Mülheim. Aus einer jungen Industriebrache einen Gewerbepark machen, der Beifall bei Mülheimern findet: Das und mehr verspricht Investor CTP. Die Details.
Gerade erst ist die Tinte unter dem Kaufvertrag und einem städtebaulichen Vertrag mit der Stadt Mülheim getrocknet, da tritt der niederländische Investor, der auf dem Areal des Rohrproduzenten Vallourec einen Gewerbe- und Industriepark bauen will, noch mal aufs Gaspedal: CTP würde gerne noch früher den ersten Spatenstich setzen, als es der ohnehin ehrgeizige Fahrplan vorsieht.
Im Gespräch mit dieser Redaktion unterstrich Timo Hielscher als Direktor der Projektentwicklung in der CTP-Region West die ehrgeizigen Pläne zur Reaktivierung der Vallourec-Brache. „Wir wollen Anfang 2026 mit dem Neubau beginnen. Das ist natürlich ambitioniert, aber auch im Sinne der Stadt, um schnell wieder Arbeitsplätze zu gewinnen.“ Schon Ende 2024, Anfang 2025 will CTP den Großteil der Altbauten abreißen lassen. Das alte Vallourec-Verwaltungsgebäude könnte aber bleiben und etwa umgebaut werden zu einem „Boarding House“ mit möblierten Zimmern – für Monteure oder Geschäftsreisende.
Bis 2026 soll Baurecht für das alte Vallourec-Areal in Mülheim geschaffen sein
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Im städtebaulichen Vertrag, den CTP mit der Stadt Mülheim vereinbart hat, um das städtische Vorkaufsrecht für die Fläche im Aktenschrank verschwinden zu lassen, war als Ziel festgehalten, dass Ende 2026 erst einmal Baurecht geschaffen sein soll. Rund 33,5 Hektar Land gilt es neu zu bespielen. Dabei müssen zunächst noch der Altbestand abgerissen, möglicherweise Altlasten saniert und eine komplett neue Verkehrserschließung geschaffen werden. Auf Entwickler und Stadtplaner wartet jede Menge Arbeit.
„Wir wollen das laufende Jahr nutzen, in dem auf dem Gelände noch die Aufräumarbeiten von Vallourec stattfinden“, sagt Hielscher. Mit Vertretern der Stadt ist eine Projektgruppe gegründet, in der für das Bauleitplanverfahren wesentliche Themen, vom Artenschutz bis zu Verkehrserschließung, abgearbeitet werden sollen. „Zu 99 Prozent“ sei mittlerweile schon geklärt, wer mit den zu erbringenden Gutachten beauftragt werde, so Hielscher. Man setze hier auf regionale Fachgutachter, greife auch gerne auf solche Büros zurück, die sich schon in der Vergangenheit durch Beauftragungen explizit Mülheimer Expertise erarbeitet hätten.
160.000 Quadratmeter Raum für modernes Wirtschaften sollen in Mülheim entstehen
Noch 2024 soll aus einer Skizze ein ausgearbeiteter Entwurf für einen Bebauungsplan werden. Mehr als 160.000 Quadratmeter Raum soll entstehen für Forschung und Entwicklung, Labore, Co-Working sowie industrielle und gewerbliche Produktion. Wachstumsstarke, technologieorientierte Unternehmen sollen bei der Vermarktung im Fokus sein. Man werde die Flächen auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren, aber auch größeren Unternehmen zuschneiden, so Hielscher. „Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahren rund 200 Millionen Euro allein am Standort Mülheim investieren werden.“
Hielscher sieht schon ein großes Interesse für Ansiedlungen, was Anfragen belegten. Vermarktungsstart? „Mehr oder weniger jetzt“, so der CTP-Entwicklungsmanager. Unternehmen, die sich neu aufstellen wollten, gingen jetzt auch in die Planung. „Es bietet sich natürlch an, mit Unternehmen zu sprechen, die hier schon agieren“, sagt Hielscher vielsagend, ohne öffentlich etwa dazu Stellung nehmen zu wollen, ob Siemens Energy schon Interesse bekundet hat. Der Technologiekonzern, der künftig zunehmend mit innovativen Techniken der Energiewende punkten will, ist dem Vernehmen nach auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten rund um seinen Mülheimer Standort.
Verkehrserschließung des Vallourec-Areals wird zur Herkulesaufgabe
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Bis aus Brache wieder wirtschaftliche Blüte wird, sind etliche Hausaufgaben zu erledigen. Von großem Interesse, aber auch Befürchtungen begleitet ist der Plan, im Osten nach Abriss der Fritz-Thyssen-Brücke den Anschluss an die Mannesmannallee in Dümpten komplett neu - über womöglich gar zwei Zufahrten - zu planen und im Westen mit dem Bau einer Styrumer Tangente einen neuen Anschluss an die Oberhausener Straße zu schaffen. Im Laufe des Jahres soll ein Gutachten erarbeitet sein, das aufzeigt, wie künftige Verkehre am besten zu organisieren sein werden. „Ein Schlüsselgutachten“, sagt Planungsdezernent Felix Blasch.
In der Bauzeit darauf zu achten, dass der Verkehr in den betroffenen Stadtteilen nicht zum Erliegen kommt, hatte zuletzt noch einmal die SPD eingefordert. Insbesondere macht Sorge, dass die Bauzeiten mit denjenigen zum sechsstreifigen Ausbau der A40 kollidieren könnten. Auch sei sicherzustellen, dass der ÖPNV weiter funktioniere, etwa die am Vallourec-Gelände vorbeiführende Ringbuslinie 129. Blasch sagte jetzt im Planunungsausschuss zu, dies im Blick zu halten und auch im Verlauf der Planungen immer wieder öffentlich zu informieren. Klar ist wohl schon: Erst soll die Styrumer Tangente gebaut werden, damit nach dem Abriss der Fritz-Thyssen-Brücke zumindest eine funktionstüchtige Anbindung gegeben sein wird.
„Für uns ist die Entwicklung der Vallourec-Fläche ein Megaprojekt in Deutschland“
Zurück zu Investor CTP. Manager Timo Hielscher wirbt um Vertrauen, dass vor Ort etwas Zukunftsträchtiges entstehen wird. Dafür spreche schon, dass CTP seine Entwicklungsprojekte im Bestand halte: „Für uns müssen die Dinge sehr langfristig funktionieren.“ CTP war bisher im Schwerpunkt in Osteuropa aktiv. Die dortigen Gewerbeparks, auch mal bis zu 100 Hektar groß, sind aber auf grüner Wiese entstanden. Ein Projekt mitten im Ballungsraum, auf alter Industriefläche wie jetzt in Mülheim, unterscheidet sich da qua Restriktionen, die es geben wird. „Für uns ist die Entwicklung der Vallourec-Fläche ein Megaprojekt in Deutschland“, so Hielscher. So groß hat CTP in Deutschland noch nicht gebaut.
Wichtig zu betonen ist es CTP, dass man auf altem Vallourec-Grund nicht nur ein althergebrachtes Gewerbegebiet schaffen will, das sich montags in der Früh mit Leben füllt, aber nach der letzten Schicht am Freitag zur puren Ödnis verkommt. So solle etwa – wie eigentlich in jedem der eigenen größeren Gewerbeparks – ein „Clubhouse“ im nachhaltig gestalteten Park gebaut werden, das auch Frerizeitangebote biete. Dazu könnten Restaurants, Cafés, Geschäfte, Räume für Sport und Veranstaltungen, für soziale Kontakte, medizinische Einrichtungen oder anderes mehr zählen, heißt es.
Ähnliches habe CTP bereits in Bor, Ostrava oder Brünn umgesetzt, so Hielscher. Im durchgrünten Gewerbepark soll die Aufenthaltsqualität auch durch Basketball-Plätze, einen Fitness-Trail, Grillplätze, Radwege oder dergleichen hoch sein. „Unser Ziel ist es, in Mülheim eine nachhaltige Projektentwicklung zu starten, die den Beifall der Öffentlichkeit findet und damit auch die Vermarktung erleichtert“, legt Hielscher die Messlatte hoch.
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