Gladbeck. Ins Gladbecker sozialpastorale Zentrum K 4 kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen. Das alles geschieht im einstigen Pfarrheim.
Das Auf- und Durchatmen war zwischen vielen Zeilen des umfangreichen Jahresberichtes des K 4 in Gladbeck förmlich zu spüren. Nach der Corona-Pandemie „endlich wieder andere Menschen sehen, wieder Kurse in voller Stärke anbieten und endlich wieder alle Räume aufmachen können“, darauf freuen sich viele. Ein Blick, was sich unter dem Dach des sozialpastoralen Zentrums so alles tut.
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Die Erleichterung ob der Wiederöffnung dürfte allerorten spürbar sein. Orte der Begegnung, seien es Kindergarten, Schule, Kirche oder eben eine soziale Einrichtung, in denen keine Begegnungen statthaft sind, wirken ja schließlich wie ein Widerspruch in sich. Wie dem auch sei: Im ehemaligen Pfarrheim im Schatten der Lambertikirche geht’s wieder richtig rund. Ein beliebiger Nachmittag an der Kirchstraße.
Der Andrang auf die Räume im Gladbecker K 4 ist groß, die Personaldecke dünn
Die Eingangstür steht einladend weit offen, vor dem Zentrum sitzen einige Männer und Frauen in angeregter Unterhaltung. Drinnen geht es noch um einiges lebhafter zu. Hava Sarisoy kümmert sich um Viertklässler, hilft bei den Hausaufgaben und stellt bei Bedarf den Kindern Arbeitsblätter zur Verfügung. „Ich mache seit vielen Jahren Hausaufgabenbetreuung“, so die 39-Jährige. „In der Zeit von 14.30 Uhr bis 16 Uhr sind die Mädchen hier. Wenn sie dann nach Hause gehen, haben sie den Rücken frei für Spiele, Sport und andere Aktivitäten.“ Kleiner Wermutstropfen: „Leider sind nicht immer alle Kinder an Bord.“
In der oberen Etage geht es lauter und wuseliger zu, kein Wunder: Alina Ludwig nimmt Mädchen und Jungen aus den ersten beiden Grundschuljahrgängen unter ihre Fittiche. „Eigentlich müssten hier 26 Kinder sitzen, aber nicht alle bringen die nötige Motivation mit“, bemängelt die angehende Grundschullehrerin fehlenden Anklang. Direkt angrenzend hat es Khadija Mustafa mit Drittklässlern zu tun. „Ich helfe bei allen Fächern“, erklärt die 16-Jährige, die übers ganze Gesicht strahlt. „Auch bei arabischen Texten kann ich Hilfestellung leisten, mein Lieblingsfach in der Betreuung und in der Schule ist aber Englisch.“
Wie alles begann...
Das griffige Kürzel ist in der Propsteigemeinde St. Lamberti und auch von der Stadtgesellschaft überraschend schnell auf breite Akzeptanz gestoßen. Hinter K 4 verbergen sich die Substantive „Kontakte – Kreativität – Kulturen – Kirche“.
Als vor einigen Jahren der damalige Pastoralreferent Ludger Schollas die Idee eines „sozialpastoralen Zentrums“ in den Raum stellte, wurde das Konzept schnell durchgewunken. Was noch fehlte, war ein prägnanter Name. Claudia Himmelsbach, Ludger Schollas und Lothar Jäkel legten sich schnell auf „K 4“ fest. Eine Agentur favorisierte „BERTI“.
Pastoralreferent Marc Bothe, der Leiter und so etwas wie der „spiritus rector“ der Einrichtung, freut sich, dass die Resonanz sich relativ schnell auf Vor-Corona-Niveau eingependelt hat: „Ich glaube, dass wir in diesem Jahr die Zahl von etwa 300 Kursteilnehmern sogar überschreiten werden.“
Sorge bereitet dem umtriebigen 41-Jährigen die ausgesprochen dünne Personaldecke. Hanna Böttcher hat zum Jahreswechsel den Job gewechselt, Norbert Düwel hat sich Richtung Ruhestand verabschiedet. Im Team sind noch Hausmeister Marcel Hillbrandt, Reinigungsfachkraft Gabi DiMeo und eben Marc Bothe, der sich zusätzlich zu seinen eigentlichen Tätigkeitsfeldern darum bemüht, per Ausschreibung die vorhandenen Lücke(n) zu füllen. Zumal: „Wir werden gerade förmlich überrannt, im Vormittagsbereich haben wir keine freien Raumkapazitäten.“ Ob Kinder- und Jugendchöre, musikalische Früherziehung (Leitung: Julia Bonika), Eltern-Kind-Kurse in Kooperation mit der Caritas und auch der Stadt Gladbeck. Die Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche greift regelmäßig auf die Räume im K 4 zurück. Kreativkurse runden das komplexe Angebot ab, eine ukrainische Jugendband „tobt“ sich musikalisch hin und wieder aus.
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Bothe freut sich: „Es spielt sich wieder mehr Gemeindeleben im ehemaligen Pfarrzentrum ab.“ So gehe hier die Vorbereitung auf die Erstkommunion mit einem Gottesdienst für Grundschüler über die Bühne. „Auch die katholischen Frauen sind wieder regelmäßig anzutreffen.“
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Somit alles Friede, Freude, Eierkuchen? „Mitnichten“, macht Bothe klar. „Bei der Ansprache von Jugendlichen müssen wir besser werden.“ Und grundsätzlich gebe es in zwei Punkten Nachholbedarf. „Ein wichtiges Ziel ist die Vielfalt. Wir werden Anfang Juni mit der Stadt bei der ,Woche der Vielfalt´ präsent sein und auch bei der Unterstützung der ,Queer Community´.“ Ganz oben steht der interreligiöse und interkulturelle Dialog. Bothes Wahrnehmung bisher: „Die einzelnen Gruppen bleiben weitgehend unter sich, es gibt kaum Berührungspunkte.“
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