Mülheim. Die Stadt Mülheim will zur Erschließung des Vallourec-Areals die Fritz-Thyssen-Brücke abreißen. Nach Kritik präzisiert sie ihre Vorstellungen.
Die Ankündigung von Baudezernent Felix Blasch, zur Anbindung eines neuen Gewerbe- und Industrieparks auf dem Vallourec-Areal die Fritz-Thyssen-Brücke abreißen und eine neue Anbindung schaffen zu wollen, sorgt für Aufregung.
Im Entwurf des städtebaulichen Vertrags zur Entwicklung des rund 33 Hektar umfassenden Vallourec-Geländes haben Stadt und Investor CTP entsprechende Verabredungen zur Verkehrsentwicklung vor Ort getroffen, am 14. Dezember soll der Stadtrat den Weg freimachen für die finalen Vertragsverhandlungen.
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Stadt Mülheim plant Bau einer Rampe zur Mannesmannallee
Dort steht geschrieben, dass die Stadt die jetzige Brücke und insbesondere die Anbindung an die Mannesmannallee nicht für tauglich hält, um das künftig erwartete Volumen von Lkw-Verkehren hin zur A40 zu schultern. Die Brücke soll abgerissen werden, die Fritz-Thyssen-Straße (auch mit breiterem Fuß- und Radweg) in Zukunft bodengleich mit neuer, breiterer Rampe zur Mannesmannallee geführt werden.
Die Reaktionen im Netz auf die Nachricht dieser Tage waren heftig. „Die sind alle panne in der Stadtverwaltung“ und andere Beleidigungen fanden sich dort. „Ich hoffe, dass erst was Neues gebaut wird, bevor die Brücke abgerissen wird. Sonst wird der ganze Stadtteil und ein Hauptverkehrsweg abgeschnitten“, äußerte ein Diskutant seine Bedenken freundlicher. „Wie kämen dann Schüler von A nach B?“, fragt jemand anderes. Ein Verkehrschaos befürchten viele, sollte die Querverbindung zwischen Styrum und Dümpten während der Bauzeit länger nicht nutzbar sein.
Mülheims Baudezernent: Brücken-Neubau wäre „wesentlich teurer“
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Auf diese Kritik von SPD-Ratspolitiker Daniel Mühlenfeld angesprochen, bezog Dezernent Blasch jetzt im Wirtschaftsausschuss noch einmal dezidierter Stellung zu den Plänen, die – wie er betont – ja auch noch in ganz frühem Stadium und noch nicht ausgereift seien.
Blasch betonte dabei, dass die Fritz-Thyssen-Brücke mit ihrem markanten blauen Geländer ohnehin „alt und sanierungsbedürftig“ sei. Ein Neubau wäre seiner Sicht nach „wesentlich teurer“ als die favorisierte Lösung, die nun noch durch Verkehrsgutachter zu prüfen sein wird. Ein Neubau, so der Dezernent, würde „wahrscheinlich 24 Millionen Euro“ verschlingen – „zu teuer“.
Da die Brücke erst kurz vor der Mannesmannallee ende, könne man sie auch nicht ohne Weiteres erweitern. Mindestens ein aufwändiges Verfahren mit Teilabriss sei dafür notwendig, der Rest der Brücke müsse absehbar aber doch saniert werden. Und dann habe man am Ende eine alte Brücke mit ihren schmalen Fußgängerwegen und nicht vorhandenen Radwegen.
Vor Brückenabriss womöglich erst der Bau der Styrumer Tangente
Also Abriss als Vorzugsvariante der Verwaltung. Axel Hercher (Grüne) äußerte, wie Bürgerinnen und Bürger seine Bedenken, wie insbesondere ÖPNV und Radverkehr zwischen den Stadtteilen während der Bauzeit zu gewährleisten sein sollen. Autos könnten ja den Umweg über die A40 nehmen. Er forderte eine Prüfung ein, wie die Bauzeit möglichst kurz gehalten werden kann. Seine Überlegung: Vielleicht lasse sich die neue Rampe zur Mannesmannallee ja bereits unter der alten Brücke anlegen, solange diese noch stehe.
„Wir machen uns natürlich Gedanken darüber. Uns ist klar, dass wir die Einschränkungen so gering wie möglich halten wollen“, versicherte Blasch. Eine Überlegung sei, zunächst im Osten die Styrumer Tangente als Anbindung zur Oberhausener Straße in Styrum zu bauen, „um einen leistungsfähigen Anschluss“ zu haben, bevor die Brücke falle. Dies sei ein wahrscheinliches Szenario, auch weil man die Fritz-Thyssen-Brücke wohl erst noch benötige, damit beim Abriss der alten Vallourec-Hallen der Abtransport von Schutt gewährleistet sei. Eine alternative Überlegung laut Blasch: ein Provisorium an der Mannesmannallee, etwa eine Rampe neben der bestehenden Brücke.
Neue Anbindung zu Mülheims Gewerbepark soll Ende 2029 fertig sein
Im Vertragsentwurf liest sich der sehr ehrgeizige Zeitplan so: Bis Ende 2024 soll ein Verkehrsgutachten, das CTP in enger Abstimmung mit der Stadt beauftragen soll, vorliegen. Es soll ein Verkehrskonzept zum Ergebnis haben für das gesamte Umfeld des künftigen Wirtschaftsparks. 2027 sollen die Bauarbeiten für die neue Verkehrserschließung möglichst beginnen und bis Ende 2029 abgeschlossen sein.
Peter Beitz (FDP) fragte sich, ob Fördergelder für die seit mehr als 20 Jahren nicht realisierte Styrumer Tangente überhaupt noch greifbar seien, und darüber hinaus, ob die Grundstücke für jenen Straßenbau über altes Mannesmann-Areal überhaupt verfügbar seien. Zu letzterem äußerte sich Blasch im Wirtschaftsausschuss nicht. Zur Finanzierung sagte er, dass die Styrumer Tangente weiter gelistet sei für eine Förderung via Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Hier sei lediglich das Projekt zum Neubau an der Fritz-Thyssen-Straße neu anzumelden, wenn dafür die Planung stehe.
Beitz äußerte diesbezüglich Zweifel, ob es Fördermittel in Höhe von 80 Prozent der Baukosten geben wird, „wenn wir eine funktionierende Brücke niederlegen“.
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