Mülheim. Die künftige Bebauung des Wasserwerk-Areals an der Dohne hat schon für Aufregung gesorgt. Nun liegt der Siegerentwurf aus einem Wettbewerb vor.
Für eine neue Bebauung auf dem Areal des stillgelegten Wasserwerks an der Dohne hat Investor Bonava nun neue Pläne präsentiert. Der Siegerentwurf aus einem städtebaulichen Wettbewerb ist manch einer politischen Fraktion aber immer noch zu massiv.
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Die Politiker des Planungsausschusses konnten sich jetzt die Entwürfe zum Wettbewerb, insbesondere aber auch den von einer Jury gekürten Siegerentwurf ansehen und erläutern lassen. Der Entwurf, der mit Längen Abstand gewonnen hat, stammt vom Architekturbüro Rotterdam Dakowski aus Leverkusen.
Gestaltungsbeirat hatte erste Entwürfe im Frühjahr 2018 zurückgewiesen
Weil das von Wasserversorgerin RWW an Bonava bereits veräußerte Areal in 1a-Lage an der Ruhr verortet ist, hatte es bereits in der Vergangenheit helle Aufregung gegeben, als erste Pläne für eine Bebauung die Runde machten. Der städtische Gestaltungsbeirat hatte im Frühjahr 2018 Planungen der RWW „krachend durchfallen lassen“, wie es damals Planungsdezernent Peter Vermeulen auf den Punkt brachte. Zu wuchtig erschienen die auf Renditemaximierung ausgelegten Entwürfe – mit bis zu sechsstöckigen Wohngebäuden samt Tiefgaragen an der Hanglage, mit drei Häuserreihen zwischen Leinpfad und Dohne.
Nun zeigen Animationen der Wettbewerbssieger Rotterdam Dakowski eine deutlich zurücknehmende Bebauung mit drei Voll- und einem Staffelgeschoss am Leinpfad. Insgesamt sollen auf dem Areal zehn Häuser entstehen, ihre lockere Anordnung mit öffentlichen und privaten Plätzen zwischendrin orientiert sich laut Planungsamtsleiter Felix Blasch an den bestehenden Häusern ringsum an der Dohne. 112 Stellplätze für 80 Wohneinheiten (6800 Quadratmeter) sind geplant, bis auf einige wenige sollen sie sich in einer Tiefgarage wiederfinden.
Planungsamtschef: Der Entwurf respektiert den Bestand
Planungsamtsleiter Blasch und Ausschussvorsitzender Dieter Wiechering zeigten sich angetan von dem Wettbewerbsergebnis. Der Entwurf respektiere den Bestand, staffele sich am ansteigenden Gelände ab, so Blasch. Auf Nachfrage dieser Redaktion sagte Blasch, dass eine Bebauung gemäß Siegerentwurf rund ein Geschoss höher hinausrage wie jetzt der Altbau des Wasserwerks.
Besonders gefallen hat nicht nur Blasch, dass das Büro Rotterdam Dakowski einen öffentlichen Fußweg durch das Gelände vorsieht, mit dem in Verlängerung der Wasserstraße eine direkte Wegeverbindung vom Kahlenberg zur Ruhr geschaffen wäre. Eine vollständige Abschottung des Geländes soll es demnach nicht geben, am Leinpfad ist auch ein Spielplatz vorgesehen. Anfang des Jahres soll es zum Start eines Bebauungsplanverfahrens eine Bürgerversammlung geben.
Kritische Stimmen vom BAMH und der MBI
BAMH-Fraktionschef Jochen Hartmann prophezeite der Stadt derweil massive Bürgerproteste, sein Fraktionskollege Hans-Georg Hötger sieht schon ein neues Bürgerbegehren aufkommen. Die Entwürfe ließen eine zu massive Verdichtung erwarten, so Hartmann. Zu befürchten sei, „dass der gesamte Ruhrbereich von Ruhrbania bis hin zum Haus Jugendgroschen zuzementiert wird“.
Hötger warnte vor einem „bösen Erwachen“ à la Ruhrbania. Lothar Reinhard (MBI) stört sich auch an einer „massiven Bebauung an sensibler Stelle“. Der Planungsausschuss sieht zudem offene Fragen hinsichtlich des zusätzlichen Verkehrs auf der Dohne; der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen sieht da keine Probleme.
Niehoff (Grüne): Verdichtung besser als Zersiedlung
Preisgericht empfiehlt noch diese Änderungen
Das Preisgericht zum städtebaulichen Wettbewerb, in dem unter anderem Vertreter des Mülheimer Gestaltungsbeirates vertreten waren, hat zum Entwurf von Rotterdam Dakowski noch einige Änderungen empfohlen.
Unter anderem wird empfohlen, die Tiefgarage nicht so tief wie vorgesehen im Erdreich zu gründen und noch größer anzulegen. Für die in zweiter Reihe zur Dohne ausgerichteten Gebäude kann sich das Preisgericht punktuell auch vorstellen, ein Geschoss draufzusatteln.
Ebenso empfiehlt das Preisgericht eine Prüfung, ob die Bebauung nicht insgesamt näher Richtung Dohne rücken kann, um die öffentliche Fläche am Leinpfad ausweiten zu können.
Während sich die CDU gar nicht äußerte, gab es von den Grünen derweil lobende Worte für den Siegerentwurf. Hubert Niehoff wandte sich etwa gegen die Kritiker. Wenn man weiter nur auf Einfamilienhäuser mit Garage setze, werde sich die Zersiedelung fortsetzen.
Hier liege nun eine Planung für eine Verdichtung im innenstadtnahen Siedlungsbereich vor, die die Flächenknappheit in der Stadt berücksichtige. Dem pflichtete Blasch bei: Eine Verdichtung beuge auch dem Flächenfraß und in dessen Folge einer höheren Verkehrsbelastung vor.