Mülheim. Offenbar stehen nach dem Crash zuletzt neue Investoren für Mülheims Vallourec-Fläche bereit. Das Buhlen um die Gunst der Politik beginnt.
Nachdem sich Mülheims Politik mit einem städtischen Vorkaufsrecht gegen den Verkauf der Vallourec-Fläche an die Logistik-Experten von Logicor gestemmt hat, buhlen nun offenbar neue Investoren um ihre Gunst.
Nach Informationen dieser Redaktion wollen sich jene neuen Kaufinteressenten am 21. August in Mülheim präsentieren. Eingeladen wurden demnach alle Ratsmitglieder und Vertreter der für Dümpten und Styrum zuständigen Bezirksvertretung 2. Dem Vernehmen nach soll es bereits ein Treffen mit Fraktionsvorsitzenden und Planungspolitikern gegeben haben.
Mülheim stemmt sich mit Vorkaufsrecht gegen Fehlentwicklung auf Vallourec-Fläche
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„Offensichtlich hoch interessant“ sei die Entwicklung, wird von zwei namhaften Investoren geredet, die unabhängig voneinander an der Mülheimer Fläche Interesse haben sollen. Auch in der jüngsten Einladung der Stadtspitze an die Politik sind sie nicht benannt. „Kein Kommentar“ heißt es dazu aktuell auch von einer Vallourec-Sprecherin.
Der französische Konzern, der seine Rohrproduktion in Mülheim und Düsseldorf-Rath noch in diesem Jahr auslaufen lassen will und fortan nur noch in Brasilien fertigen lassen will, ist offenbar bemüht, nicht noch einmal ins offene Messer einer öffentlichen Diskussion um potenzielle Käufer zu laufen. Weniger geräuschvoll soll nun ein Kompromiss mit der Stadt gesucht werden, die sich ein Vorkaufsrecht für einen symbolischen Euro hatte festschreiben lassen, um im Zweifel die Fläche an sich zu reißen, sollte Vallourec einen Käufer präsentieren, der die 33,5 Hektar große Industriefläche nicht nach Mülheimer Vorstellungen entwickeln will.
Logicor hatte Vallourec 40 Millionen Euro für die 33,5 Hektar in Mülheim geboten
Eben dieses Negativurteil hatte der Stadtrat gefällt zu den Plänen von Logicor, einem Projektentwickler unter chinesischem Einfluss. Logicor hatte Vallourec 40 Millionen Euro für das Areal geboten und mit seinem Entwicklungskonzept (je ein Drittel kleinteiliges Gewerbe, Logistik und Industrie) bei Verwaltung und Politik überhaupt nicht überzeugt.
Die Stadt hat mit sehr großem politischem Votum im Rücken in einem Bebauungsplan-Entwurf festgeschrieben, was sie einem Investor abverlangt. So ist etwa das Ziel formuliert, keine Logistik auf der Fläche zuzulassen. Stattdessen streben Stadtspitze und Politik die Ansiedlung neuer Betriebe an, die mehr (und hochwertigere) Arbeitsplätze versprechen als Betriebe zum reinen Warenumschlag.
Stadt Mülheim will auch Flächen für neue Industrie vorhalten
Auch will die Stadt das Firmenareal neu aufgliedern, um es kleinteiliger nutzbar zu machen. So will sie zwischen den heutigen Werksbahngleisen und Schützen- sowie Gustavstraße im Westen des Areals eine industrielle Nutzung künftig ausschließen; in dieser Nähe zur Wohnbebauung soll nur nicht störendes Gewerbe Platz finden. An anderer Stelle sollen mittelgroße und kleinere Betriebe verschiedener Branchen, auch Industrie, ansiedeln können. Die Schienenanbindung soll Ausstattungsmerkmal am Standort bleiben.
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