Gladbeck. In Gladbeck gibt es zwei große Problemimmobilien. Den Erlenkrug und das Brandhochhaus am Busfortshof. Warum der Umgang mit beiden schwierig ist.

Was die Beseitigung von großen Problemimmobilien in Privatbesitz angeht, hatte die Stadt Gladbeck in letzter Zeit das, was man, salopp formuliert, als richtig guten Lauf bezeichnen kann. Die Hochhausruine in Rentfort-Nord ist abgerissen, ebenso das alte Möbelhaus Tacke in Butendorf. Zwei Problemfälle allerdings bleiben in Gladbeck noch. Ende offen.

Der „Erlenkrug“-Komplex in Gladbeck-Ost ist schon seit etlichen Jahren eine Schrottimmobilie. Mit dem Hochhaus am Busfortshof könnte eine weitere Problemimmobilie im Stadtteil Brauck jetzt noch hinzukommen, für die sich zumindest in absehbarer Zeit keine Lösung abzeichnet. Anfang März vergangenen Jahres hatte es in dem Hochhaus am Busfortshof gebrannt. Nur wenige Tage später ließ die Stadt Gladbeck das Gebäude räumen – wegen erheblicher Brandschutzmängel. 157 Bewohner mussten von jetzt auf gleich ihre Wohnungen verlassen. Die Hausverwaltung – das Gebäude gehört mehreren Eigentümern – kündigte Renovierungsarbeiten an. Die sind allerdings bislang wohl eher halbherzig angegangen worden.

An der Erlenkrug-Ruine in Gladbeck tut sich schon seit Jahren nichts mehr

Aktuell ruhen die Arbeiten sogar ganz, wie Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer auf Anfrage bestätigt. Es sei auch leider nicht absehbar, „ob und wann das Objekt wieder bewohnbar“ ist. 49 Personen, die bis zum BrandMieter am Busforshof waren, leben nach Auskunft des Baurates nach wie vor in Wohnungen, die von der Stadt zur Verfügung gestellt worden sind. Weitere 18 Personen sind immer noch in städtischen Notunterkünften untergebracht.

Lesen Sie auch

Sperrmüll liegt im Hof des Brandhochhauses am Busfortshof in Gladbeck. Die Renovierungsarbeiten ruhen wohl.
Sperrmüll liegt im Hof des Brandhochhauses am Busfortshof in Gladbeck. Die Renovierungsarbeiten ruhen wohl. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Nach Informationen des Baurats haben die Eigentümer des Brandhochhauses zwar eine neue Hausverwaltung bestellt und auch eine neue Architektin mit den Arbeiten an dem Gebäude beauftragt. Sonst sei aber wohl nichts geschehen am Busfortshof. Der Stadtbaurat schaut deshalb genau und auch sehr kritisch auf die weitere Entwicklung in Brauck: „Falls sich das Thema Schrottimmobilie an der Stelle weiter verfestigt und wir dies rechtssicher, auch gutachtlich, belegen können, stehen uns Instrumente zur Verfügung, die auch zum Rückbau führen können. Dies allerdings unter Umständen auch in Vollzug und auf Kosten der Stadt.“

Gebaut wurde das Brandhochhaus 1957 als Wohnheim für ledige Arbeiter

Gebaut worden ist das Haus in Brauck 1957 als Wohnheim für ledige Arbeiter, 1972 wurde es in ein Bürogebäude umgewandelt. Seit 2013 dient es als Wohnhaus. Schon vor dem verheerenden Feuer im vergangenen Jahr galt das Wohngebäude in Brauck als problematisch. Immer wieder monierte die Stadt Baumängel, Vermüllung und vor allem einen mangelhaften Brandschutz. Mieter bezeichneten das Gebäude als „Horrorhaus“.

Im Fall einer Bauruine in Essen steht der Abriss fest

In Essen ist die Stadt im Umgang mit einer großen Problemimmobilie am Bahnhof in Altenessen einen Schritt weiter. Eine Bauruine dort gilt seit Jahren als Angstraum, sollte eigentlich schon längst abgerissen werden. Zuletzt hatte das Oberverwaltungsgericht festgelegt, dass die Eigentümergesellschaft sechs Monate Zeit für den Abriss hat. Diese Frist ist jetzt abgelaufen, nun kann die Stadt Essen den Abriss veranlassen.

Ob dieser Fall in Essen Parallelen aufweist beispielsweise zur Erlenkrug-Ruine, sei schwer zu beurteilen, sagt Gladbecks Stadtbaurat Kreuzer: „Anscheinend gab es dort aber ein Urteil des OVG Münster, was heißt, dass sich damit zwei Instanzen beschäftigt haben. Daher dürften die Gerichtsverfahren dazu mehrere Jahre gedauert haben.“

Ältere Gladbeckerinnen und Gladbecker werden sich noch erinnern: Die kleine bananenförmige Ladenzeile an der Buerschen Straße/ Erlenstraße mit Kiosk, Aldi-Markt, Blumenlädchen, „Erlenkrug-Kneipe“ und dem Wohngebäude dahinter war früher richtig nett anzusehen – und eine funktionierende Nahversorgung für die Menschen im Stadtteil. Doch dann begann der Verfall – und seit Jahrzehnten sprechen die Gladbecker vom „Erlenkrug-Areal“ nur noch als Schrottimmobilie. Vor allem die direkten Anwohner ärgern sich über das mit Metallzäunen gesicherte Gerippe aus Steinen und Beton. 2008 erwarb das Areal eine Familie aus dem Stadtteil bei einer Zwangsversteigerung. Getan hat sich seitdem nichts mehr.

Im Sommer 2019 hat es im Hof der Erlenkrug-Ruine gebrannt

Ein Brand im Hof des Gebäudekomplexes im Sommer 2019 veranlasste die Stadt Gladbeck, härtere Mittel in Sachen Erlenkrug zu ergreifen. Es wurde ein Instandsetzungsgebot erteilt. An der mangelnden Bereitschaft des Immobilien-Eigentümers, das marode Ensemble endlich zu sanieren, hat das aber nichts geändert. Es tut sich einfach nichts.

++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++

Baurat Kreuzer: „Wir prüfen nun Optionen, die über das Instandsetzungsgebot hinausgehen.“ In einem der nächsten Fachausschüsse soll im nichtöffentlichen Teil darüber beraten werden. Eventuell könne im Anschluss bereits etwas Konkretes bekannt gegeben werden. Allerdings: Eine schnelle Lösung für die Erlenkrug-Ruine stellt der Stadtbaurat nach wie vor nicht in Aussicht. „Aber wir versuchen weiterhin, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.