Mülheim. Sein bisher größtes Center hat der Online-Supermarkt Picnic eröffnet. Von Mülheim-Styrum aus sollen fortan alle Stadtteile beliefert werden.
Lieferanten von Lebensmitteln gehören zu den Gewinnern der Pandemie. Seit letzter Woche betreibt der Online-Supermarkt Picnic sein mit 17.000 Quadratmetern bisher größtes Verteilcenter in Mülheim-Styrum. 400 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Wer in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, dürfte in den vergangenen Tagen schon den Eindruck bekommen haben, dass sich in Sachen Picnic in Mülheim bald etwas tut. Ein ums andere Mal tauchten die Werbeanzeigen des Unternehmens bei Instagram und Co. auf.
9500 Mülheimer Haushalte haben bereits die App heruntergeladen
Was bei den Mülheimerinnen und Mülheimern aber nicht unbedingt für Begeisterung sorgte. „Werbung machen, aber keine Kapazitäten haben“, schimpfte etwa eine Nutzerin. „Ich bin bereits angemeldet und warte seit 15 Monaten, dass es losgehen kann“, bemängelte eine andere.
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Tatsächlich will Picnic nun mit der Eröffnung des sogenannten Fulfillment-Centers die zum Teil ellenlangen Wartelisten abarbeiten. Nach dem Bereich Linksruhr sollen nun auch alle anderen Stadtteile beliefert werden. 9500 Haushalte haben nach Picnic-Angaben bereits die App installiert.
Lebensmittel zu bestellen gehört mittlerweile zur Normalität
„Beim Start mussten wir noch Überzeugungsarbeit leisten, aber mittlerweile ist es normal geworden, Lebensmittel online zu bestellen“, sagt Richard Streck aus dem Marketing-Team von Picnic. Viele Unternehmen hätten sich davor gescheut, weil sie vor großen Herausforderungen gestanden hätten, die Waren auch entsprechend gekühlt beim Kunden abzuliefern.
In das neue 16.000 Quadratmeter große Center an der Neustadtstraße ist auch eine eigene Kühlhalle integriert. „Das ist der größte Kühlschrank im Ruhrgebiet nach der Skihalle“, scherzt Streck. Über Messgeräte wird bei jeder Lieferung die richtige Temperatur überprüft.
Industriehalle in Mülheim-Styrum ist über 70 Jahre alt
Fahrer und Lagermitarbeiter werden noch gesucht
Gesucht werden für das neue „Fulfillment-Center“ noch Fahrerinnen und Fahrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lagerbereich. Bezahlt werden nach Angaben des Unternehmens schon jetzt mehr als zwölf Euro Mindestlohn.
Darüber freute sich beim Vor-Ort-Termin auch Oberbürgermeister Marc Buchholz. „Mülheim profitiert nicht nur von einer Vielzahl neuer Arbeitsplätze in einer wachsenden modernen Branche, sondern auch von dem umfangreichen Angebot Picnics. Darüber hinaus trägt Picnic durch sein Lieferkonzept zu einem nachhaltigen Stadtverkehr bei“, so Buchholz.
Die über 70 Jahre alte Industriehalle wird morgens von den Produzenten und von Edeka beliefert und soll im besten Fall abends leer sein. Vor allem frische Lebensmittel sollen nicht übrig bleiben. Vom „Fulfillment-Center“ werden die Waren an die regionalen Verteilstellen, die sogenannten „Hubs“ weitergereicht, ehe sie von dort aus an die Kundinnen und Kunden ausgeliefert werden. Picnic spricht nicht von Fahrerinnen und Fahrern, sondern von „Runnern“. „Ja, manchmal braucht man hier ein eigenes Lexikon“, gesteht Streck.
Einer dieser Hubs ist direkt in den neuen Standort integriert, zudem soll noch ein zusätzliches Lager für Saisonware wie etwa Weihnachtsartikel eröffnen. Das ehemalige Tengelmann-Lager wurde innerhalb weniger Monate mit jeder Menge Regalreihen ausgestattet, aber auch mit eigens kreierten Maschinen, die die aus drei Fächern bestehenden Lieferkisten mit Plastiktüten befüllen. So sollen frische Lebensmittel von Dingen wie Waschmitteln getrennt werden.
Höhe des Gebäudes sorgte für Herausforderungen
„Da das Gebäude so hoch ist, mussten wir ein bisschen kreativ sein“, berichtet Pim Ewijk aus dem Führungsteam von Picnic. Zum Teil mussten niedrigere Decken eingezogen werden. „Der Brandschutz war tatsächlich die größte Herausforderung“, sagt auch Jessica Evers vom Vermieter Aurelis.
Aktuell beschäftigt Picnic in Styrum knapp 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zahl soll aber noch auf 400 steigen. „Wir wollen der enormen Nachfrage gerecht werden“, betont Standortleiter Alexander Aufmuth.