Oberhausen. . Seit 1991 ist Sabine Mehmedovic die erste Stoag-Busfahrerin in Oberhausen. Im Interview verrät sie, wie sie zu ihrem Traumjob gefunden hat.

Mit skeptischen Blicken wurde sie beäugt, als sie 1991 ihren Dienst antrat. Eine Frau am Steuer eines Linienbusses – das hatte es zuvor bei der Stoag noch nie gegeben! Dementsprechend nervös war Sabine Mehmedovic, als sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte, ihn drehte – und der Motor ihres Busses stotternd auf Touren kam. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. Busfahrerin – das war, ist und bleibt für die heute 56-Jährige ein Traumberuf.

Frau Mehmedovic, können Sie sich noch an Ihren allerersten Arbeitstag als Busfahrerin erinnern?

Ja, es war am 8. Oktober 1991. Meine erste Fahrt führte mich auf der Linie 143 ausgerechnet nach Essen. Als gebürtige Oberhausenerin wäre mir eine Fahrt durch Oberhausen lieber gewesen. Ich bin zwar vorher alle Linien abgefahren und kannte mich gut aus. Aber an diesem Tag war ich ja nun mal das erste Mal ganz alleine verantwortlich.

Wie haben die Fahrgäste reagiert?

Viele Fahrgäste waren skeptisch. Frauen am Steuer eines Autos kannte man seit Langem, aber Busfahren war bis dato reine Männersache. Die weiblichen Fahrgäste fanden es klasse. Es gab aber männliche Fahrgäste, die nicht bei mir eingestiegen sind und auf den nächsten Bus gewartet haben.

Und die Kollegen?

Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Die Kollegen waren immer für mich da, es gab kein böses Wort, keine Diskriminierung wegen des Geschlechts, kein Lästern oder Spotten. Es war eine tolle Zeit.

Schon Ihr Vater war Busfahrer. Wollten Sie in seine Fußstapfen treten?

Bevor mein Vater bei der Stoag als Busfahrer angefangen hat, war er viele Jahre als Lkw-Fahrer beschäftigt. Große Autos haben mich schon als kleines Mädchen begeistert, ich bin mit ihnen groß geworden. Und dass ich Busfahrerin werden wollte, das stand ganz lange fest.

War es einfach, Busfahrerin zu werden oder bedurfte es Überzeugung, dass die Stoag Sie einstellt?

Es bedurfte ganz viel Überzeugung. In Bottrop, Essen und Duisburg gab es bereits Busfahrerinnen, bei der Stoag in Oberhausen war man sehr zurückhaltend, sogar die Arbeitnehmervertreter. Aber ich war hartnäckig, denn ich war überzeugt, dass ich die Richtige für den Beruf bin und ich wollte gerne in Oberhausen fahren. Als dann per Anzeige Fahrer bei der Stoag gesucht wurden, war das meine große Chance. Ich habe den Busführerschein gemacht, meinen Job gekündigt und konnte dann meinen Traum verwirklichen.

Was hat sich in den vergangenen 25 Jahren in Ihrem Beruf verändert?

Die verkehrliche Situation ist eine andere, die Belastungen im Dienst sind größer geworden und der Respekt der Fahrgäste gegenüber dem Fahrpersonal hat abgenommen.

Ist Busfahrerin trotzdem noch immer Ihr Traumberuf?

Auf jeden Fall. Ich würde diesen Beruf immer wieder wählen.

>>> Info: Weltfrauentag am 8. März

Frauen am Steuer eines Busses sind zum Glück auch in Oberhausen längst eine Selbstverständlichkeit. Doch noch in den 90ern konnte sich offenbar nicht jeder Mann mit diesem Gedanken abfinden. Auch aus diesem Grund gibt es den alljährlichen Weltfrauentag: Am 8. März erinnert der internationale Aktionstag an den oft schweren Kampf vieler Frauen für Gleichberechtigung, -behandlung und Emanzipation – und gegen Diskriminierung.

Das Gespräch mit Sabine Mehmedovic ist in ähnlicher Form bereits im Kundenmagazin der Stoag erschienen.