Gladbeck. Immer samstags steuert der Wärmebus der Malteser den Gladbecker Festplatz an. Für Obdachlose eine wichtige Anlaufstelle. Was sie sagen.
Dieser wöchentliche Termin ist den Obdachlosen in Gladbeck wichtig: Samstag, 13 Uhr, Festplatz an der Horster Straße. Dann macht der Wärmebus des Malteser Hilfsdienstes an der Holzhütte Station, und die Ehrenamtlichen servieren ein frisch zubereitetes Mittagessen, einen heißen Kaffee und ein Dessert. Und sie stehen für Gespräche bereit. „Wir sind sehr dankbar dafür“, sagt Mike Maslowski und zieht vor den Helferinnen und Helfern den Hut: „Man muss ja beachten: Die machen das ehrenamtlich.“
Wie die Band One World den Wärmebus der Gladbecker Malteser unterstützt
An diesem Samstag geht der Dank auch an die Musikerinnen und Musiker der One-World-Band, die für den gedeckten Tisch auf dem Festplatz sorgen. Shkumbin Bellacerka hat seine legendären Frikadellen und Cevapcici – das Rezept bleibt allerdings Geheimsache – zubereitet, dazu gibt’s einen Couscous-Salat, Tzatziki, eine Paprikasauce und Brötchen. Die Mitglieder der One-World-Band haben sich Nikolaus-Mützen aufgesetzt und packen großzügige Portionen auf die Pappteller. Der Kontakt zwischen der One-World-Band und den Maltesern kam bei der Verleihung der Ehrenplaketten der Stadt Gladbeck zustande. Sowohl die Musikerinnen und Musiker als auch das Team des Wärmebusses waren im Sommer für ihr Engagement ausgezeichnet worden.
Die Band-Mitglieder tischten bereits zum zweiten Mal vor der Holzhütte auf. Die Malteser hatten dieses Mal also mehr Zeit für Gespräche mit den Obdachlosen. Seit zwei Jahren gibt’s den Wärmebus, und in dieser Zeit sind gute Kontakte zwischen den Ehrenamtlichen und den Obdachlosen entstanden. Anfangs, erzählt Rainer Prittwitz, Stadtbeauftragter der Malteser in Gladbeck, seien die Männer und Frauen noch sehr zögerlich gewesen, auf die Helfer zuzugehen. Aber mittlerweile sei ein guter Kontakt entstanden.
Sascha (38) war im Gefängnis, nun hat er keine Wohnung mehr
„Von mir aus könnten sie jeden Tag auf den Festplatz kommen“, sagt der 38 Jahre alte Sascha, ein „Neuling“ in der Obdachlosen-Szene. Nach einem Gefängnisaufenthalt hat er keine Wohnung mehr. Ein halbes Jahr lebt er nunmehr auf der Straße. Wo schläft er? „Mal hier, mal da“, antwortet er und ergänzt, dass ihm der Schlafsack, den er am Wärmebus bekommen hat, eine wichtige Hilfe sei. Der 38-Jährige, der in anderen Einrichtungen bereits Hausverbot hat, weil er sich nicht immer an die Regeln hält, lässt keine Zweifel aufkommen, dass er lieber auf der Straße als im Gefängnis lebt. „Da ist man eingesperrt.“
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Streetworker Wolfgang Roth – er kümmert sich in seinem Ruhestand im Auftrag der Stadt Gladbeck um die Trinkerszene – hält den Treffpunkt an der Horster Straße für eine gute und funktionierende Einrichtung. „Das hat sich etabliert“, sagt Roth, der mindestens einmal am Tag nach dem Rechten schaut. Probleme versuchten die Obdachlosen selbst zu lösen, berichtet Mike Maslowski, der darauf verweist, dass er selbst den Treffpunkt auf dem Festplatz bei der Stadt ins Gespräch gebracht habe, um aus der Innenstadt, wo man häufig angefeindet werde, herauszukommen. Um welche Probleme geht es da? Streitigkeiten, antwortet Maslowski, „oder wenn mal was gestohlen wird“.
Im Sommer kommen bis zu 40 Männer und Frauen zu der Holzhütte in Gladbeck
Er selbst ist regelmäßig an der Holzhütte. Irgendwen treffe man immer, berichtet der 54-Jährige. Die meisten Obdachlosen würden nicht auf der Straße leben, sondern hätten ein Zimmer oder eine kleine Wohnung, bräuchten aber solche Orte, um mit Kumpel zusammenzukommen und gemeinsam zu trinken. Im Sommer wären 30 bis 40 Männer und Frauen da, im Winter seien es etwas weniger. „Samstags sind fast alle da“, sagt er. Klar: Dann kommt ja auch der Wärmebus.
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„Hier hat man immer einen, der einem weiterhelfen kann“, berichtet der 43-jährige Mark. Ihm tue die Gesellschaft gut. Und für die Ehrenamtlichen hat er nur lobende Worte: „Die Jungs und Mädels sind immer korrekt, sie sind immer sauber und höflich.“ 15 Männer und Frauen gehören zum Team des Wärmebusses, bei dem es sich um einen ehemaligen Verkaufswagen einer Bäckerei handelt und der aus Spenden finanziert worden ist. Bei manch anderen Aufgaben habe er Schwierigkeiten, Ehrenamtliche zu gewinnen, berichtet Rainer Prittwitz. Beim Wärmebus nicht. „Weil man hier von Mensch zu Mensch helfen kann“, antwortet Sabine Prittwitz, die auch zur Wärmebus-Mannschaft gehört. Man dürfe aber keine Berührungsängste zu Menschen haben, denen viele gerne aus dem Weg gehen.
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Bevor der Wärmebus wieder abfährt, gibt’s für alle noch ein kleines Päckchen mit Butterbroten für die nächsten Tage. Zudem verteilen die Malteser Tüten mit Hygieneartikeln. Und in der kommenden Woche wird der Wärmebus, der im Advent mit einem kleinen Tannenbaum ausgestattet ist, den Obdachlosen auch eine kleine Weihnachtstüte mitbringen. Dann werden sich viele von ihnen wieder auf den Weg zum Festplatz machen. Dieser Termin ist den Männern und Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen gestrandet sind, wichtig.