Gladbeck. Fachleute legen einigen Menschen eine Corona-Impfung mit dem angepassten Wirkstoff ans Herz. Das raten Mediziner in Gladbeck ihren Patienten.
Corona? War da was? Ja, das Virus, das eine Pandemie ausgelöst hat, ist immer noch im Umlauf – wenn auch offenbar weniger gefährlich als in der Anfangszeit. Und doch legt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Bevölkerung eine Impfung zum Schutz gegen einen schweren Covid-19-Verlauf ans Herz. Gerade sind die ersten Lieferungen des angepassten Impfstoffes in Arztpraxen eingetroffen. Ein Hausarzt in Gladbeck ist vom Verhalten seiner Patienten überrascht.
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Dr. Gregor Nagel, Mediziner im Arztzentrum Butendorf, verweist darauf, dass Arztpraxen den Impfstoff von Biontech/Pfizer, der an die derzeit vorherrschenden XBB-Corona-Varianten angepasst ist, erstmals für diese Woche bestellen konnten. Das neue Vakzin Comirnaty Omicron XBB.1.5 ist seit Anfang September in der Europäischen Union zugelassen – und zwar für Menschen ab zwölf Jahren zur Grundimmunisierung und als Auffrischungsimpfung.
Seit einer Woche ist der angepasste Corona-Impfstoff verfügbar – und schon sind Termine ausgebucht
Der Wirkstoff wird in Fläschchen mit sechs Dosen ausgeliefert. „Es ist völlig unverständlich, dass der Bund auch fast drei Jahre nach Start der Covid-19-Impfung noch immer keine Einzeldosen bereitstellen kann“, kritisiert Dr. Stephan Hofmeister, der stellvertretende Vorsitzende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die Sechs-Dosen-Flaschen mit Fertiglösung bedeuten nach seiner Ansicht einen „erheblichen organisatorischen Mehraufwand“ – schließlich sollen angebrochene Exemplare auch aufgebraucht werden.
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Die Gefahr, dass womöglich Impfstoff liegenbleibt und verschwendet wird, scheint in der Praxis des Gladbecker Hausarztes Dr. Ulrich Heil nicht gegeben zu sein. Jetzt schon in den ersten Tagen, in denen das frische Vakzin verfügbar ist, sind bei ihm für die nächsten beiden Wochen die Impftermine ausgebucht. Der Mediziner berichtet: „Es ist interessant zu sehen, wie Patienten zurzeit auf das Impfangebot reagieren. Ungefähr die Hälfte fragt aus eigenem Antrieb danach. Die andere Hälfte der Patienten sprechen wir auf die Covid-19-Impfung an.“Das seien beispielsweise jene Menschen, die sich einen Grippe-Schutz-Pieks geben lassen wollen. Denn: Eine gleichzeitige Corona-Impfung ist möglich. Liegt die letzte Impfung gegen Sars-CoV-2 ein Jahr zurück, biete sich der Schutz an. Heil: „Wenn sich jemand zum Schutz gegen das Coronavirus impfen lassen möchte und auf uns zukommt, schicken wir ihn nicht weg“, sagt der Hausarzt.
„Wer zu uns zum Gesundheits-Check-up kommt, älter als 60 Jahre ist und vielleicht einer Risiko-Gruppe angehört, bekommt das Angebot, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Wir sprechen diese Patienten gezielt an“, sagt Dr. Ulrich Heil.
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Zu den besonders Gefährdeten zählen unter anderem chronisch Kranke und Vorerkrankte – genannt seien hier beispielhaft diejenigen, die Krebs haben, Asthma, Diabetes oder COPD. Hausarzt-Kollege Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck, führt als Zielgruppen auch Menschen an, die im Gesundheitsbereich tätig sind oder in der eigenen Familie alte Menschen betreuen.
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Variante Eris verbreitet sich rasant
Derzeit verbreitet sich die Coronavirus-Variante EG.5, auch Eris genannt, weltweit rasend schnell. Fachleute aus den Bereichen Virologie und Epidemiologie sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufen sie nicht als besonders gefährlich ein. Dieser Auffassung schließt sich das Robert-Koch-Institut (RKI) an.
In Deutschland wurde die EG.5-Mutante erstmals Ende März diesen Jahres registriert. Seitdem werden in rascher Folge immer mehr Infektionen festgestellt. Fachleute beobachten die Entwicklung mit Wachsamkeit.
Aktuell stehen insgesamt drei Varianten unter erhöhter Beobachtung. Dabei handelt es sich um die in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent stark verbreitete XBB.1.5, die besonders in Asien vorkommende XBB.1.16, und eben EG.5.
Dr. Ulrich Heil hat beobachtet: „Vor einem Jahr haben uns die Patienten wegen der Corona-Impfung die Praxis eingerannt. Jetzt erkenne ich im Verhalten eine gewisse Sorglosigkeit – nach dem Motto: Ach, ich dachte Corona gibt’s nicht mehr.“ Das Interesse habe merklich nachgelassen. „Es ist nicht so, dass ich eine Impfmüdigkeit oder Widerwillen gegen die Spritze feststelle. Die Patienten haben Corona einfach nicht mehr auf dem Schirm“, so Heil.
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Aber das Virus ist beileibe noch nicht aus der Welt. Die Infektionszahlen steigen wieder. Besonders augenfällig ist aktuell das Auftreten einer neuen Coronavirus-Variante in mehreren Regionen auf dem Globus – auch in Deutschland wird sie vermehrt registriert.