Mülheim. Tengelmann, Lindgens, Dohne, aber auch der Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums sind große Mülheimer Projekte. Eine Vorschau auf die Stadtplanung 2020.
Stadtplaner Felix Blasch kündigt einige spannende Projekte zur Stadtentwicklung an. Hier ein Überblick, was sich in 2020 tun soll. Ein umstrittenes Wohnbau-Projekt liegt vorerst aber auf Eis.
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„Wir sind eigentlich für die nächsten Jahre voll ausgebucht“, sagt Blasch. Viele Stadtplanungsprojekte seien in Vorbereitung, den städtischen Gestaltungsbeirat erreichten einige Entwürfe. Wie jüngst die ersten Ideen für eine Nachnutzung des 14 Hektar großen Tengelmann-Areals in Speldorf, unter anderem mit einem 15-geschossigen Wohn-Hochhaus.
Lindgens-Bebauung: Kann der zusätzliche Verkehr abgewickelt werden?
Eines der großen Stadtentwicklungsprojekte findet am Kassenberg statt. Für das ehemalige, mittlerweile in großen Teilen geräumte Areal der Lederfabrik Lindgens liegt seit Juni 2020 ein städtebaulicher Entwurf vor. Der im Wettbewerb gekürte Entwurf des Büros „rha reicher haase associierte“ (RHA, Aachen) und des Landschaftsarchitekturbüros „club L 94“ aus Köln sieht neben einer Gewerbenutzung in dem alten Gebäudebestand entlang der Düsseldorfer Straße 360 statt der ursprünglich anvisierten 200 Wohneinheiten vor.
„Wir werden mit der SMW als Investorin jetzt richtig einsteigen in die Bearbeitung“, kündigt Blasch an. Aufgrund der nun massiver angedachten Bebauung muss ein neues Verkehrsgutachten für die Belastung zwischen Kölner Straße in Saarn und Mühlenberg-Kreuzung an der Stadthalle her. Läge es vor, sei zu schauen, ob SMW die Pläne abspecken müsse, so Blasch.
Klöttschen/Vereinstraße: Jury kürt alsbald den besten städtebaulichen Entwurf
Für ein weiteres Großprojekt erwartet Blasch Anfang dieses Jahres einen richtungsweisenden Impuls. Für das Areal zwischen Klöttschen und Vereinstraße wird eine Jury den besten von drei städtebaulichen Entwürfen küren. Für die Zeit, wenn an Ort und Stelle die Flüchtlingsunterkünfte abgebaut sein werden, strebt die Stadt laut Planungsdezernent Peter Vermeulen an, „die Ecke gründlich aufzuräumen“.
Eine Kita soll her, Wohnbebauung, Grünflächen sollen gesichert werden im Übergang von der Innenstadt zu Eppinghofen. Ist der beste Entwurf gekürt, könnte es laut Blasch schnell gehen. Wenn sich die Baupläne ohne Reibungen in die Nachbarschaft integrieren ließen, könne die Stadt gegebenenfalls darauf verzichten, einen Bebauungsplan aufzulegen.
Vermeulen: Hochbrücke am Tourainer Ring bleibt – vorerst
Apropos Klöttschen: Die Arbeiten für einen Zweirichtungsverkehr dort sind weit fortgeschritten. Aktuell laufen die Bauarbeiten für den benachbarten Tourainer Ring. Ursprünglich sollte auch die Hochbrücke des Tourainer Rings fallen, die parallel zur Bahnstrecke am Hauptbahnhof verläuft. „Das liegt auf Eis. Die Brücke wird erst mal bleiben“, sagt Vermeulen.
Sein Planungsamtsleiter Blasch ergänzt: „Die Frage nach dem Abriss wird sich dann stellen, wenn die Hochbrücke zu sanieren ist. Aber man muss es im Blick halten, wenn man mit der Innenstadt und Eppinghofen vorankommen will.“ Immerhin: 2020 soll laut Dezernent Vermeulen am Nordeingang des Hauptbahnhofes endlich der „Lichthimmel“ installiert werden, um dort für freundlichere Verhältnisse zu sorgen, wenn schon weiterhin nicht die gesamte Umgestaltung in Angriff genommen wird, für die es vor Jahren schon Pläne gab.
Holzstraße: Wohnen am alten Steinbruch und Ärger mit Kleingärtnern
Ein weiteres Großprojekt wollen die Stadtplaner in Broich in Angriff nehmen. An der Holzstraße soll städtebaulich eine Neuordnung stattfinden, in einem Bebauungsplan soll auch jener Teil des Steinbruchs Rauen für Wohnbebauung überplant werden, auf dem rund um die ehemalige Tennishalle zuletzt geflüchtete Menschen untergebracht waren.
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Die Planung birgt Zündstoff. Die Stadtplaner sehen es für erforderlich an, die Kleingartenanlage an der Holzstraße von ihrer jetzigen Stelle verschwinden zu lassen, eine Verlagerung auf einen anderen Teil der Bebauungsplan-Fläche steht in Rede. Kleingärtner hatten schon in der Vergangenheit dagegen protestiert. Mit dem Thema gehe man nun zunächst in den vorbereitenden Ausschuss für anstehende Änderungen des Regionalen Flächennutzungsplans, so Blasch. „Wahrscheinlich im Mai gehen wir damit dann in die Politik.“
Dohne: Bürgerversammlung zu Großprojekt soll im Februar stattfinden
Was die Stadtplaner sonst noch beschäftigt
Um dem Kämmerer Einnahmen zu verschaffen und einen entsprechenden politischen Auftrag zu erfüllen, muss die Stadt der Politik in diesem Jahr auch einige Beschlussvorlagen zum Verkauf städtischer Grundstücke unterbreiten, sagt Blasch, so etwa für Grundstücke an der Klosterstraße und am Fängerweg in Saarn. Das war 2018 beschlossen worden, um den Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen zumindest in Teilen zu kompensieren.
Des Weiteren wird das Technische Rathaus weiter viel beschäftigt sein mit den Großprojekten des Wohnungsbauunternehmens SWB etwa in Heißen-Süd und dem geplanten, 200 Millionen Euro schweren Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums . Auch ein neues Handlungskonzept zur Entwicklung der Innenstadt ist in Arbeit und soll im Frühjahr in die politische Diskussion gehen.
Und, zu guter Letzt: Auch die Gewerbeflächen-Planung soll vorankommen. Für die Kölner Straße/Erzweg in Selbeck ist ein Bebauungsplanverfahren im Januar eingeleitet worden. An der Heerstraße in Speldorf soll der Gewerbestandort gesichert werden. Und auch die Planungen zu Flächen für nicht störendes Gewerbe an der Oberheidstraße in Dümpten sollen rasch vorangetrieben werden.
Spannend wird es bleiben in der Auseinandersetzung mit Bürgern um eine Bebauung in bester Wohnlage an der Dohne. Dafür hatte Investor Bonava im November 2019 der Politik den Siegerentwurf aus einem städtebaulichen Wettbewerb präsentiert. Manch einer politischen Fraktion waren die skizzierten Bauten mit insgesamt 80 Wohnungen aber immer noch zu massiv. Das Stadtplanungsamt stellt für Februar eine Bürgerversammlung in Aussicht.
Ähnliche Proteste würde die Stadt erwarten, wenn sie die Planungen für eine Bebauung auf dem Ackerland zwischen Diepenbeck, Tinkrath- und Velauer Straße weiter vorantriebe. Doch in der Sache tut sich derzeit wenig. „Es ist ein sehr kompliziertes Verfahren, es gibt sehr viele Restriktionen“, sagt Blasch dazu. Schneller soll es gehen im Verfahren um eine neue Bebauung auf dem Gelände der Gärtnerei Rumbaum in Selbeck. Für den Hantenweg in Selbeck, wo entgegen der Kritik von Anwohnern auf großen Grundstücken acht Villen vorgesehen sind, kündigt Blasch an, die Pläne absehbar in die Offenlage zu bringen. Dann können Bürger Einwände erheben.