Mülheim. Zum Aschermittwoch gehört das Katerfrühstück – auch für Mülheims Wirtschaft. Ob der Mülheimer Standort sein Potenzial voll ausschöpft, war Thema.

Pünktlich zu Aschermittwoch kam die Mülheimer Wirtschaft zum Katerfrühstück zusammen. Ganz nüchtern ging es um Zahlen – die Position in Rankings zum Vergleich mit anderen Kommunen bereitet manchem Kopfschmerzen, heiter ging es indes weiter mit dem „Quizgott“ aus der Nachbarstadt.

Wie die Lage der Betriebe vor Ort ist, mit welchen Hürden Unternehmen zu kämpfen haben und wo sich Perspektiven für den Standort abzeichnen, tischte Hanns-Peter Windfeder, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft, beim Katerfrühstück auf. Auch wenn die Signale aus der Wirtschaft inzwischen wieder ein wenig robuster seien, so sei der Pessimismus angesichts von Krieg, Energiekrise und Inflation nicht überwunden.

Mülheimer Wirtschaft sieht wichtige Signale durch Flächenentwicklung

Gleichwohl sei Mülheim auf einem guten Weg, urteilte Windfeder und machte seine Einschätzung vor allem daran fest, dass „der Wirtschaftsstandort bei Politik und Verwaltung oben auf der Agenda steht, handelnde Personen und Strukturen da sind, Kommunikation und Zusammenarbeit gut“ klappe. Mittlerweile seien „endlich Projekte in der Pipeline, die die Stadt wirklich wieder nach vorne bringen können“.

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Konkret bezog sich Windfeder damit auf die inzwischen angestoßene Flächenentwicklung – über Jahre wunder Punkt des Wirtschaftsstandortes Mülheim. Nun seien mit der Planung für das Projekt Mülheim-West, bei dem 39 Hektar am Ruhrufer städtebaulich entwickelt werden sollen, dem Fortschritt auf dem Flughafengelände, Stichwort elektrisches Fliegen – „es tut sich was, die WDL investiert, und auch in der Diskussion bewegt sich was“ – sowie der Fläche des Vallourec-Geländes, für das die Stadt ein Vorkaufsrecht hat, entscheidende Weichen gestellt.

Vallourec-Areal sei als Industriefläche besonders wertvoll für den Standort Mülheim

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Mit Blick auf das Firmenareal von Vallourec betont Windfeder, dass die Fläche als Industriegebiet besonders von Belang sei. Dass nun mit Logicor ein Unternehmen aus der Logistik möglicher Käufer wird, hält der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft, für „richtig und sinnvoll“, eine Ansiedlung müsse aber langfristig und nachhaltig sein. Denn aus seiner Sicht seien vorrangige Ziele, „Arbeitsplätze zu schaffen, Gewerbesteuer zu generieren und die mittelständisch geprägte Struktur zu erhalten“.

Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz, Hanns-Peter Windfeder, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft, Kerstin Einert-Pieper, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft und „Quizgott“ Sebastian Jacoby (v.l.) beim Katerfrühstück der Mülheimer Wirtschaft.
Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz, Hanns-Peter Windfeder, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft, Kerstin Einert-Pieper, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft und „Quizgott“ Sebastian Jacoby (v.l.) beim Katerfrühstück der Mülheimer Wirtschaft. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Auch wenn die Mülheimer Wirtschaft derweil auf einem guten Weg sei, sei noch Luft nach oben, betonte der Verbandsvorsitzende und zog Städterankings heran, in denen Mülheim eher im unteren Drittel rangiert, so etwa beim Arbeitsmarkt (Platz 55 von 71), bei der Wirtschaftsstruktur (Platz 45 von 71) und bei der Digitalisierung der Verwaltung (Platz 80 von 81). „Da müssen wir aufholen“, versuchte Windfeder die rund 90 Gäste zu motivieren. Und auch in Sachen Arbeitskultur sieht er Verbesserungsbedarf: „Was mich ärgert, ist, dass sich manche während Corona in der Komfortzone eingerichtet haben.“ Sein Appell: Raus aus dem Homeoffice, denn „so werden wir nix wuppen“, der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens müsse wieder im Vordergrund stehen und nicht die persönliche Gemütlichkeit. Dafür erntete Windfeder Applaus.

Mülheimer Betriebe leiden unter dem Fachkräftemangel

Dass Forderungen wie ein hohes Maß an Homeoffice und weitere Faktoren, die die Work-Life-Balance begünstigen sollen, inzwischen bei nahezu jedem Bewerbungsgespräch zur Sprache kommen, betonte beim Katerfrühstück der Mülheimer Wirtschaft auch Kerstin Einert-Pieper, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft. Der Fachkräftemangel habe dazu geführt, dass ein Arbeitnehmermarkt entstanden sei, auf dem Bewerbende ihre Bedingungen aufstellen und sich ein regelrechter Wettbewerb um Arbeitskräfte entwickelt habe.

Zu einem Wettbewerb der heiteren Art lud der aus dem TV bekannte „Quizgott“ Sebastian Jacoby die Gäste des Katerfrühstücks ein. Kurzweilig präsentierte der mehrfache Deutscher Quizmeister, der mit seiner Familie in Duisburg lebt, Wissenswertes in Form von Quiz-Fragen passend zum Karnevalsende rund um Kater, Asche und Züge und ließ die Tischgruppen gegeneinander antreten. Für diejenigen, die ihr Wissen testen möchten, eine Frage aus dem Katalog, an dem sich die Wirtschaftsvertreter messen mussten: Um wie viel Uhr fährt Miss Marples Zug im gleichnamigen Film ab Paddington?