Gladbeck. Das St. Barbara-Hospital in Gladbeck hat einen neuen Chefarzt. Im Gespräch erklärt er, was KI-gestützte Roboter im Operationssaal leisten.
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im St. Barbara-Hospital Gladbeck hat eine neue Führung bekommen. Seit Anfang des Jahres ist Hermann-Josef Liesenklas neuer Chefarzt im Haus. Wir haben den 61-jährigen Mediziner gefragt, was ihn mit Gladbeck persönlich verbindet, welche Fachexpertise er mitbringt und wie Patientinnen und Patienten vom Einsatz Künstlicher Intelligenz profitieren.
Beim Gang durch die renovierten Gänge des altehrwürdigen Gladbecker Klinikums erinnert Hermann-Josef Liesenklas an Zeiten, als hier noch 6-Bett-Zimmer an der Tagesordnung waren. Die Räume der vor 130 Jahren erbauten und nach der Schutzpatronin der Bergleute benannten Klinik kennt Liesenklas gut. Nicht nur, weil er bereits im Oktober als Co-Chefarzt nach Gladbeck gewechselt ist; hier hat er auch von 1992 bis 94 seine Ausbildung zum Assistenzarzt absolviert und seine Doktorarbeit geschrieben. „Back to the roots also“, sagt Liesenklas.
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KI in der Medizin: Warum in Gladbeck der Roboter mit operiert
Dinslaken, Oberhausen, Dorsten, Bochum und Gelsenkirchen lauten die sonstigen Stationen in Liesenklas‘ Werdegang. Der Vater von vier Kindern arbeitet offenbar gern im Revier. Geboren in Dorsten, lebt er heute in Kirchhellen. Zu seinen Spezialgebieten zählt die Alterstraumatologie, die etwa bei der Versorgung von Stürzen zuständig ist. Zudem ist Liesenklas Experte für Unfallchirurgie und insbesondere die Knieendoprothetik, also den medizinischen Fachbereich, der für künstlichen Knieersatz zuständig ist. Hier setzt das St. Barbara-Hospital künftig auf Künstliche Intelligenz und Robotik im Operationsraum, eine Innovation, die an anderen Standorten der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH, zu der auch das St. Barbara gehört, bereits erprobt wurde.
So wird am Marienhospital in Gelsenkirchen-Ückendorf seit nunmehr zwei Jahren mit dem sogenannten Omnibot der Firma Corin operiert. Rund 300 Knieprothesen habe Liesenklas, unterstützt vom neu angeschafften Roboter, bereits eingesetzt. Der Omnibot vermisst zunächst über Ultraschall Bänder und Knochen des Patienten, erstellt dann ein 3D-Modell des Knies und errechnet schließlich mittels KI, wo der Operateur den Schnitt zu setzen hat und an welcher exakten Position die Knieprothese eingesetzt werden soll.
Das alles passiere in Vollnarkose, der Patient bekomme davon gar nichts mit, erklärt Liesenklas neben dem Roboter stehend. Dem sieht man die verbaute Hochtechnologie kaum an: Eine Apparatur mit Bildschirmen, Kameras, Recheneinheit und – auf dem Bild nicht zu sehen – einem handlichen Stift, der die Ultraschall-Vermessung ermöglicht.
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Wie Patienten von der neuen Technologie in Gladbeck profitieren sollen
Vorteil der maschinellen OP-Unterstützung ist zunächst, dass die Patienten auf die sonst übliche Computertomografie verzichten können. Die Operation dauere dafür 20 Minuten länger, was sich aber lohne, sagt Chefarzt Liesenklas. „Wir sehen im Rahmen der Nachbehandlung, dass die Patienten sehr schnell wieder auf die Beine kommen und weniger Schmerzen haben.“ Grund dafür ist die leistungsstarke KI, die für mehr Präzision und Fehlerkorrektur im Operationsaal sorgt. Sie ermittelt nicht nur zu Beginn die für Knochen und Bänder optimale Position des neuen Kniegelenks, sie überprüft auch noch einmal die Endposition.
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Patienten, die etwa an Arthrose leiden, erhoffen sich von der Operation nicht nur ein Ende der Schmerzen, sie wollen auch wieder aktiv werden, möglichst so, wie mit einem gesunden Knie. Eine Prothese sollte deswegen dem natürlichen Kniegefühl möglichst nah kommen und genau das ermögliche das neue Operationsverfahren. „Viele Patienten können ihr Knie nach zwei Tagen schon wieder beugen“, so Liesenklas. Laufen soll sogar bereits einen Tag nach der Operation wieder möglich sein.
Hermann-Josef Liesenklas, der seit 30 Jahren Knie operiert, ist überzeugt von der neuen Technologie, zeigt aber auch die Grenzen derselben auf. Ersetzen können die einen erfahrenen Mediziner nicht: „Man kann den Roboter nicht allein arbeiten lassen. Man muss jeden Schritt prüfen. Ohne Erfahrung können sonst schnell Fehler passieren.“
Bekenntnis zum St. Barbara-Hospital Gladbeck: „Das Unternehmen steht zur Klinik hier.“
Das St. Barbara-Hospital hat sich den Omnibot einiges kosten lassen. Pressesprecher Wolfgang Heinberg spricht von einem „sechsstelligen Betrag“ und will diese Investition, verbunden mit der neuen Personalie, auch als „klares Bekenntnis zum Standort“ verstanden wissen. „Das Unternehmen steht zur Klinik hier“, versichert Heinberg. „Unter meinem Vorgänger hat es eine Menge Verunsicherung in der Bevölkerung und bei der Belegschaft gegeben“, erklärt Liesenklas. Einige Kollegen hätten sich bereits Sorgen um ihren Arbeitsplatz gemacht. Er wolle jetzt für mehr Stabilität im Haus sorgen. Heinberg nennt den neuen Chefarzt „einen leidenschaftlichen Barbaraner“. Liesenklas nimmt die Ehrung mit einem Lachen auf und sagt: „Insgeheim war es mein Ziel, hierhin zurückzukehren.“
Wer sich weitergehend informieren und den neuen Chefarzt im Haus kennenlernen will, hat dazu am 14. Februar um 16 Uhr im St. Barbara-Hospital Gelegenheit. Dann spricht Hermann-Josef Liesenklas im Rahmen der Kneipp-Gesundheits-Vortragsreihe zum Thema „Künstliche Intelligenz im OP – Robotik bei der Knie-TEP“.