Sprockhövel/Hattingen. Seit drei Monaten gibt es das E-Rezept. Doch auch in Sprockhövel und Hattingen häufen sich massive Probleme. Ärzte und Apother laufen Sturm.
Die Apotheken haben derzeit massive Probleme, ihre Patienten zu versorgen. Die Ursache liegt nicht in den Apotheken selbst, sondern in der Technik, mit der die E-Rezepte übermittelt werden. „Die Probleme gefährden die Versorgung unserer Patienten“, kritisiert Michael Mahl. Der Sprockhöveler Apotheker ist Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepe-Ruhr im Apothekerverband Westfalen-Lippe.
E-Rezepte werden über die Telematikinfrastruktur des Bundes abgewickelt. Der Arzt legt die von ihm ausgestellten E-Rezepte sicher verschlüsselt dort ab. Die Apotheke vor Ort kann das Rezept dann abrufen, wenn der Patient seine Gesundheitskarte steckt.
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„Wenn es aber zu Störungen kommt, können wir die Rezepte in der Apotheke nicht abrufen, ganz gleich wie gut wir selbst technisch aufgestellt und geschult sind. Gleiches gilt auch für die betroffenen Ärzte, die durch diese Ausfälle die E-Rezepte nicht in der Technik ablegen können“, sagt Mahl.
Apotheker in Sprockhövel müssen Eltern mit weinenden Kindern auf dem Arm vertrösten
Die Patienten stehen in ihren Apotheken und können dort ihre Arzneimittel nicht bekommen, weil den Mitarbeiter die Hände gebunden sind. „Wir müssen 90-Jährige unverrichteter Dinge wegschicken und bitten, den Weg noch einmal auf sich zu nehmen“, berichtet Mahl aus dem Alltag. „Wir müssen Eltern mit weinenden Kindern auf dem Arm vertrösten. Gerade in Akutfällen müssen Patienten ihre Arzneimittel aber schnell erhalten – und nicht erst, wenn die Technik wieder läuft.“
Für die betroffenen Apotheken bedeute der Ausfall überdies einen existenzgefährdenden wirtschaftlichen Schaden. Mittlerweile seien zwei Drittel der Rezepte elektronisch, so Michael Mahl. „Wenn die Technik nicht funktioniert, läuft bei uns so gut wie nichts mehr. Für unsere Mitarbeiter ist das extrem frustrierend – und für die Inhaber sind das Öffnungszeiten ohne Umsatz. Die betroffene Kollegen können ihren Betrieb in der Zeit des Ausfalls eigentlich dichtmachen“, so Michael Mahl.
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„Sie werden aufgrund des finanziellen Schadens womöglich sogar dauerhaft schließen müssen“, warnt Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Die wirtschaftliche Lage der Apotheken vor Ort sei ohnehin äußerst schwierig. Schon jetzt sei ein Drittel der Apotheken vor Ort stark gefährdet.
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Rochell fordert: „Die betroffenen Apotheken müssen vom Bund für die Einbußen entschädigt werden.“ Und er empfiehlt den Patienten: „Bitten Sie Ihren Arzt, ein klassisches rosafarbenes Papierrezept auszustellen, bis alles rund läuft.“
Scharfe Kritik kommt auch vom Hausärzteverband Westfalen-Lippe. „Es braucht schnellstmöglich einen reibungslosen, zuverlässigen und dauerhaft sicheren Betrieb der Technik und der Dienste, die für den Betrieb des E-Rezeptes verantwortlich sind“, fordert der 1. Vorsitzende Lars Rettstadt. „Es ist den Praxen nicht zumutbar, so weiterzuarbeiten.“