Gladbeck. Stadt und Land verhandeln über die Unterbringung von Flüchtlingen im Vöinghof. Die Signale aus der Politik sind positiv, doch es gibt Mahnungen.
Zu weit außerhalb, keine Nahversorgung, keine ÖPNV-Anbindung und vor allem viel zu groß – das waren die Hauptkritikpunkte, als es darum ging, dass das Land im Hotel Van der Valk eine Unterkunft für Flüchtlinge einrichten wollte.
Nach der massiven Kritik und einer Resolution des Rates hat das Land die Pläne aufgegeben, aber mit der Stadt verabredet, nach weiteren Standorten in Gladbeck zu suchen. Auf dem Festplatz ist dann Anfang März eine Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge in Betrieb gegangen. Auf dem Vöinghof könnte nun eine zweite entstehen. Stadt und Land sind zumindest in entsprechenden Verhandlungen. Das hat die Verwaltung am Freitag öffentlich gemacht.
Erste Reaktionen aus der Gladbecker Politik sind positiv
Zumindest die großen Kritikpunkte, die gegen den Standort Van der Valk ins Feld gebracht wurden, gelten am Vöinghof nicht. ÖPNV-Anbindung und Nahversorgung etwa sind gegeben, mit 150 Plätzen ist es zudem eine kleinere Einrichtung. Entsprechend positiv sind zunächst einmal die ersten Reaktionen aus der Gladbecker Politik.
Die CDU-Fraktion etwa begrüßt den Standort an der Hornstraße. „Die Stadtverwaltung hat zusammen mit der Bezirksregierung Münster einen guten Standort für die zweite Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete in Gladbeck ins Auge gefasst“, heißt es seitens der Christdemokraten.
Die SPD-Fraktion hat sich noch keine endgültige Meinung gebildet. Im Laufe der Woche werde man darüber beraten, so Fraktionschef Wolfgang Wedekind. Er persönlich jedoch sieht die Forderungen, die die Stadt bei der Ablehnung des Standorts Van der Valk erhoben habe, erfüllt. Er erinnert daran, dass Stadt und Land im Anschluss an das Aus des Standorts in Wittringen vereinbart hatten, gemeinsam nach möglichen Standorten in Gladbeck zu schauen. „Die Stadt hat da Wort gehalten.“
Auch der Rat habe in seiner Resolution ja immer betont, dass man Menschen aufnehmen werde, dass man sich den humanitären Pflichten nicht verweigere, so Wedekind. Ähnlich äußert sich auch die CDU: „Mit der Einrichtung einer zweiten ZUE stellt sich unsere Stadt der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, Geflüchtete in Deutschland angemessen unterzubringen.“ In die gleiche Richtung gehen Äußerungen der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Ramona Karatas und ihres FDP-Kollegen Michael Tack.
Ramona Karatas sagt weiter: „Der Standort scheint auf den ersten Blick sinnvoll zu sein.“ Es sei jedoch wichtig, mit den Anwohnern im Gespräch zu bleiben, außerdem müsste das Ehrenamt Zugang zu einer solchen Einrichtung haben und es müsse eine gute Betreuung gewährleistet sein.
Aus der Mitteilung der Stadt ging hervor, dass das Land eine mögliche ZUE im Vöinghof gemeinsam mit der bestehenden Einrichtung auf dem Festplatz führen wolle. Damit liegt der Schluss nahe, dass für die Betreuung im Vöinghof dann auch das Rote Kreuz zuständig wäre. In der Unterkunft auf dem Festplatz hat es diese Aufgabe schon übernommen. Denkbar ebenfalls, dass die Versorgung der Menschen – es sollen im Vöinghof in erste Linie Familien mit Kindern sein – über die Großküche vom Festplatz erfolgt.
Gladbecker Flüchtlingshilfe fordert Beratungsangebote
Reile Hildebrand-Junge-Wentrup, die Leiterin der Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche in Gladbeck, erinnert ebenfalls an das Versprechen der Stadt gegenüber dem Land, nach Standorten für Landeseinrichtungen in Gladbeck zu suchen. Eine kleinere Einheit, wie sie dort nun geplant sei, sei, innerhalb des bestehenden Systems, sicher eine bessere Lösung als riesige Unterkünfte. Wichtig sei aber, dass Standards eingehalten werden, mahnt sie. Dazu gehöre eine unabhängige Verfahrensberatung und auch eine psychosoziale Beratung für die Menschen, die in einer solchen Unterkunft leben.
Die Flüchtlingshilfe sei jetzt in die Einrichtung auf dem Festplatz eingeladen worden. Dort werde man sich nun informieren, wie man sich einbringen könne, auch dort gehe es aber darum, diese Beratungsangebote zu etablieren, macht sie deutlich. Entsprechende Stellen müssten geschaffen und auch besetzt werden.
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Die CDU weist aber auch auf die Schwierigkeiten hin, vor denen die Kommunen stehen: Sie kämen mit der Unterbringung und Integration geflüchteter Menschen an die Grenzen der Belastbarkeit. Das gelte ganz besonders für Gladbeck, so die Fraktion mit Blick auf die aktuelle Haushaltslage. „Hier brauchen wir weitergehende Hilfen von Bund und Land“, so der Fraktionsvorsitzende Dieter Rymann.
„Dass wir Kriegsflüchtlinge aufnehmen und Menschen, die einen Anspruch auf Asyl bei uns haben, steht für die CDU außer Frage“, doch könne man nicht unbegrenzt und ungesteuert alle Menschen in Deutschland aufnehmen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg machen, so die Mahnung. Die Aufnahme und Integration brauche die Akzeptanz und das Mitwirken der Stadtgesellschaft. „Und dazu muss die Zahl der Menschen, die wir aufnehmen, geringer werden“, so Dieter Rymann