Gladbeck. Statt der Großunterkunft im Hotel wird es in Gladbeck kleinere Flüchtlingseinrichtungen geben. Flüchtlingshilfe erklärt, was dann wichtig ist.

Der geballte Protest von Stadtspitze und Lokalpolitik ist vom Erfolg gekrönt: Es wird keine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete mit 620 Plätzen im Gladbecker Hotel Van der Valk geben. Das Land hat die Verhandlungen mit der Hotelkette gestoppt. Stattdessen wollen Stadt und Land nun gemeinsam nach alternativen, kleineren Unterkünften im Stadtgebiet suchen. Doch sind mit dem Aus für die große Einrichtung ja noch längst nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt.

Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup von der Flüchtlingsarbeit der evangelischen Kirche begrüßt selbstverständlich die Kehrtwende des Landes in Sachen Van der Valk. „Wir halten nichts von diesen großen Lagern und wie dort oft mit den Menschen umgegangen wird“, sagt sie bestimmt.

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Sollte es nun aber dazu kommen, dass in Gladbeck stattdessen kleinere Landesunterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, bleibt die ehemalige Pfarrerin bei einer entscheidenden Forderung an die Bezirksregierung Münster: „Die Zivilgesellschaft muss Zugang zu diesen Einrichtungen erhalten. Es muss uns ermöglicht werden, dass unsere Ehrenamtlichen die Menschen dort unterstützen und begleiten dürfen, nicht nur auf ihrem Weg durch den Dschungel des deutschen Asylverfahrens!“.

Gladbecker Flüchtlingsarbeit: Die Geflüchteten müssen psychosozial und medizinisch betreut werden

Darüber hinaus müsse auch sichergestellt sein, dass die Geflüchteten – sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen – regelmäßigen Deutschunterricht erhalten. Ebenso wichtig sei eine psychosoziale und medizinische Betreuung der Menschen. Und: „In den meisten Einrichtungen findet kaum eine Verfahrenberatung statt. Das ist aber wichtig, die Menschen müssen im Asylverfahren begleitet werden.“ Auch, wenn am Ende eine Ablehnung erfolge, müsse auf jeden Fall eine Nachbereitung möglich sein. „Gegen die Ablehnung kann man nämlich rechtliche Schritte einleiten, aber das schaffen die Geflüchteten nicht ohne Hilfe.“ Es gelte nun, sagt Hildebrandt, die neuen Lösungen für Gladbeck kritisch zu begleiten.

Freude bei CDU und FDP in Gladbeck – AfD spricht von einem „Deal“

Schon in der Ratssitzung hat die gemeinsame, von Bürgermeisterin Bettina Weist verlesene Erklärung von Land und Stadt zum ZUE-Aus, große Erleichterung und Freude bei der Lokalpolitik ausgelöst. Es gab anhaltenden Beifall – die SPD-Fraktion stand sogar geschlossen auf und applaudierte.

Von einem Erfolg für Lokalpolitik und Stadtgesellschaft spricht auch die Gladbecker CDU. In einer Stellungnahme weist die CDU darauf hin, dass die Gladbecker Christdemokraten den Plänen von Anfang an skeptisch gegenüber gestanden hätten.

Zum weiteren Vorgehen in der Stadt: „Bei der Unterbringung und Versorgung von Menschen, die hier Schutz suchen, tragen auch Kommunen wie Gladbeck Verantwortung“, so der Fraktionsvorsitzende Dieter Rymann. Die CDU sei sich dieser Verantwortung und der damit verbundenen Herausforderungen bewusst. Die Christdemokraten begrüßen, dass die Verantwortlichen sich für eine bessere Kommunikation offen zeigen und nun gemeinsam Lösungen erarbeiten möchten. Genauso wie die soziale Verantwortung gegenüber den Geflüchteten müssten aus Sicht der CDU Gladbeck jedoch auch „örtliche Gegebenheiten sowie die Belange der Gladbeckerinnen und Gladbecker Berücksichtigung finden“.

„Demokratie auf kommunaler Ebene funktioniert“

Hoch erfreut über die gekippten Pläne zeigt sich einen Tag nach der Ratssitzung auch die FDP. Deren Fraktionsvorsitzender Michael Tack erklärt: „Demokratie auf kommunaler Ebene funktioniert. Gemeinsam kann man was erreichen. Unsere gemeinsamen Bemühungen waren erfolgreich, und das ist auch gut so.“

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Ganz andere Töne schlägt die AfD Gladbeck an. Der rechtspopulistischen Partei geht es auf einmal nicht mehr nur darum, dass die Großunterkunft im Hotel verhindert werden konnte. Fraktionsvorsitzender Marco Gräber redet nun davon, dass seine Partei „mit allen Mitteln gegen die Errichtung einer oder mehrerer ZUEs in Gladbeck“ vorgehen werden. Die Übereinkunft der Stadt mit der Landesregierung bezeichnet er als „Deal“, mit dem sich Gladbeck „ein Stück weit ans Land ausgeliefert“ habe.