Gladbeck. Spenden und Erbschaften: Um Tieren in Not helfen zu können, ist der Tierschutzverein auf Hilfe angewiesen. So dramatisch ist die Situation.

Es gibt Dinge, mit denen rechnet man auch nach etlichen Jahren Vereinsarbeit nicht. „Was allein schon in der ersten Januarhälfte los war, so etwas haben wir noch nie vorher erlebt“, sagt Tanja Zimmer und schüttelt mit dem Kopf. Seit etlichen Jahren engagiert sich die Gladbeckerin im Tierschutz, ist Vorsitzende des örtlichen Tierschutzvereins. Doch dass mehr oder weniger täglich Menschen den Tierschutz kontaktieren, weil sie sich von ihrem Hund, ihrer Katze, ihrem Kaninchen trennen wollen – nein, das hat Tanja Zimmer so noch nicht erlebt.

„Die Corona-Pandemie lässt grüßen. Im Lockdown haben sich viele einsam gefühlt. Da musste unbedingt ein Haustier her. Doch jetzt ist Homeoffice vorbei, die Kosten explodieren, und da ist das geliebte Tier dann auf einmal nicht mehr erwünscht“, sagt Tanja Zimmer. Was sie traurig macht: Die meisten Anrufer würden noch nicht einmal nach einer Unterstützung, zum Beispiel bei den Futterkosten, fragen. So etwas gibt es nämlich beim Tierschutzverein. „Nein, das Tier muss sofort weg!“

Lesen Sie auch

Jeder tierische Notfall bereitet den Tierschützern allerdings nicht nur viel Arbeit. Der Verein hat durch die aktuelle Situation mit steigenden Kosten zu kämpfen. Tierarztrechnungen, Futter, Hilfe für bedürftige Tierhalter, dazu kommen die laufenden Betriebskosten des Tierschutzvereins – ein Fass ohne Boden. Die Tierschützer sind deshalb auf Spenden angewiesen, um ihre Arbeit kontinuierlich fortführen zu können.

Eine Erbschaft über 25 Millionen Dollar so wie im Fall des Kölner Zoos – kaum vorstellbar

Tanja Zimmer ist Vorsitzende vom Tierschutzverein in Gladbeck.
Tanja Zimmer ist Vorsitzende vom Tierschutzverein in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Über Erbschaften freuen wir uns darüber hinaus ebenfalls“, betont die Vorsitzende des Vereins. Klar, so ein Glücksfall wie er dem Kölner Zoo passiert ist, der von einer 96-Jährigen mehr als 25 Millionen Dollar geerbt hat, scheint mehr als unwahrscheinlich. Aber auch kleinere Summen sind eine wohltuende Unterstützung. „Es fühlt sich ein wenig komisch an, das so offen zu thematisieren“, gibt Tanja Zimmer zu. Auf der anderen Seite weiß sie aber auch durch ihre Arbeit in der Pflege, dass es viele alte Menschen gibt, die gern eine gute Sache unterstützen würden. „Viele haben niemanden mehr, dem sie etwas vererben können, und sie würden gern helfen mit dem Geld.“

Für die Gladbecker Tierschützer sind Erbschaften genau so wichtig wie Spenden

Die Mitglieder vom Tierschutzverein wollen deshalb künftig offen darüber reden, dass für ihre Arbeit Erbschaften genauso wichtig sind wie Spenden. „Ja, wir brauchen das Geld“, betont Tanja Zimmer. Besonders in Zeiten wie diesen. Zu den Tierabgaben kommen aktuell noch viele teure Notfälle hinzu. Wie der Rottweiler-Welpe Pablo zum Beispiel. 16 Wochen ist er alt, und er hat in seinem Leben schon viel Schlimmes erfahren, wie Tanja Zimmer betont.

Spenden und Tiervermittlung

Alles Wissenswerte über die Arbeit des Gladbecker Tierschutzvereins erfährt man auch auf der Homepage des Vereins, www.tierschutzverein-gladbeck.de.

Dort erfährt man auch, wie man spenden kann und welche Hunde, Katzen und Kleintiere gerade ein neues Zuhause suchen. Der Tierschutzverein hat auch eine Facebookseite.

Sein Besitzer, ein junger Mann, hat ihn für viel Geld von einem Züchter gekauft. „Einen Sachkundenachweis musste er merkwürdigerweise nicht vorlegen.“ Kurze Zeit später schon landete Pablo mit Krampfanfällen als Notfall in der Recklinghäuser Tierklinik. Tanja Zimmer: „Wie sich herausstellte, hatte er in der Wohnung seines Besitzers Marihuana gefressen, das hätte tödlich ausgehen können!“ Doch für den Welpen stellte sich der Aufenthalt in der Tierklinik sogar als Glücksfall heraus. Denn bei dem Rottweiler wurde ein schwerer Herzfehler festgestellt, der sonst unentdeckt und damit unbehandelt geblieben wäre.

Herzkranker Rottweiler-Welpe benötigt regelmäßig Tabletten

Ein Umstand, der wohl dazu geführt hat, dass sein Besitzer keinen Spaß mehr an dem Hund hatte – und ihn daraufhin dem Gladbecker Tierschutzverein überließ. Der Welpe muss nun regelmäßig Tabletten bekommen. In drei Monaten steht eine weitere Herz-Untersuchung an. Für die Gladbecker Tierschützer wäre der Kostenaufwand allein für diesen Hund enorm gewesen. Doch manchmal passieren auch kleine Wunder: Pablo – er heißt nun Luke – hat einen neuen Menschen gefunden. „Und der ist bereit, alle Kosten, egal in welcher Höhe, zu übernehmen. In diesem Fall ist wirklich alles toll gelaufen. Wir wünschen Luke ein langes, glückliches Hundeleben!“

++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++

Doch es gibt weitere problematische Pflegefälle, um die sich die Tierschützer gerade intensiv kümmern. Das wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, der kleine Kater Vinzent mit dem gebrochenen Hinterbein. Allein für seine Behandlung in der Tierklinik waren bis jetzt mehr als 1700 Euro fällig. Und jedes Mal, wenn beim Tierschutzverein Gladbeck das Telefon läutet, könnte ein weiterer Notfall hinzukommen.