Mülheim. Planer haben Entwürfe für einen Gewerbepark mit oder ohne Flugbetrieb am Flughafen Essen-Mülheim vorgelegt. Wie der Sieger-Entwurf aussieht.
Mit einigem Zeitverzug, offenbar auch wegen Abstimmungsbedarfs mit der Stadt Essen als Mitgesellschafterin des Flughafens, hat Mülheims Stadtverwaltung jetzt das Ergebnis des Wettbewerbs-verfahrens zur Entwicklung der Flughafen-Fläche auf den Raadter Höhen veröffentlicht. Am Ende soll die Entscheidung stehen, ob es doch eine Zukunft für den Flughafen über das Jahr 2034 hinaus geben wird.
Zwei städtebauliche Konzepte hatten drei ausgewählte Planungsbüros zu entwerfen. Eine grundsätzliche Maßgabe war dabei, einen „städtebaulich hochwertigen, innovativen Gewerbepark mit allen zeitgemäßen Nachhaltigkeits- und Mobilitätsansprüchen" zu skizzieren. In je zwei Szenarien sollten die Fachplaner zusätzlich aufzeigen, was in dieser Hinsicht entweder mit oder ohne Weiterbetrieb des Flughafens über das Jahr 2034 hinaus möglich werden könnte.
Bis zu 27,7 Hektar Gewerbefläche sind am Flughafen Essen-Mülheim skizziert
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Je nach Variante, sollten die Planer eine Gewerbefläche entwerfen, in der Größenordnung von 12,2 beziehungsweise – bei Aufgabe des Flughafens – 27,7 Hektar. Der Gewerbepark soll, laut politischer Vorlage, vorrangig für kleine und mittlere Unternehmen, Start-ups rund um wissensbasiertes und technologieorientiertes Gewerbe, beziehungsweise als Standort für innovative Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Hochschulen entwickelt werden. Verortet sein soll er im Süden der Brunshoffstraße. Käme es zur Aufgabe des Flughafenbetriebes, soll eine künftige Bebauung bis nahe ans heutige Rollfeld heranreichen, also fast bis zur Mitte ins Gelände hineinragen.
Bereits Ende Oktober brütete eine Fach- und Sachjury mit sieben stimmberechtigten Mitgliedern, darunter vier ortsfremde (Landschafts-)Architekten und Stadtplaner sowie Mülheims Planungsdezernent Felix Blasch, Christina Küsters (CDU) und Oliver Linsel (Grüne) als maßgebliche Mülheimer Planungspolitiker, über den Entwürfen und sprach sich für einen Wettbewerbssieger aus.
Düsseldorfer Planungsbüro gewinnt Wettbewerb für Mülheimer Flughafen-Areal
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Dass es mehr als zwei Monate bis zur Veröffentlichung des Siegerentwurfs dauerte, erklärten Dezernent Blasch und OB Marc Buchholz mit den Sitzungsfolgen der Ratsgremien in Essen und Mülheim. Buchholz hatte aber auch angedeutet, dass es in den zwei Städten offenbar weiter streitbare Themen gibt. Der OB hat sich bekanntlich schon im Kommunalwahlkampf 2020 dafür ausgesprochen, dem Flughafen, entgegen der alten Ratsbeschlüsse beider Städte, eine Perspektive über 2034 hinaus einräumen zu wollen. Er will bis Ende des Jahres eine Entscheidung zur Zukunft des Flughafens stehen haben, hatte er zuletzt gegenüber dieser Redaktion als Ziel ausgerufen.
Die Jury hat jedenfalls laut Bericht der Verwaltung einstimmig das Düsseldorfer Planungsbüro Rheinflügel Severin mit seinen Rahmenplanungen zum Sieger gekürt. Die Entwürfe von de Zwarte Hond (Köln) erhielten eine Anerkennung, jene von „Tobe.Stadt“ (Frankfurt) fielen durch.
Breite Grünachse soll mögliches neues Gewerbegebiet durchziehen
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Zum Siegerentwurf: Das Büro Rheinfügel Severin plant im Süden der Brunshoffstraße, entsprechend der Entwicklungsszenarien, zwei Bänder mit Gewerbebauten. Diese sind von einer breiten Grünachse, wie sie sonst kein Wettbewerber vorgesehen hat, durchzogen. Sie soll „zahlreiche Sportangebote“ bieten. Das Büro hat viergeschossige Hochgaragen für Berufspendler eingeplant sowie drei Zufahrten von der Brunshoffstraße aus. Die Erdgeschossflächen der Garagenhäuser sollen für andere Nutzungen zur Verfügung stehen – etwa kleine Läden oder ein Bistro, auch ein lange schon in Raadt eingeforderter Lebensmittelmarkt steht zur Debatte. Mindestens einen Quartiersplatz soll es geben, für einen möglichen weiteren stellen sich die Planer einen Skatepark vor. Hier hatte die Jury aber Zweifel, ob dies der richtige Ort für eine solche Anlage sei.
Architektonisch will man sich flexibel halten für etwaige spätere Ansiedlungen; einzelne Baufelder sollen auch zusammengelegt werden können. Drei- bis viergeschossige Bauten schweben den Planern vor, die mehr in die Tiefe des Raumes angelegt sind als in die Breite an der jeweiligen Straßenfront. So sollen zwischen den Gewerbebauten ebenfalls attraktive Grünflächen entstehen, die zum Aufenthalt einladen. Versprochen werden zudem für den Fall der Flughafen-Aufgabe „attraktive Übergänge zu den geschützten Wiesenflächen“ ringsum.
Kaltluft, Anwohnerschutz und Co.: Jury und Fachämter sehen Nachbesserungsbedarf
Im Wettbewerbsverfahren hatten Beteiligte, darunter auch Vertreterinnen und Vertreter städtischer Fachämter und der Flughafengesellschaft, schon Nachbesserungsbedarf ausgemacht, das Fazit der Juroren lautete aber: „Insgesamt überzeugt der Entwurf mit einem schlüssigen Ansatz für ein hochwertiges Gewerbegebiet mit den vielfältigen Anforderungen aus Artenschutz, Freiraum und Landschaft.“ Mit einigen Korrekturen sei das städtebauliche Konzept auch mit dem Flugbetrieb in Einklang zu bringen. Insgesamt, so stellte die Jury heraus, sei jener Entwurf der Frankfurter Stadtplaner auch der wirtschaftlichste im Entwicklungsszenario mit weiterem Flughafenbetrieb, weil er einen hohen Gewerbeflächenanteil ausweise.
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Daran entzündet sich aber auch Kritik. Gewährleistet die vorgezeichnete Baustruktur den Abfluss der stadtklimatisch wichtigen Kaltluft ins Rumbachtal? Die Kaltluft-Thematik sei noch mal näher zu beleuchten, heißt es. Ebenso Auswirkungen durch Verschattung und die Nähe der skizzierten Bebauung zum Wohnumfeld, auf Verkehrsbelastungen und die Natur. Auch der Umgang mit Regenwasser und das Thema Energieerzeugung und -speicherung seien Aspekte, die im Rahmenkonzept unzureichend behandelt seien. Dach-Photovoltaik und extensive Begrünung hatten die Planer in ihren Überlegungen bereits berücksichtigt.
Flughafen-Entscheidung naht: Flugbetrieb auch nach 2034?
Bezirksvertretung, Planungsausschuss und Stadtrat sind ab dem 26. Januar zunächst einmal nur aufgefordert, das Wettbewerbsergebnis zur Kenntnis zu nehmen. Im ersten Quartal wird sich Mülheims Stadtverwaltung mit dem Essener Rathaus abstimmen, in welchem Verfahren ein politischer Beschluss zur Grundsatzentscheidung herbeigeführt werden soll: Soll der Flughafenbetrieb doch über 2034 hinaus gesichert werden oder bleibt es beim einst getroffenen Ausstiegsbeschluss?
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