Gladbeck. Das Brand-Hochhaus in Gladbeck wird geräumt. Bis Dienstag müssen die 157 Bewohner ihre Wohnungen verlassen. Feuerwehr hält bis dahin Brandwache.

Der Brandschutz am Hochhaus am Busfortshof ist so mangelhaft, dass die Stadtverwaltung jetzt eine Entscheidung getroffen hat: Das Hochhaus wird stillgelegt. Bis Dienstagmorgen um elf Uhr müssen alle Bewohner das Nötigste gepackt und ihre Wohnungen verlassen haben.

In der Nacht hält die Feuerwehr Brandwache an dem Hochhaus in Brauck

„Damit vorher nichts mehr passiert, wird die Feuerwehr heute Nacht Brandwache am Haus halten“, erklärte Montagnachmittag Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus. Multiple Gründe sprächen dafür, das Hochhaus, in dem es Samstag gebrannt hat, nun tatsächlich komplett zu räumen. Zu räumen, und den Eingang auch so zu sichern, dass vorerst niemand mehr in seine Wohnung zurückkehren könne.

So sah es in den Kellergängen des Hochhauses am Busfortshof bereits vor drei Jahren aus. Eine Mieterin hatte damals verzweifelt auf die schlimmen Zustände in dem Haus aufmerksam gemacht. Nun wird das „Horrorhaus“ Dienstag geräumt.
So sah es in den Kellergängen des Hochhauses am Busfortshof bereits vor drei Jahren aus. Eine Mieterin hatte damals verzweifelt auf die schlimmen Zustände in dem Haus aufmerksam gemacht. Nun wird das „Horrorhaus“ Dienstag geräumt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die städtische Bauordnung habe am Montag erneut den desolaten Zustand des Hauses vor allem beim Brandschutz festgestellt. Nun sei die Stilllegung offiziell beschlossen und werde in einem nächsten Schritt der für die Immobilie zuständigen Verwaltergesellschaft mitgeteilt. „Für die Räumung verantwortlich sind nämlich eigentlich die Eigentümer des Hauses“, so Schmidt. Bauordnung und Ordnungsamt seien aber auch auf jeden Fall Dienstagmorgen am Hochhaus, allein um zu kontrollieren, ob auch wirklich geräumt wird. Zudem werde man die Maßnahme mit Sozialarbeitern und Dolmetschern begleiten, um den Mietern so zu helfen.

Die Aufstellflächen zum „Anleitern der Feuerwehr“ wurden direkt nach dem Brand schon wieder zugemüllt

„Wir können die Zustände dort einfach nicht mehr hinnehmen. Es ist zu gefährlich“, betont Schmidt und nennt Beispiele: Die in den Rettungsplänen angegebenen Aufstellflächen zum „Anleitern der Feuerwehr“ am Haus seien schon beim Brand am Samstag zugestellt gewesen, hätten so den Einsatz massiv erschwert. Nun türme sich dort schon wieder der Müll. Brandschutztüren, die bei einer Kontrolle der Bauordnung wenige Tage vor dem Feuer im Keller des Hochhauses beanstandet wurden, seien bereits wieder defekt. „Und ein Fluchtweg wurde auch schon wieder mit einer alten Küchenzeile zugestellt. Die Tür zum Dach, die eigentlich abgeschlossen sein muss, steht wieder auf.“ Und auch der Keller sei schon wieder ordentlich zugemüllt.

In dem Hochhaus am Busfortshof, das 1957/58 als Ledigenwohnheim für den Bergbau gebaut wurde, leben aktuell 157 Menschen, überwiegend syrischer Herkunft. „94 Prozent der Bewohner sind jünger als 18 Jahre“, so Christiane Schmidt. Bei der Stadtverwaltung ist man gerade dabei, Ersatzquartiere für die Familien zu suchen. „Wir gehen aber davon aus, dass einige auch bei Verwandten unterkommen können.“ Für die Experten bei der Stadtverwaltung, so Schmidt weiter, stehe fest: Kein anderes Problemhaus in Gladbeck ist in einem so desolaten Zustand wie das Hochhaus am Busfortshof. „Auch die Steinstraße 72 und die Märker Straße nicht.“

Eine Nacht müssen die Menschen aber noch in dem „Horrorhaus“, wie einige Mieter es bereits vor Jahren getauft haben, verbringen. Bewacht von der Feuerwehr. Aber ohne Wärme und warmes Wasser. Die Heizung ist nach wie vor kaputt.