Gladbeck. Die Problemimmobilie Busfortshof in Gladbeck wurde 1957 gebaut und gab ledigen Arbeitern ein Zuhause. Ab 1972 wurde sie als Bürogebäude genutzt.

Das Hochhaus Busfortshof 18 in Gladbeck, das durch den folgenschweren Brand in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist, hat eine wechselvolle Geschichte. Allerdings war erst die Aufgabe der Immobilie als Bürostandort mehrerer Wohnungsbaukonzerne und der Verkauf des Hauses durch die Deutsche Annigton 2012 an ein kleines privates Wohnungsunternehmen folgenschwer und ausschlaggebend für das Schicksal des Hochhauses.

Begonnen hat die Geschichte des Hauses 1957 als Ledigenheim, was vielen in Brauck nicht mehr in Erinnerung ist. Bauherr war die Wohnungsbau Welheim gGmbH, die am Busfortshof für Beschäftige der nahen Glaswerke Ruhr, aber auch für Kumpel auf den Zechen Stinnes 1/2 in Karnap und Stinnes 3/4 in Brauck eine Unterkunft für ledige Arbeiter errichtete – laut Unterlagen im Stadtarchiv immerhin ein Haus mit 213 Bettenplätzen.

Die Straße Busfortshof wurde ab 1952, das Hochhaus ab 1957 gebaut

Aus dem obersten Stock des Hauses Busfortshof wurde diese Aufnahme des Berglehrlingsheims am Hartmannshof gemacht. Vor dem Haus sind die Nissenhütten zu erkennen, die Ausgebombten nd Vertriebenen nach dem Krieg ein Quartier boten. Oben rechts ist das alte Ledigenheim an der Brauckstraße zu sehen – heute Haus St. Suitbert.
Aus dem obersten Stock des Hauses Busfortshof wurde diese Aufnahme des Berglehrlingsheims am Hartmannshof gemacht. Vor dem Haus sind die Nissenhütten zu erkennen, die Ausgebombten nd Vertriebenen nach dem Krieg ein Quartier boten. Oben rechts ist das alte Ledigenheim an der Brauckstraße zu sehen – heute Haus St. Suitbert. © FFs | REPRO: Lutz von Staegmann

Das Gelände am Busfortshof war bis nach dem Krieg Ackerfläche, der Hof Busfort lag dort. Am Rande (etwa heutiger Straßenverlauf) verlief eine Zechenbahn, die Stinnes 1/2 mit dem Bahnhof Horst-Nord und mit Stinnes 3/4 verband. 1948 fasste die Stadt Pläne, das Gelände mit den Straßen Busfortshof und Hartmannshof zu erschließen. Zwischen den beiden Straßen errichtete die Stadt sogenannte Nissenhütten, in denen nach dem Krieg Ausgebombte und Vertriebene ein vorübergehendes Zuhause fanden. Die Bau der heutigen Straße Busfortshof begann 1952.

Am Hartmannshof wurde 1954 das Berglehrlingsheim der Caritas gebaut. Der ehemalige Leiter des Berglehrlingsheims, Hans Boltendahl, beobachtete damals die Bauarbeiten und kann den Betrieb als Ledigenheim bestätigen. Boltendahl, der das Haus einige Male besuchte und dabei auch aus dem obersten Stock „sein“ Lehrlingsheim fotografierte, kannte sogar den ersten Leiter des Hauses, einen Mann namens Falcone. Der Name könnte darauf hindeuten, dass erste italienische Gastarbeiter (seit 1956 im Revier) hier ein Dach über den Kopf fanden.

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Im Baugrund des Hochhauses fand man das Skelett eines Wisents aus der Eiszeit

Wissenschaftlich und historisch interessant ist der Fund des Skeletts eines eiszeitlichen Waldwisents, das man bei der Ausschachtung des Hochhauses 1957 fand. Offenbar hatte sich das Tier, das bis zu drei Meter groß werden konnte, im Sumpf verirrt und war im Emscherschlamm versackt. Obwohl die Bauarbeiter den Fund im Dezember 1957 meldeten, interessierte sich seinerzeit offenbar niemand dafür: Die Knochen landeten mit dem Aushub aus der Baugrube auf der nahe gelegenen Abraumhalde.

Dort fand sie im Frühjahr 1958 rein zufällig Arno Heinrich, der spätere Leiter des Heimatmuseums Bottrop, und sicherte. Das Skelett stellte sich als eines der wenigen, fast vollständig erhaltenen Fundstücke dieser Art in Europa heraus. Das Originalskelett des Wisents ist im Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Münster zu finden. Abgüsse finden sich im Museum in Wittringen und im Heimatmuseum Bottrop.

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1972 wurde das Hochhaus zum Bürostandort für die Wohnungsverwaltung

Wie lange das Hochhaus am Busforthof, das seinen Betrieb 1958 aufnahm, als Ledigenheim diente, ist nicht klar. 1972 wurde es, so städtische Quellen, in ein Bürogebäude umgewandelt und offenbar auch umgebaut – darauf deuten zumindest Zeichnungen im Archiv des Wohnungskonzerns Vonovia hin. Sichtbares Zeichen ist die noch vorhandene Pförtnerloge und der große Parkplatz als Stellfläche für die Beschäftigten.

Im Bürohaus Busfortshof 18 fand sich zunächst die Wohnungsverwaltung der Zeche Mathias Stinnes, danach von Veba Wohnen und Veba Wohnstätten, später von Veba Immobilien, Viterra und Annigton. Seit Mitte der 90er Jahre gab es eine Mischnutzung als Büro- und Wohngebäude. 2013 trat die komplette Nutzungsänderung in Wohnen in Kraft. Schon ein Jahr vorher hatte die Annigton (die kurz darauf in der Vonovia aufging) das Haus verkauft.

Erinnerung an einen alten Hof

Der Hof Busfort, nach dem die Straße Busfortshof benannt ist, war der südlichste Hof Gladbecks. Er stand ungefähr dort, wo sich heute die Gebäude Busfortshof 16a befinden, die Häuser der AWo-Wohnstätten. Der Hof gehörte zu den älteren in Brauck, bereits in der allerersten Katasterkarte der Gemeinde Gladbeck von 1823, ist der Hof vermerkt.

Der Name weist auf eine Furt durch den Busch hin, den Emscherbruchwald. Ganz in der Nähe floss in alten Zeiten ein Arm der Emscher vorbei, die Emscherniederung war sehr feucht, fruchtbar und begrünt. Die Furt führte durch den Sumpf des Emscherbruchs nach Altenessen – folglich eine uralte Wegeverbindung. Der Busfortshof war also der Hof am Busch an der Furt.