Gladbeck. Das Areal des historischen Vöinghofes in Gladbeck könnte eine Heimat für Flüchtlinge werden. Das sind die bisherigen Gedankenspiele.

Die Stadtverwaltung Gladbeck und die Bezirksregierung Münster führen derzeit im Auftrag des Landes NRW Gespräche über eine weitere Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete in Gladbeck. Diese Nachricht kommt aus dem Rathaus. Demnach werde als möglicher Standort der „Vöinghof“ an der Hornstraße ins Auge gefasst. Stadtverwaltung und Bezirksregierung prüfen diese Option aktuell intensiver.

Auch interessant

Eigentlich war der ursprüngliche Plan für ein Flüchtlingsheim in Gladbeck ja ein ganz anderer. Das Hotel Van der Valk sollte als Zentrale Unterbringungseinrichtung, kurz ZUE,mehr als 600 Menschen ein Dach über dem Kopf bieten. Während das Land Nordrhein-Westfalen die Pläne im Sommer 2023 vorantrieb, gingen vor Ort die Menschen auf die Barrikaden.

Nach erbitterter Gegenwehr wurde der Plan für eine ZUE im Gladbecker Hotel Van der Valk ad acta gelegt

Stadtverwaltung und Lokalpolitik wandten sich gegen diese Pläne. Obwohl in einer Gladbecker Resolution das Land aufgefordert war, die Planung für das Hotel fallenzulassen, wurde das Ansinnen nicht ad acta gelegt. Der Streit spitzte sich zu.

Gegen eine Flüchtlingsunterkunft im Hotel Van der Valk in Wittringen baute sich Widerstand auf.
Gegen eine Flüchtlingsunterkunft im Hotel Van der Valk in Wittringen baute sich Widerstand auf. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Van-der-Valk-Pläne lösten teilweise erbitterter Proteste aus. So demonstrierte die AfD gegen Flüchtlinge am Wittringer Standort,das Bündnis für Courage hielt dagegen. Kritische Stimmen wurden laut, die die Lage dieser geplanten ZUE beanstandeten. Zu weit abseits, keine Busverbindung in die Stadt, Probleme durch zu viele Leute an diesem Ort, möglicher Schaden für das benachbarte Naherholungsgebiet.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++

Die Fronten waren verhärtet. Doch die Kritiker konnten sich schließlich durchsetzen. Das endgültige Aus für die ZUE im Van der Valk kam im September 2023. Die Planung begann von Neuem, denn untergebracht werden mussten und müssen Flüchtlinge nach wie vor. Ein Ergebnis: Das Land übernimmt die Flüchtlingsunterkunft auf dem Gladbecker Festplatz und macht daraus eine ZUE mit 150 Plätzen. Weitere Möglichkeiten werden gesucht.

Hintergrund des Geschehens

Stadtverwaltung und Bezirksregierung hatten im September 2023 in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt, Lösungen für die Unterbringung von Menschen in Landesunterkünften zu finden und zusätzliche Plätze in Gladbeck zu schaffen. Das entlaste die Stadt finanziell, da sie „im Gegenzug weniger Geflüchtete zur Unterbringung in eigener Verantwortung zugewiesen bekommt“.

Hierzu sollten auch kleinere Liegenschaften oder Freiflächen in den Blick genommen werden. So rückte der „Vöinghof“ in den Fokus, der über viele Jahre Sitz des Berufsförderungswerks bfw war. Der Bildungsträger sucht aktuell nach einem kleineren Standort innerhalb Gladbecks. Eine Nachnutzung des städtischen Grundstücks für eine ZUE werde dadurch möglich, heißt es aus dem Rathaus. Die beiden Einrichtungen könnten dann durch das Land im Verbund betrieben werden.

Und ein potenzieller Standort könnte vielleicht eben jener Vöinghof sein, den viele Menschen vom „Tag des offenen Denkmals kennen“: „Analog zu der Einrichtung am Festplatz, die von der Bezirksregierung Anfang März übernommen wurde.“ Bei dem in den Blick genommenen Gebäude könne sich die Möglichkeit auftun, „zunächst rund 150 Menschen eine sichere Zuflucht zu bieten“, heißt es aus der Stadtverwaltung Gladbeck. Vorausgesetzt, der „Vöinghof“ stelle sich als geeignet heraus, könnten vor allem überwiegend Familien mit Kindern dort untergebracht werden.

Der Standort mit Nahversorgung wäre relativ geschützt und verkehrlich gut erschlossen. Die Stadtverwaltung: „Eine Nutzung der denkmalgeschützten Hofgebäude ist aktuell nicht vorgesehen, diese werden selbstverständlich erhalten.“ Denkbar wären jedoch eine Teilnutzung des Neubaus aus den 1990er Jahren und die Errichtung zusätzlicher temporärer Bauwerke.

Die Stadtverwaltung Gladbeck will Politik und Öffentlichkeit weiter informieren

Die Stadtverwaltung will Politik und Öffentlichkeit bei weiteren Entwicklungen des Projektes informieren, das sich allerdings in einem frühen Stadium befinde. Zunächst müsse das Resultat der Prüfung abgewartet werden.

Auf dem Festplatz leben derzeit fast 140 Menschen

Auf dem Festplatz leben, Stand Anfang April, bereits 138 Menschen. Damit ist diese Unterkunft schon fast vollständig belegt. Aus Sicht einer Stadt hat eine Landesunterkunft einige Vorteile. So muss die Kommune nicht für die Kosten der Unterbringung aufkommen. Die trägt das Land. Außerdem wird die Zahl der Plätze auf das Kontingent der Stadt angerechnet.