Mülheim. 14 Hektar Tengelmann-Fläche gilt es in Mülheim neu zu planen. Jetzt hat ein Architekturbüro in vertraulicher Runde erste Ideenskizzen gezeigt.
Ein Architekturbüro hat dem städtischen Gestaltungsbeirat erste Überlegungen für eine Nachnutzung des Tengelmann-Areals in Speldorf präsentiert – mit einer weithin sichtbaren Landmarke inmitten des Grundstücks der ehemaligen Firmenzentrale.
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Wie diese Redaktion aus informierten Kreisen erfuhr, hat sich der städtische Gestaltungsbeirat in seiner Sitzung in der zweiten Januar-Woche erstmals mit einem städtebaulichen Entwurf für die 14 Hektar große Fläche beschäftigt. Der Gestaltungsbeirat tagt vertraulich, stimmberechtigte Mitglieder sind vier unabhängige Stadtplaner und (Landschafts-)Architekten. Sie sollen Verwaltung und Politik bei größeren Bauprojekten vorberatend zur Seite stehen und Empfehlungen aussprechen.
Mülheims Ruhrbania-Planer sind auch für Tengelmann unterwegs
Nun hat der Tengelmann-Konzern dem Beirat, dem nicht stimmberechtigt auch Mitglieder von Verwaltung und Politik beiwohnen, über das eingeschaltete Düsseldorfer Architekturbüro RKW (Rhode Kellermann Wawrowsky) erste Ideen zur Überplanung des Standorts vorstellen lassen. RKW ist in Mülheim keine Unbekannte. Das Büro hat einst das städtebauliche Konzept für Ruhrbania entworfen, es hat auch die Sanierung des Historischen Rathauses geplant.
Jetzt ist RKW eingeschaltet, um das Gelände zwischen Liebig- und Koloniestraße, zwischen Ulmenallee und Veilchenweg neu zu denken – und zwar so, dass sich Mülheimer Planungsverwaltung und Politik damit anfreunden können. Möglicherweise strittig werden könnte, in welchem Ausmaß Mülheim erneut Gewerbeflächen aufgibt zugunsten von Wohnbebauung. Tengelmann dürfte bestrebt sein, viel Wohnbebauung durchzusetzen, das mehrt die möglichen Verkaufserlöse. Wohnbebauung könne auch Sinn machen für das Areal, weil es von eben dieser umgeben sei, ist aus der Politik zu vernehmen.
15-stöckiges Hochhaus als Kristallisationspunkt?
Auch nördlich der Liebigstraße Pläne für Gewerbe
Die Stadtplaner werden bemüht sein, die Entwicklung am Tengelmann-Areal mit der auf den Brachflächen zwischen Liebigstraße und altem Speldorfer Güterbahnhof zu koppeln. Hierfür war im April 2017 ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet worden; es wartet allerdings seither auf die Fortführung.
Hochschulnahes Gewerbe sollte dort angesiedelt werden, hieß es seinerzeit. Auch ein Innovationszentrum war in Rede. Knackpunkt für die Entwicklung waren die Altlasten-Frage auf altem Schrottplatz-Areal, aber auch der mögliche Denkmalwert eines alten Abrollberges des Güterbahnhofs. Laut Planungsamtsleiter Blasch wird gerade dessen Unterschutzstellung vorbereitet.
Aus Teilnehmerkreisen der Beiratssitzung sind verschiedene Versionen zu hören, mit welcher Basis RKW nun in die Verhandlungen gegangen ist. Einmal ist die Rede davon, dass das Architekturbüro eine Aufteilung von 60 Prozent Wohnen und 40 Prozent nicht störendem Gewerbe skizziert habe. Ein anderer Teilnehmer berichtet, dass Gewerbeansiedlungen laut erstem Konzept eigentlich nur entlang der Liebigstraße fest verankert seien.
Übereinstimmung herrscht aber in der Darstellung, dass RKW ein 15-stöckiges Wohn-Hochhaus als Kristallisationspunkt inmitten des Areals gesetzt haben soll. Rund um diesen Wohnturm sollen sich Grünzüge durchs Gelände ziehen; die das Gelände für Bürger öffnen.
Tengelmann-Sprecher: Wir machen Fortschritte, das freut uns
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Rings um das Hochhaus sollen Mehrfamilienhäuser entstehen. Noch keine Lösung erkennbar sei für die Frage, wie der alte Backstein-Bau der Tengelmann-Zentrale an der Koloniestraße integriert werden könne, heißt es. Teilnehmer der Präsentation im Gestaltungsbeirat berichten, dass hier noch abschließend über einen möglichen Denkmalwert zu befinden sei. Das gelte auch für Kesselhaus und Kraftzentrale des ehemaligen Schlachtbetriebs.
Tengelmann wollte sich zum Aufschlag der Planungen nicht dezidiert äußern. „Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass wir Fortschritte in diesem Prozess machen, was uns freut“, sagte ein Sprecher der Warenhandelsgesellschaft. Inhalte nicht-öffentlicher Termine werde man aber „nicht in der Öffentlichkeit kommentieren“. Das machte auch das Planungsdezernat von Peter Vermeulen für sich geltend.