Gladbeck. Einst teure Markenware – wer im Gladbecker Diakonie-Kaufhaus stöbert, kann fündig werden. Das wissen Schnäppchenjäger und Sammler. Ein Besuch.
Ein schön gedeckter Tisch mit edlem Porzellan – der kann was hermachen. Dass es dieses edle Geschirr auch schon für vergleichsweise kleines Geld in Gladbeck geben kann, zeigt ein Bummel durch das Diakoniekaufhaus Kauf.net am Gladbecker Markt. Zwischen manch einfachem Service sind da nämlich auch einige gebrauchte Schätzchen im Angebot.
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Auf einem Tisch – ansehnlich eingedeckt, steht dann auch das 36-teilige Service von Villeroy und Boch. Wer die Preise kennt, die das Traditionsunternehmen für Neuware aufruft, der wird sich freuen: Hier gibt es das komplette Set für 150 Euro. Klar, immer noch viel Geld, doch legt man zugrunde, was die ersten Besitzer einmal investiert haben, dann ist es doch fast ein Schnäppchen.
Im Angebot sind immer wieder auch bekannte Marken zu entdecken
Gerade im Porzellan- und Glasangebot sind immer wieder bekannte Marken zu entdecken. Hutschenreuther findet sich da genauso wie die Sammelgläser von Ritzenhoff. Auch Hersteller wie KPM oder auch Meissener Porzellan kämen immer mal wieder rein und seien dann im Angebot, sagt Marco Bensberg. Beim Diakonischen Werk Bottrop-Gladbeck-Dorsten ist er für die inzwischen sechs Kauf.net-Kaufhäuser in Bottrop, Gladbeck, Castrop-Rauxel und Gelsenkirchen verantwortlich.
Dass sich zwischen preiswertem Alltagsporzellan manchmal echte Schätzchen verstecken, das habe sich auch in Sammlerkreisen herumgesprochen. „Wir haben Stammkunden, die kommen alle zwei Wochen und gucken, ob wir was haben, womit sie ihre Sammlung ergänzen können“, sagt Bensberg. Das gelte nicht nur fürs Porzellan, sondern beispielsweise auch für Schallplatten. Er erinnert sich an einen Kunden aus Bottrop, der wöchentlich kam. „Da kannten wir nachher schon seinen Musikgeschmack und haben für ihn entsprechende Schallplatten parat gelegt.“
Denn: Einkaufen kann in den Diakonie-Häusern zunächst einmal jeder. Und die Kundschaft sei auch bunt gemischt, vom gut verdienenden Arzt bis hin zu Kunden, die sich jede Ausgabe sehr genau überlegen müssten. Allerdings gibt es für diejenigen, die ihre Bedürftigkeit nachweisen können, noch einmal 20 Prozent Rabatt.
Die große Playmobil-Ritterburg lässt Kinderaugen glücklich leuchten
Doch zurück in den Laden. Für junge Familien gibt’s hier den Maxi-Cosi, also die universelle Babytrage, die auch als Autositz für Säuglinge nutzbar ist, für 5 Euro. Ein kurzer Check im Internet ergab Neupreise ab 200 Euro. Und die Playmobil-Ritterburg in der Abteilung für Spielwaren mag zwar gebraucht sein, ist aber sicher immer noch gut bespielbar. Gleiches dürfte für die hochwertigen Gesellschaftsspiele gelten, die im Regal darüber angeboten werden.
Den Relaxsessel von Stressless gibt es hier für 85 Euro. Zugegeben, es ist nicht das aktuellste Modell, doch die Preise dafür starten in der Regel dann auch bei 1000 Euro. Man kann aber auch leicht das Zwei- bis Dreifache dafür ausgeben. Für mindestens 915 Euro weniger lässt es sich vielleicht sogar noch besser entspannen – zumindest mit Blick aufs eigene Portemonnaie. Und tatsächlich bemerke man angesichts steigender Preise und langer Lieferzeiten im Moment eine vermehrte Nachfrage bei Möbeln, sagt Bensberg. Eine Zeit lang seien auch die massiven Büffet-Schränke besonders begehrt gewesen – als Upcycling-Projekt.
Junge Familien mit knapper Kasse finden nützliche Dinge für Baby & Co.
Doch woher kommen all diese Sachen? Zum einen bietet die Diakonie Haushaltsauflösungen an. Zum anderen würden die Sachen auch immer wieder gespendet – etwa, wenn sich jemand neu einrichtet. Das kann dann teils skurrile Züge annehmen, wie Marco Bensberg sich erinnert. Im Mittelpunkt: Ein hochwertiges Rolf Benz Sofa, das später im Gladbecker Diakonie-Kaufhaus angeboten wurde.
Bensberg erinnert sich noch gut an den Vorgang, er sei in einem Gladbecker Anwesen gewesen, habe sich das Möbelstück angeschaut und habe mit dem Hausherrn auch darüber gesprochen, warum er es abgeben will. „Letztlich hat die Familie sich davon getrennt, weil das Wohnzimmer neu gestrichen worden war. Und laut der Frau passte die Garnitur nicht mehr zur Wandfarbe.“ Irgendein Kauf.net-Kunde wird sich damals über das günstige Designerstück gefreut haben.
Die Mitarbeiter prüfen vor dem Verkauf, ob der Zustand der Ware in Ordnung ist
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Ein Punkt ist Bensberg wichtig: Gerade bei Möbeln würden die Mitarbeiter das Stück vorab genau in Augenschein nehmen, um zu entscheiden, ob es in den Diakonie-Häusern noch verkäuflich ist. Und auch sonst werden die Waren auf Funktionsfähigkeit geprüft, das zeigen die Aufkleber, die überall an den Lampen und TV-Geräten pappen, die hier angeboten werden.
Ein echter Hingucker steht direkt im Eingangsbereich des Ladens: Ein Klavier. Das erste überhaupt, das im Gladbecker Diakonie-Kaufhaus angeboten werde, sagt Filialleiterin Isabella Sypitzki. Selbstverständlich hat es Gebrauchsspuren, und wer darauf spielen möchte, muss es wahrscheinlich zuvor einmal stimmen lassen. Im Gegenzug erhält er aber für nur 150 Euro ein Klavier. Für die 19-jährige Lucy ein Traum. Sie spiele selbst Klavier, habe aber bisher nur ein E-Piano, so die Schnäppchenjägerin. Ihr Interesse an dem Instrument im Kaufhaus ist groß. Zumindest lässt sie es sich schon einmal reservieren, denn so eine Anschaffung will sie mit den Eltern besprechen.
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Und so zeigt sich im Gladbecker Kauf.net, dass die Dinge, die manch einer loswerden will, für manch anderen noch ein echter Schatz sein können.