Mülheim. Nachbarn bringen Ideen für die Entwürfe eines neuen Quartiers in Eppinghofen ein. Kontroverse Debatte über Spielplätze, Parkplätze und Autos.

Neu gestalten und aufwerten möchten Stadtplaner das Viertel zwischen Klöttschen, Verein- und Uhlandstraße. Eine Kindertagesstätte, Wohnungen und Grünflächen sollen dort entstehen oder erhalten bleiben. Drei auswärtige Architekten- und Planungsbüros sollen dazu ihre Vorschläge einreichen. „Wir wollen die beste Lösung, die wir mit Ihren Anregungen umsetzen können“, erklärte Daniela Schulz, Leiterin der städtischen Bauleitplanung, beim Informationstreffen für Nachbarn im Stadtteilbüro Eppinghofen. Die Meinungen waren gespalten, reichten von „wir brauchen Parkplätze, keinen Spielplatz“ bis „das ist eine Chance, aber bitte vergrößern Sie die Fläche dafür“.

Einigen Nachbarn dauert Planverfahren zu lange

Einigen Teilnehmern erscheint das komplette Planverfahren bis zum ersten Spatenstich zu lang, weshalb Daniela Schulz auf mehrfache Nachfrage kein exaktes Datum für den Baubeginn nennen konnte. Mit der Aussage „in naher Zukunft“, waren einige Eigentümer und Mieter unzufrieden: „Wie lange dauert die nahe Zukunft – Jahre?“

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Auch wenn es nicht zum Thema des Abends gehörte: Ein Teil der Anwesenden klagte über „hohen Parkdruck und schlechte Verkehrsführung“ im Quartier. „Sie haben schon vor Jahrzehnten versäumt, die Vereinsstraße zu untertunneln. Jetzt machen sie den Klöttschen zur Zweirichtungsstraße und bauen den Tourainer Ring zum Autobahnzubringer aus.“ „Bevor Sie neue Häuser bauen, müssen Sie doch zuerst für genug Parkraum vor unseren Haustüren und eine ordentliche Verkehrsführung sorgen.“

Bis zur Uhlandstraße im Dichterviertel soll die Neuordnung des Eppinghofer Quartiers reichen. Bewohner fordern einen Fußweg zum Hauptbahnhof.
Bis zur Uhlandstraße im Dichterviertel soll die Neuordnung des Eppinghofer Quartiers reichen. Bewohner fordern einen Fußweg zum Hauptbahnhof. © FUNKE Foto Services | Robin Kunte

Jüngere verzichten auf persönliches Auto

Es kann auch eine Tief- oder Quartiergarage zu den Entwürfen der Planungsbüros gehören, sagte Daniela Schulz. Ein Stellplatz pro Wohneinheit ist vorgeschrieben. „Wir setzen auch auf andere Verkehrsmittel, weil das Viertel mit seiner Bahnhofsnähe gut angebunden ist.“ Einige Teilnehmer wollten das aber nicht glauben. „Es ziehen dann noch mehr Leute in diese Gegend. Das bringt noch mehr Autos.“ Dass vor allem Jüngere heute wieder auf das persönliche Auto verzichten, kam bei den Älteren nicht an.

Wie sich die Flächen verändern können, skizzierten die Mitarbeiterinnen des Planungsamtes ebenfalls. Die Bauformen sind völlig offen, Quader oder L-förmige Häuser, grüne Innenhöfe, kleine Hausgärten, eine Kita mit Spielplatz. „Wir brauchen auch eine Fußwegverbindung von der Uhlandstraße zum Bahnhof“, forderten Zuhörer. Alle Anregungen kamen ins Protokoll, „damit die Planungsbüros wissen, was sie für die Nachbarschaft entwickeln sollen“.

Architekten müssen sich an die vorgegebenen Kriterien der Stadt halten

Was dabei herauskommt, ist völlig offen. Eine Kommission wird später über den besten Entwurf entscheiden. Die Architekten müssen sich an die von der Stadt vorgegeben Kriterien halten. „Wir wollen die Grundstücke nicht an den Meistbietenden vergeben, sondern die Beste Lösung bekommt den Zuschlag“, betonte Schulz.

Im Plangebiet gilt Paragraph 34

Im Gestaltungsgebiet mit Klöttschen, Verein- und Uhlandstraße existiert kein Bebauungsplan, der klare Vorgaben zur Art und Weise einer Bebauung sowie der Freiflächen macht. In diesem Teil von Eppinghofen gilt der Paragraph 34 des Baugesetzbuches. Daher haben Architektenbüros für ihre Entwürfe viele Möglichkeiten.

Danach müssen sich Bauherren an Haushöhen der Umgebung orientieren. Alle weiteren Gestaltungsmerkmale sind frei. Welche Auswirkungen das erreichen kann, werden Anlieger demnächst in Saarn an der Otto-Pankok-Straße erkennen. Dort werden Mehrfamiliengebäude kleine Fachwerkhäuser überragen.

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„Warum reißen Sie die teuren Unterkünfte für Flüchtlinge wieder ab? Die können Sie doch für die Tagesstätte umbauen“, fragte eine Zuhörerin. „Das wird zu teuer und zu kompliziert“, antworteten die Stadtplanerinnen. Wann die Flüchtlingsunterkünfte am Klöttschen nicht mehr gebraucht werden, steht allerdings noch nicht fest. Aber das Ende sei absehbar.

Ein Luftbild aus dem Jahr 2012 zeigt die Freiflächen rund um die Vereinstraße. Damals waren die Flüchtlingsunterkünfte noch nicht gebaut.
Ein Luftbild aus dem Jahr 2012 zeigt die Freiflächen rund um die Vereinstraße. Damals waren die Flüchtlingsunterkünfte noch nicht gebaut. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Mamataxen bringen Staus auf den Klöttschen

„Die Flüchtlinge haben nur Fahrräder und sich gut hier eingelebt. Wenn dort ein Kindergarten mit fünf Gruppen entsteht, kommen morgens und nachmittags die Mütter m

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t ihren Autos. Dann ist der Klöttschen komplett dicht, die Luft wird unerträglich und es wird noch lauter. Brauchen wir überhaupt noch Kindergartenplätze hier?“, kam die nächste Frage. „Eindeutig Ja. Es fehlen Plätze für Kleinkinder und für Kinder über drei Jahren“, wussten die anwesenden Pädagoginnen. „Der Kindertransport hört erst auf, wenn Kitaplätze an den Wohnort gebunden werden, wie es früher bei Grundschulen war.“

Wie die Gestaltung der Gebäude aussieht und wie viele neue Wohnungen zwischen Klöttschen, Verein- und Uhlandstraße entstehen, ist nicht vorgegeben und daher noch offen. „Es geht bei den Entwürfen auch um Lebensqualität“, erklärt Schulz. Ein Zuhörer warb für die Begrünung von Fassaden. Ein anderer bat, auch die umliegenden Flächen und Gebäude einzubeziehen.

Zuerst soll eine Kindertagesstätte auf einem städtischen Grundstück entstehen

Zuerst soll, laut Daniela Schulz, die Kindertagesstätte auf einem städtischen Grundstück entstehen. „Danach werden die Gebäude in der Nachbarschaft gebaut – nach den von der Kommission ausgewählten Entwürfen und Vorgaben.“ Vor Mitte 2020 wird diese Jury keine Entscheidung treffen. Anschließend beginnt das Planverfahren.