Mülheim. Der Betriebsrat hat nach der Ankündigung von Vallourec, die deutschen Werke verkaufen zu wollen, die Mitarbeiter in Mülheim zusammengetrommelt.
Zum Wechsel von Früh- auf Mittagsschicht hat der Betriebsrat im Mülheimer Vallourec-Werk am Donnerstagmittag die Mitarbeiter zusammengetrommelt, um sie über die Absicht des Konzerns zu informieren, die deutschen Werke zu verkaufen. In Richtung Vallourec-Management fielen deutliche Worte, von Missmanagement war die Rede.
„Das Management hat einfach nur versagt“, sagte etwa der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Ousama Bouarous. Er erinnerte daran, dass die Belegschaft seit Jahren Schritte zur Restrukturierung des Stahlrohr-Produzenten mitgegangen sei, erheblichen Verzicht geübt habe. Die Unternehmensleitung habe es derweil sträflich vernachlässigt, für die Sicherung der 750 Arbeitsplätze in Dümpten zu investieren.
Vallourec-Betriebsrat: „Traurig, traurig, traurig, wie ideenlos das Management ist“
Im Gespräch mit dieser Redaktion prangerten Bouarous und Betriebsrats-Chef Andreas Peters insbesondere an, dass die Firmenleitung es versäumt habe, Projekte zur Erweiterung des Mülheimer Produktportfolios entscheidend voranzutreiben, so für Rohre zum Transport für Wasserstoff, zur Befestigung von Offshore-Anlagen oder für die Geothermie. Im Gegensatz zur Belegschaft habe man hier „halbherzig“ agiert.
Die Wut auf die französischen Konzernlenker ist groß, das wurde am Donnerstagmittag am Werkstor deutlich. „Traurig, traurig, traurig, wie ideenlos das Management ist“ ist da zu hören und die Enttäuschung darüber, dass niemand aus der Konzernführung die Chuzpe hatte, am Donnerstag, am Tag nach der Verkündung, die deutschen Werke verkaufen zu wollen, persönlich vor die Belegschaft zu treten. Die hinter verschlossenen Türen vorbereitete Konzernentscheidung treffe die Mitarbeiter und ihre Familien „wie ein Hammerschlag“, so Peters.
„Wir haben kein Kosten-, wir haben eine Managementproblem“
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IG-Metall-Vertrauensmann Steffen-Lutz Wardel nannte das Vorgehen der Konzernführung „feige“ und „respektlos“ den Mitarbeitern gegenüber, die in großer Zahl dem Betrieb seit ihrer Ausbildung die Treue hielten. Schon in den vergangenen Jahren habe die französische Konzernzentrale offenbart, dass nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt des Unternehmertums stehe, sondern allein die Marge. „Wir haben kein Kosten-, wir haben eine Managementproblem“, appellierte Wardel an seine Kollegen, „noch enger zusammenzurücken“ und der Unternehmensleitung in den anstehenden Verhandlungen die Stirn zu bieten.
Aufgeben wollen Betriebsräte und IG Metall die Hoffnung nicht, mit einem Investor und seinem Zukunftskonzept, das auf das Knowhow der Mitarbeiter setzt, fortbestehen zu können. IG-Metall-Sekretär Dirk Horstkamp sagte, mit einem Investor eine Best- oder Fair-Order-Vereinbarung zu Standort- und Beschäftigungssicherung treffen zu wollen.
Auch er kritisierte das Vallourec-Management scharf, insbesondere für die Aussage, dass die deutschen Standorte dauerhaft nicht rentabel zu betreiben seien. Horstkamp verglich es mit einem Privatmann, der sein Auto verkaufen wolle, es aber vorher schlechtrede. „Das ist einfach schwach“, konterte er die entsprechenden Aussagen der Vallourec-Führung.