Gladbeck. Noch arbeitet Daniel Schick im Hausarztzentrum Butendorf, doch er will sich selbstständig machen. Und junge Kollegen dazu ermutigen.
Eigentlich hatte David Schick einen ganz anderen Berufsplan im Kopf. Pilot wollte er werden, über den Wolken arbeiten. Dann kam doch alles anders – und der heute 29-jährige Rheinländer landete im Ruhrgebiet, in Gladbeck. Schick tauschte den Steuerknüppel gegen das Stethoskop.
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Hausarzt, das ist jetzt sein Traumjob. Aus gutem Grund, trotz aller Vorurteile und Probleme in der Gesundheitspolitik. Denn, davon ist er fest überzeugt: „Mit dieser Art von Arbeit kann ich fundamental wirklich etwas bewirken.“
Hausarzt-Alltag ist viel mehr als Husten, Schnupfen, Heiserkeit
Dabei könne er nicht unbedingt behaupten, dass der Arztberuf ihm in die Wiege gelegt sei. Obwohl: Ein paar entsprechende Gene müssten eigentlich in Schicks DNA stecken, denn immerhin ist sein Onkel Arzt, Unfallchirurg. Na also, ganz so überrascht die Berufswahl des 29-Jährigen denn doch nicht.
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Aus Langenfeld im Rheinland stammt Daniel Schick. Er erzählt: „Ich habe mich auf einen Studienplatz für Medizin beworben, weil ich an Naturwissenschaften interessiert bin.“ Zum Studium zog‘s den Arzt in spe nach Aachen. „Meine Ausbildung in Anästhesie und Kardiologie habe ich in der Uni-Klinik absolviert. Für den Hausarztteil bin ich wegen meiner Frau nach Dinslaken gegangen.“ Nach einer Station „Facharzt“ arbeitet er nun in Gladbeck.
Praxis in Gladbeck? Das ist eine Option
Verbindungen hierher habe er nicht. Schick berichtet: „Ich bin auf eine Ausschreibung der Kassenärztlichen Vereinigung aufmerksam geworden und habe mich um die Stelle beworben.“ Mit Erfolg. Seit etwa einem Jahr ist der 29-Jährige zur Weiterbildung tätig im Hausarztzentrum Butendorf. Als Ziel steuere er die Selbstständigkeit an. „Ich wünsche mir einen Arztsitz“, sagt der Mediziner. Seine eigene Praxis dürfe später auch gerne in Gladbeck sein: „Eine Option.“
Der Mangel an Hausärzten ist groß
Daniel Schick weiß: „Der Mangel an Hausärzten ist groß, vor allem auf dem Land, beispielsweise in der Eifel.“ Bei dem Thema rast angehenden Fachkräften schon einmal eine Gänsehaut über den Körper, die sich lieber auf eine Disziplin konzentrieren wollen. Finanzielle Anreize sollen das Interesse am Hausarzt-Betätigungsfeld wecken. Denn eines kennt Schick wie seine weiße Kitteltasche: Der hausärztliche Bereich in der Medizin ist mit Stereotypen in den Köpfen behaftet. Der 29-Jährige erzählt: „In der Poli-Klinik gibt es viele Spezialisten, die ihr Fachgebiet vertreten. Hausärzte sind unterrepräsentiert.“ Allgemeinmedizin werde etwas „stiefmütterlich“ behandelt.
„Man muss sich als Hausarzt vielen Klischees stellen“, so Schick. Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Das ist es!? Mitnichten! Da bestimmen so viel mehr Herausforderungen den Praxis-Alltag, hat Schick im Butendorfer Arztzentrum festgestellt. Der 29-Jährige, der ursprünglich eine Zukunft als Anästhesist oder Notfall-/Intensivmediziner ins Auge gefasst hatte, vergleicht: „Als Hausarzt denkt man langfristig, entwickelt Therapiepläne auf längere Sicht.“ Schließlich begeben sich auch viele Menschen mit chronischen Erkrankungen vertrauensvoll in die Hände der Profis.
Schick gibt zu: „Ich hatte nicht wirklich ein Bild, wie es in einer Hausarztpraxis abläuft. Ich bin positiv überrascht und beeindruckt von den breiten Kenntnissen der Kollegen.“
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Die sind auch vonnöten. „Man begegnet sehr vielen verschiedenen Krankheitsbildern“, so der Neuzugang. Seine ersten Eindrücke: Die Aufgaben sind sehr komplex, wie beispielsweise bei einem leberkranken Patienten. Nicht zu vergessen Prävention. Sicher, derzeit in der Wintersaison, „da haben wir am meisten mit grippalen Infekten und Corona zu tun“. Aber da sind auch jene Menschen, die mit zum Beispiel mit Herzerkrankungen in die Praxis kommen. Oder mit COPD, eine unheilbare Lungenkrankheit: „Sie kann im Winter mit depressiven Auswirkungen einhergehen.“
Als besonders interessant und herausfordernd empfindet Daniel Schick die „psychosomatische Ebene“: „Um sie zu behandeln, braucht es eine besondere Verbindung zum Patienten.“ Körperliche Beschwerden, „die nicht eingebildet sind, aber für die organische Ursachen“ nicht diagnostizierbar sind, haben nach Aussage des jungen Mediziners eine ganz diffuse Symptomatik. Man denke nur an das Reizdarmsyndrom.
Bei Bürokratie und Schreibtischkram könnte Neulingen vor Schreck das Blut in den Adern gefrieren
Eigene Praxis bedeutet jedoch nicht nur die Therapie von Menschen. Der wäre ja noch der Papierkram, Buchhaltung, Bürokratie et cetera. Wird Schick bei dem Gedanken daran nicht ein bisschen flau im Magen? „Klar, macht das Sorgen“, sagt der junge Mediziner ganz offen, „das Problem ist: Wenn man anfängt, wird man ins kalte Wasser geworfen. Es werden aber Workshops und Seminare angeboten.“
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Und das kränkelnde deutsche Gesundheitssystem, so Kritiker, lässt die niedergelassene Ärzteschaft ebenfalls nicht gerade fidel und unbeschwert arbeiten. Schick: „Die Proteste sind nicht ohne Grund zu hören. Hausärzte sind budgetiert. Aber Minister Lauterbach hat Verbesserungen versprochen. Wir wollen ja therapieren.“ Schließlich sei die Arbeit als Hausarzt „ganz essentiell“.
Daniel Schick möchte junge Fachkräfte zur Selbstständigkeit ermutigen
Ob er mit Blick auf die Turbulenzen im Gesundheitswesen seine eingeschlagene Berufsbahn bereue? „Nein!“, antwortet der 29-Jährige mit dem Brustton der Überzeugung. Ganz im Gegenteil. Daniel Schick möchte ermutigen, es ihm nachzutun: „Ich würde mich freuen, wenn viele Kollegen meiner Generation sich zur Selbstständigkeit entschließen.“