Sprockhövel. Das Interesse an Kunst ist da, das Geld und der Ort fehlen in Sprockhövel. Künstler Udo Unterieser erzählt, woran es in der Stadt hapert.

Wer in Sprockhövel am Wochenende, in den Ferien oder wenn das Wetter nicht so toll ist, eine Ausstellung oder eine kulturelle Veranstaltung besuchen möchte, muss meist über die Stadtgrenzen hinaus fahren.

Der Sprockhöveler Udo Unterieser, selbst Glasgestalter, Glasmaler und Restaurateur bedauert dies sehr. „Die Politik sagt immer, es sei kein Geld da.“ Doch immerhin „hat die Kommune die Fürsorge, eine Bücherei und ein Schwimmbad vorzuhalten, aber ein Theater oder einen Ort für Ausstellungen nicht“, befindet der Sprockhöveler.

Glaskünstler Udo Unterieser bietet in seiner Werktatt auch Workshops an. Seit vielen Jahren engagiert er sich für Kunst und Kultur in Sprockhövel.
Glaskünstler Udo Unterieser bietet in seiner Werktatt auch Workshops an. Seit vielen Jahren engagiert er sich für Kunst und Kultur in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Archiv: Walter Fischer

Brandschutz lässt keinen Platz für Kunst

„Lediglich die Sparkasse ist ein Veranstaltungsort, oder ab und an macht der Bauverein Sprockhövel etwas“, all das aber eher sporadisch, weiß Udo Unterieser, der bis vor zwei Jahren bei der Kunst- und Kulturinitative Sprockhövel aktiv war. Theater bietet die Gruppe Schnick-Schnack - zuletzt mit „Currywurst mit Pommes“. Aber auch die Artothek, die stets einen Raum für Kunst bot, ist bis auf Weiteres geschlossen, da der Bestand derzeit digitalisiert wird.

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Sprockhövel ist da „ein schwieriges Pflaster“, findet der bekannte Künstler. Und dabei mangele es nicht am Interesse der 25.000 Einwohner. „Selbst im Rathaus dürfen wegen des Brandschutzes keine Bilder mehr an die Wände gehängt werden.“ Dass es der Kunst und Kultur an einem Platz fehlt, „interessiert aber niemanden“. Er wünscht sich eine bessere Vernetzung der kulturellen Angebote im Kreis oder auch mal Plakate, denn „wenn ich etwas sehe, was ich interessant finde, dann gehe ich da hin.“

Udo Unterieser hat ein Glasfenster von der ehemaligen Sparkasse in Niedersprockhövel in seine private Kunststammlung aufgenommen.
Udo Unterieser hat ein Glasfenster von der ehemaligen Sparkasse in Niedersprockhövel in seine private Kunststammlung aufgenommen. © Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel | Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel

Ausstellungen gibt es in Sprockhövel nur sporadisch

600 Mitglieder allein hat der Heimat- und Geschichtsverein in Sprockhövel und immer wieder rufen den Glaskünstler auch interessierte Menschen an, denen er seine private Sammlung von alten Funden zurückgehend von 1850 bis heute zeigt.

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Auch organisiert er zwei bis drei Mal im Jahr eine Ausstellung, doch für Sprockhövel wünscht er sich mehr. „Wir haben natürlich auch eine Bergbaugeschichte, auch das gehört natürlich mit zur Kultur dazu“. Da gibt es das Besucherbergwerk des Stock- und Scherenberger Erbstollens in Sprockhövel.

Glasfenster aus den Sechziger Jahren wechselt in Privatsammlung

Kulturgut gerettet, hat Udo Unterieser nun erneut. Die Fenster der ehemaligen Sparkassenniederlassung in Niedersprockhövel, die später eine Poststelle war, gelten als bedeutende Glaskunstobjekte. Entworfen und gestaltet hatte sie Karl Hellwig, ein bekannter Glaskünstler aus Haßlinghausen.

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Nachdem die Fenster ausgebaut waren, wurden sie dem Heimat- und Geschichtsverein übergeben. Doch für alle drei Fenster fehlt hier der Platz für eine angemessene Präsentation. Und so freute sich Udo Unterieser, seine private Sammlung mit dieser historischen Glasarbeit, auf dem Bild ist das Motiv „Apotheke“, erweitern zu können.

Udo Unterieser hat ein Glasfenster von der ehemaligen Sparkasse in Niedersprockhövel in seine private Kunststammlung aufgenommen.
Udo Unterieser hat ein Glasfenster von der ehemaligen Sparkasse in Niedersprockhövel in seine private Kunststammlung aufgenommen. © Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel | Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel

Die Glasschliffarbeit stammt aus den Sechziger Jahren von der Firma Karl Hirsch, Kunstverglasung aus Haßlinghausen. Das besondere an dieser Arbeit ist der Schliff mit einer biegsamen Welle, mit der in verschiedenen Tiefen Keile, Linien und Konturen ins Glas geschliffen und dann zum Teil anschließend poliert werden.

Ebenfalls aus den Sechziger Jahren stammen die Fenster von der Sparkasse in Haßlinghausen, „die eigentlich auf dem Müll landen sollten, aber nach einigen Gesprächen wieder eingebaut und somit gerettet wurden“, erinnert sie Udo Unterieser Wer Kontakt zum Glaskünstler aufnehmen möchte und sich für seine Arbeit und seine Sammlung interessiert, findet auf der Homepage www.unterieser-glasgestaltung.de weitere Informationen und die Kontaktdaten zur Werkstatt.

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