Sprockhövel. Die Wohngruppe für geistig Behinderte in Sprockhövel führt ein fast normales Leben – aus ihrem Alltag und dem Workshop mit Udo Unterieser.

Seit fast sieben Jahren wohnen Katharina (35), Timo (37), Daniel (39) und Rene (54) mit vier weiteren Personen mit einer geistigen Behinderung in einer Wohngemeinschaft. Sie alle waren jetzt bei Glaskünstler Udo Unterieser in der Werkstatt zu Gast. Dort zeigte er, wie man aus Glasstücken etwas kreiert.

Ein normales Leben

Erst eine Wohnstätte der Lebenshilfe in Sprockhövel, gibt es inzwischen das intensiv ambulant betreute Wohnen. Dort leben die acht gemeinsam in einer barrierefreien WG. Jede und jeder hat ein eigenes Schlaf- und Badezimmer. Morgens wird zur Arbeit gegangen und am Nachmittag und Abend ist Zeit für Freizeitaktivitäten in der Gruppe oder auch alleine.

Die Betreuenden der Gruppe, so wie Heike Nöcker-Bolle (61), unterstützen die Bewohner lediglich bei ihren täglichen Aufgaben, wie zum Beispiel dem Einkaufen, Kochen oder auch der Gartenarbeit. Nachts ist ebenfalls jemand zur Bereitschaft vor Ort.

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Ziel ist es dabei laut Teamleiterin Heike Nöcker-Bolle „dass sie so selbstständig wie möglich sind und jede und jeder seine individuelle Unterstützung bekommt“. Deshalb wird auch lediglich ein mobiler Pflegedienst eingesetzt, wenn dieser benötigt wird. „Eigentlich lebt ihr gar nicht anders, als andere Menschen“ erklärt die Betreuerin.

Glaskünstler Udo Unterieser schneidet Glas für die acht geistig Behinderten der Lebenshilfe Haßlinghausen, die er zu Gast in der Werkstatt am Standbad in Sprockhövel hat. Sie stellen eigene Kunstobjekte her.
Glaskünstler Udo Unterieser schneidet Glas für die acht geistig Behinderten der Lebenshilfe Haßlinghausen, die er zu Gast in der Werkstatt am Standbad in Sprockhövel hat. Sie stellen eigene Kunstobjekte her. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Jetzt war die Gruppe also zu Besuch im Glasatelier. Die Idee des Workshops entstand bei der letzten Ausstellung Unteriesers, die die Gruppe gemeinsam besucht hatte. Zudem fand der Workshop schon einmal vor etwa zehn Jahren in ähnlicher Form statt. Schon damals mit dabei: WG-Mitglied Katharina. Damals ging der Workshop noch über zwei Wochen, jetzt gab es Ergebnisse in nur einem Tag.

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Diesmal wurden Fische und die Initialen der Teilnehmenden zunächst zugeschnitten und auf eine Glasplatte gelegt. Das Ganze verschmilzt Unterieser dann in einem Ofen bei circa 810 Grad Celsius. Er nutze extra amerikanisches Glas, was etwas weicher sei, damit die Werke auf jeden Fall gelingen, sagt er. Weil hier doch auch sehr genau gearbeitet werden muss.

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Nach dem Verschmelzen im Ofen entstehen glatte Glasplatten, die die Mitglieder der WG anschließend zur Dekoration ihres Teiches im Garten oder auf dem Balkon mitnehmen können.

Kleine Startschwierigkeiten

Workshops zur Glasgestaltung

Udo Unterieser gestaltet hauptsächlich Kirchenfenster und veranstaltet häufiger Workshops, bei denen sich die Teilnehmenden an seiner Leidenschaft probieren können.

Im Herbst dieses Jahres soll ebenfalls wieder ein Workshop stattfinden, der für alle, die wollen, frei zugänglich ist. Infos: unterieser-glasgestaltung.de

Zunächst war es laut Unterieser jedoch etwas schwierig, die acht für die Glaskunst zu motivieren. Nöcker-Bolle erklärt, dass dies auch mit der fehlenden Vorstellungskraft für abstrakte Dinge zu tun habe. „Außerdem kennen sie das Material und die Werkzeuge nicht, was ihnen auch schonmal Angst machen kann“ erläutert sie.

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Beide sind aber der Meinung, dass der Stolz mit Blick auf das Endergebnis noch komme. „Mich hat vor allem der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft untereinander in der Gruppe beeindruckt, auch wenn das Ganze teilweise etwas schwierig ist“. So begründet der Künstler seine Freude an dem Workshop. Er gibt aber auch zu, dass dieser ganz besondere Tag eine Herausforderung für ihn war.