Gladbeck. Seit einem Monat ist Landesunterkunft für Flüchtlinge auf dem Gladbecker Festplatz bezugsfertig. So beurteilen Anwohner und Betreiber die Lage
- Seit einem Monat leben inzwischen wieder Menschen in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Festplatz.
- 138 Menschen sind dort inzwischen eingezogen, die Unterkunft bietet Platz für 155 Flüchtlinge.
- Konkrete Probleme und Störungen haben Anwohner bisher nicht ausgemacht, einige berichten aber, dass sie sich mit der Einrichtung nicht wohlfühlen.
- Polizei und Betreiber berichten, dass es im ersten Monat keine Probleme gegeben habe.
Seit einem Monat leben inzwischen wieder Menschen in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Festplatz. Das Land hatte die Wohncontainer von der Stadt übernommen und daraus eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) gemacht.
Bis zu 155 Menschen finden hier Platz, das Land will hier alleinreisende Männer unterbringen.
Selbstverständlich ist die Unterkunft nach einem Monat noch nicht komplett belegt, doch es fehlt nicht mehr viel. Stand Dienstag leben 138 Menschen in der Gladbecker Landesunterkunft. Trotzdem gibt es an einigen Stellen auch noch Baustellen. So läuft aktuell noch der Aufbau der Großküche. Darauf deutet zumindest der Lkw mit entsprechender Werbung hin, der am Dienstagmittag auf dem Gelände stand.
Aufbau von Küche und neuer Umzäunung der Gladbecker Unterkunft läuft
Denn anders als vorher in der städtischen Unterkunft werden die Bewohner einer ZUE zentral versorgt. Die dafür nötige Infrastruktur, also neben der Küche auch ein Speiseraum, musste noch aufgebaut werden. Gleiches gilt für den neuen Zaun. Der soll den unansehnlichen Bauzaun, der bisher das Gelände einfriedete, überflüssig machen. An einer Ecke des Geländes haben die dafür nötigen Arbeiten begonnen, erste Elemente des Stabgitterzauns stehen bereits. Bei der Bezirksregierung Münster geht man davon aus, dass alles voraussichtlich Mitte April abgeschlossen sein wird.
So leben Flüchtlinge in der Gladbecker Landesunterkunft
Bei der Bezirksregierung jedenfalls ist man zufrieden mit der Entwicklung der vergangenen Wochen. „Aktuell ist es zu keinen nennenswerten Problemen mit dem Umfeld gekommen“, teilt Kai-Joachim Rose, der Betreuungsleiter der Einrichtung, mit. Daher habe Johannes Pelz, der Umfeldmanager der Einrichtung, auch noch nicht eingreifen müssen.
Im März hatte die vernünftige Eröffnung der Gladbecker ZUE Priorität
Es gebe auch schon Anfragen von Menschen, die sich ehrenamtlich in der ZUE engagieren möchten. Das werde man nun zeitnah absprechen, organisieren und umsetzen, so Rose weiter. „Im Monat März stand im Fokus, eine vernünftige Eröffnung hinzulegen und deshalb haben wir uns mit diesen Anfragen noch nicht auseinandergesetzt.“ Der Betreuungsleiter kündigte gleichzeitig aber schon an, die Zusammenarbeit mit dem DRK Kreisverband Gladbeck auszudehnen. So wolle man versuchen, „für die verschiedenen Bereiche ehrenamtliche Interessierte aus den Reihen der Bewohner zu generieren“.
Und welche Erfahrungen haben die Anwohner rund um den Festplatz seither mit der Unterkunft gemacht? Als sich die Lokalredaktion vor Ort umgehört hat, sind die Reaktionen gespalten. Richtig großen Ärger haben diejenigen, mit denen die Redaktion gesprochen hat, bisher wohl nicht mitbekommen. Richtig zufrieden mit der Situation sind sie aber auch nicht.
Trauer über den Verlust des Festplatzes
Einer der Anwohner fühlt sich von der Stadt hintergangen. Ursprünglich habe es geheißen, man wolle dort zeitlich begrenzt ukrainische Flüchtlinge unterbringen. Dagegen habe man auch nichts gesagt. Doch letztlich sei dieses Schweigen als Akzeptanz ausgelegt worden und als Folge davon sei nun die Unterkunft für alleinreisende Männer gekommen. Das sei schon ein Unterschied, sagt der Anwohner.
Er findet, man habe den falschen Ort gewählt. Er erinnert an die Nutzung des Festplatzes als Standort etwa für Zirkus, Monstertruck-Shows oder früher auch der Kirmes. „Diesen Platz hat man uns genommen“, bedauert er. Der Vertrag zwischen Stadt und Land läuft bis 2027. Hinzu komme eben, dass der Blick nun auf die Containersiedlung anstatt auf die Grünfläche falle. „Schön ist anders.“ Ob man nicht statt des Festplatzes die Brache des ehemaligen Möbelparadieses unweit der Moschee hätte nutzen können, fragt er.
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Gleichzeitig räumt er aber ein, dass man von der Unterkunft besser von den Menschen, die bisher dort leben, kaum etwas mitbekäme, sehe man von dem ein oder anderen lautstarken Telefonat außerhalb der Unterkunft ab. Menschlich sieht er derzeit deshalb auch keine Probleme, die seien eher, siehe oben, optischer Natur. Gleichwohl stelle er sich die Frage, ob es so bleibt, gerade wenn es wärmer wird, das Leben sich womöglich stärker nach draußen verlagert.
Ein anderer Anwohner bringt es ganz pragmatisch auf den Punkt, bisher habe er nichts mitbekommen und: „Wenn die mich nicht stören, störe ich die auch nicht.“ Gleichwohl: Besonders glücklich ist er mit der Situation auch nicht. Ähnlich äußert sich eine Anwohnerin, die mit ihren zwei Kindern auf der Straße unterwegs ist. Seit klar ist, dass in der ZUE nur Männer leben sollen, habe sie Angst, sagt sie. Sie fühle sich unwohl, traue sich abends nicht mehr dort vorbei. Allerdings räumt sie selbst ein, dass sie bisher dort keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Es bleibt ein diffuses Gefühl.
Doch einen konkreten Anlass dafür scheint es nicht zu geben. Nach Angaben der Stadt sei rund um die ZUE im ersten Monat alles ruhig gewesen. Es habe keine Beschwerden gegeben, teilt Anna Langhof von der städtischen Pressestelle auf Nachfrage mit. Hinzu kommt: „Der KOD fährt routinemäßig mehrmals am Tag dort vorbei.“
Ähnlich knapp fällt auch die Rückmeldung der Polizei aus. Demnach sei die ZUE aus polizeilicher Sicht „völlig unauffällig“, sagt Polizeisprecher Andreas Lesch. Die Polizei habe die Einrichtung im Blick, zeige auf Streifen auch regelmäßig Präsenz. Dabei gehe es nicht nur um den Schutz der Anwohner, sondern auch um den Schutz der Einrichtung, macht der Polizeisprecher deutlich.
Sprechstunde des Umfeldmanagements
Das Umfeldmanagement hat eine Bürgersprechstunde eingerichtet. Hier können sich Anwohner melden oder auch Menschen, die sich rund um die ZUE engagieren möchten. Die Sprechstunde findet immer donnerstags von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr in den Räumen des DRK Gladbeck, Bottroper Straße 6, statt.
Die nächste Sprechstunde findet aus Urluabsgründen jedoch erst wieder am Donnerstag, 11. April statt.