Mülheim. Aurelis hat Probleme mit der Entwicklung einer alten Mannesmann-Fläche, auch andere Projekte in Mülheim werden Zeit brauchen. Ein Überblick.

Nachdem es vor wenigen Jahren noch schien, als ginge nichts mehr in puncto Gewerbeflächen-Entwicklung am Wirtschaftsstandort Mülheim, sind aktuell mehrere Projekte angestoßen. Doch so zeitnah werden sie sich nicht realisieren lassen. Nun ist auch die Entwicklung einer ehemaligen Mannesmann-Fläche ins Stocken geraten.

Das erklärte Projektentwickler Aurelis auf Anfrage der Redaktion. Im Herbst 2019 hatte das Unternehmen aus dem hessischen Eschborn ein rund 7,8 Hektar großes Grundstück – etwa elf Fußballfelder groß – zwischen der Neustadtstraße und Dümptener Straße in Styrum von der Salzgitter AG übernommen. Zum Gelände gehört das Areal, auf dem zunächst die Hochschule Ruhr West und zuletzt die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Containern unterrichtet haben. Rund ein Drittel der 543 Container hat die Stadt zur Erweiterung von Schulen erworben. Erste Container sind abtransportiert und zur Schildbergschule verbracht; nächste Woche wandern 28 Container zur Luisenschule. Ein einziger Pächter ist aktuell auf der Fläche ansässig: Der Lieferdienst Picnic unterhält dort ein Warenverteillager.

Ein Teil der ehemaligen Container-Hochschule an der Dümptener Straße in Mülheim ist bereits abgebaut. Die Stadt hat Container gekauft zur Erweiterung ihrer Schulen.
Ein Teil der ehemaligen Container-Hochschule an der Dümptener Straße in Mülheim ist bereits abgebaut. Die Stadt hat Container gekauft zur Erweiterung ihrer Schulen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Aurelis will auf altem Mannesmann-Gelände in Mülheim Unternehmer-Park bauen

Im Norden des ehemaligen Mannesmann-Werksgeländes will Aurelis einen seiner Unternehmer-Parks bauen. Diese zeichnen sich laut einem Image-Video durch Werkhallen und Büroimmobilien aus, die sich flexibel an zukünftige Entwicklungen, etwa das Wachstum einer Firma, anpassen lassen. An der Heerstraße in Duisburg-Hochfeld hat Aurelis im Mai 2020 seinen ersten Unternehmer-Park angefangen zu bauen.

Aurelis-Sprecher Dirk Dratsdrummer
Aurelis-Sprecher Dirk Dratsdrummer © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In Mülheim sei das Projekt noch nicht weiter gediehen, sagte nun Aurelis-Sprecher Dirk Dratsdrummer. Auch sei es unternehmensintern in der Priorität nicht ganz vorne, sondern tatsächlich „etwas nach hinten gerückt“. Das liege etwa darin begründet, dass Aurelis zwischenzeitlich bereits Baugenehmigungen für andere Projekte erhalten und dort teilweise bereits mit der Erschließung begonnen habe, so im Unternehmer-Park an der Baumstraße in Duisburg. Auch seien einige Hochbau-Projekte, etwa im Duisburger Mercator-Quartier, noch zum Abschluss zu bringen.

Problem aufgetaucht: Durch alle Baufelder laufen Versorgungsleitungen

Dratsdrummer verweist auch auf die Baukostenentwicklung der vergangenen Monate, die dazu beigetragen habe, dass in vielen Bereichen der Immobilienwirtschaft Projekte vorerst zurückgestellt wurden. Für Mülheim gelte aber: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ An den Zielen habe sich nichts geändert. Allerdings sind auf dem Areal in Styrum Probleme aufgetaucht, die herausfordernd für die Planungen sind. So berichtet Dratsdrummer, dass man „ein Leitungsproblem“ ausgemacht habe. So ziehe sich ein Entwässerungskanal quer durch alle Baufelder. Das sei problematisch, wenn später einmal Schäden am Kanal zu beheben seien.

Dieses Luftbild zeigt die Aurelis-Entwicklungsfläche (Dreieck) mit dahinterliegendem Industriegebiet in Mülheim-Styrum.
Dieses Luftbild zeigt die Aurelis-Entwicklungsfläche (Dreieck) mit dahinterliegendem Industriegebiet in Mülheim-Styrum. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Insgesamt sei zu prüfen, wie und ob Versorgungsleitungen auf dem alten Industrieareal zu verlegen seien. So werden nicht allzu zeitnah Neubauten entstehen. Wann ein Bauantrag eingereicht werden kann, vermag Dratsdrummer aktuell nicht zu prognostizieren.

Parkstadt Mülheim: Vermarktung der alten Tengelmann-Zentrale feiert Erfolge

Die Gewerbeflächennot Mülheims besteht fort. In der Stadt sind zwar reichlich Entwicklungen in der Pipeline, doch an vielen Orten sind noch viele Hürden zu nehmen. Allein auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal (Parkstadt) macht die Reaktivierung der alten Konzernzentrale mit neuen Mietern große Fortschritte. 43.000 von 63.000 Quadratmetern sind dort bereits vermarktet, wie ein Vertreter von Investor Soravia jüngst bei einem Rundgang erklärte.

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Andere vielversprechende Potenzialflächen für Gewerbe und Industrie machen Stadtplanern und Politik noch viel Arbeit. Beispiel Vallourec: Hier hat der Konzern, der Ende des Jahres seine Röhrenproduktion in Deutschland einstellen will, jüngst mit Logistik-Spezialist Logicor einen Grundstückskäufer präsentiert. Mülheims Politik ist wild entschlossen, dem Käufer in die Parade zu fahren und ein Vorkaufsrecht der Stadt geltend zu machen, das im Zweifel erst noch gerichtlich durchzuboxen wäre. Sollte die Stadt zum Zuge kommen, stehen noch Abriss, Altlastensanierung und Planung an. Das wird viele Jahre dauern.

Vallourec, Mülheim-West, Flughafen: Entwicklung von Gewerbeflächen wird dauern

Noch ganz am Anfang ist auch das große Stadtentwicklungsprojekt „Mülheim-West“, mit dem Stadt und Grundstückseigentümer aus der Wirtschaft das Areal an der Ruhr zwischen den Ruhrbania-Baufeldern 3 und 4 in der Innenstadt sowie den Flächen von Aldi-Süd und RWW in Styrum neu ordnen wollen, so dass sich dort auf Brachen unter anderem neue Firmen ansiedeln können. 39 Hektar zwischen Ruhr und Friedrich-Ebert-Straße sollen entwickelt werden. Ende des Jahres soll zumindest schon mal der Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs gekürt sein. Danach wäre aber auch noch reichlich zu tun. An diesem Montag gibt es eine erste Bürgerbeteiligung zum Projekt: von 18 bis 20 Uhr in der Friedrich Wilhelms-Hütte (Werkszufahrt), Friedrich-Ebert-Straße 125. Anmeldung ist erforderlich unter 0208/455-6119 oder

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Auch die Planungen für ein Gewerbegebiet am Flughafen stehen noch relativ am Anfang. Hier liegt ein städtebaulicher Entwurf als Wettbewerbssieger vor. Die Politik muss aber erst einmal entscheiden, ob sie Variante A (12,2 Hektar für Gewerbe und Beibehaltung des Flughafens) oder Variante B (27,7 Hektar bei Aufgabe des Flugbetriebs im Jahr 2034) weiterverfolgen will.

Und auch an der Oberheidstraße in Dümpten und an der Blücherstraße in Heißen wird so schnell kein Gewerbe ansiedeln, auch wenn diese Standorte im Fokus von Wirtschaftsförderung und Politik sind. Beide Flächen werden vorerst für die Flüchtlingsunterbringung weitergenutzt beziehungsweise frei gehalten.

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