Der 68-Jährige ist ein Mann der Praxis, der selbst zig Jahre im Cockpit eines LKW zugebracht hat und zudem die Qualifikation zum Kraftverkehrsmeister und zum Verkehrsfachwirt erworben hat. „Hinter dem Buchstaben-Ungetüm BkrFQG verbirgt sich das Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz aus dem Jahre 2006, in einer entsprechenden Verordnung wird minutiös geregelt, welche Inhalte in den fünf Modulen zu vermitteln sind.“ Im Fokus stehen dabei die Sicherheit im Straßenverkehr und die Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz. „Der Beruf ist weitgehend eine Männerdomäne, gelegentlich verirrt sich auch eine Frau hierhin“, scherzt Wortmann.
Ehefrau, Sohn und Tochter unterstützen den Schulungstag mit einem Imbiss
„Eine Kurseinheit umfasst acht Stunden inklusive Pausen. Und hier sorgen Ehefrau Sabine, Sohn Bernd, Tochter Anna sowie Nachbarn dafür, dass auch das leibliche Wohl der Teilnehmer nicht zu kurz kommt. Belegte Brötchen, ein kleiner warmer Imbiss zum Mittag sowie ausreichend Getränke garantieren eine gewisse Wohlfühl-Atmosphäre. Für methodische Abwechslung sorgen Arbeitsblätter ebenso wie kurze Lehrfilme, die dazu beitragen, strittige Alltagssituationen möglich konkret darzustellen. „Ganz wichtig ist der Erfahrungsaustausch“, so Wortmann. „Vor mir sitzen Männer im Alter zwischen 25 und 70 Jahren. Da kommen einige gefahrene Kilometer zusammen. Und wenn der Leiter selbst aus der Praxis kommt, ist das allemal authentischer, als wenn nur Angelesenes vermittelt werden kann.“
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Eine Entwicklung lässt den „Kraftfahrer aus Leidenschaft“ nachdenklich werden. „Das Image unseres Berufes hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Vom ´Kapitän der Landstraße´ spricht schon lange keiner mehr, das Renommee der ´Brummi-Fahrer´ ist eher schlecht“, analysiert Wortmann. Mit der Folge: Es fehlen in Deutschland sowohl LKW- als auch Busfahrer, aktuell etwa 60000, „in ein paar Jahren werden wir 180.000 Fernfahrer zu wenig haben.“
Experte Wortmann will noch ein paar Jahre weitermachen
Johannes Wortmann selbst, obwohl schon seit geraumer Zeit im Rentenalter, wird, so Gott will, noch „fünf, sechs Jahre Berufskraftfahrer mit dem nötigen Knowhow in Sachen Sicherheit versorgen. Mit dem 30-jährigen Dennis Gawrisch, der ihm an vielen Samstagen assistiert, wird ein potentieller Nachfolger schon eingearbeitet. Und der erlebt Samstag für Samstag im schönen Pfarrheim St. Franziskus, mit wie viel Sachverstand und vor allem Herzblut Johannes Wortmann „seine“ LKW-Fahrer und Busfahrer unterrichtet und weiterbildet. Allemal höchste Zeit, diesem Beruf wieder das Etikett „Kapitäne der Landstraße“ ans Revers zu heften...
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Weiterbildung alle fünf Jahre
Alle LKW- und Busfahrer müssen alle fünf Jahre neben einer ärztlichen Gesundheitsprüfung eine Weiterbildung nach BkrFQG nachweisen, um den Führerschein zu verlängern.
Das Gesetz schreibt fünf Module à sieben Stunden vor mit den Schwerpunkten „Sicherheit“ und „wirtschaftliche Fahrweise/Umweltschutz“. Behandelt werden u.a. gesetzliche Vorschriften, internationaler Verkehr sowie der Kraftfahrer als Dienstleister.