Gladbeck. In Sachen Schrottimmobilie Erlenkrug ist der Stadtverwaltung Gladbeck der Geduldsfaden gerissen. Per Bescheid wird nun die Sanierung angeordnet.
Im Fall der Schrottimmobilie Erlenkrug ist bei der Stadtverwaltung endgültig der Geduldsfaden gerissen. In Richtung Eigentümer S. wird es in den nächsten Tagen eine klare Ansage geben: Er hat Wohnhaus und Ladenzeile wieder herzurichten.
Das Städtebauliche Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot soll Anwendung finden
Um das zu erreichen, wendet die Stadt das „Städtebauliche Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot“ an.
Das genaue Procedere erläuterte Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer Dienstagabend im Wirtschaftsförderungsausschuss. Für eine Enteignung bestehe keine rechtliche Grundlage. Und auch eine Abriss-Anordnung sei schwierig umzusetzen, die rechtlichen Hürden dafür seien sehr hoch. In dem Instandsetzungsgebot aber sieht der Stadtbaurat eine gute Möglichkeit, die seit Jahren problematische Situation an der Buerschen Straße endlich in den Griff zu bekommen.
Das Gebot könne zur Anwendung kommen, wenn eine Schrottimmobilie negative Auswirkungen auf die Straße oder sogar den ganzen Ortsteil habe. Das sei im Fall „Erlenkrug“ eindeutig gegeben. Und auch das Feuer, das im Juli im Innenhof des Gebäudekomplexes tobte (die Kripo geht von Brandstiftung aus), spielt der Stadtverwaltung in die Karten: Das Gebot greift nämlich erst recht, wenn von einer Schrottimmobilie zusätzlich auch noch eine Gefahr für die Umgebung ausgeht.
In einem schriftlichen Bescheid werden die Arbeiten vorgegeben
Und so geht es weiter: Die Experten der Stadtverwaltung werden die Immobilie in Augenschein nehmen. Es wird eine Beratung und Anhörung des Eigentümers über das weitere Vorgehen geben.
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Im Anschluss erhält er einen schriftlichen Bescheid, in dem festgelegt ist, welche Arbeiten vorzunehmen sind. „Im konkreten Fall bedeutet das, Wohnhaus und Ladenzeile müssen wieder aufgebaut werden“, so Kreuzer. Eine Baugenehmigung gibt es. Und der Eigentümer habe sogar vor kurzem erneut einen Bauantrag für das Wohnhaus und den kleinen Geschäftskomplex gestellt.
Zeige sich der Eigentümer nun tatsächlich kooperativ, könne alles ganz schnell gehen und der Schandfleck im Stadtteil schon bald keiner mehr sein. „Wenn er nicht sanieren kann, besteht natürlich noch die Möglichkeit, das Areal zu verkaufen“, betonte der Baurat. Auch die Stadt sei in dem Fall bereit, die Schrottimmobilie „zum Marktpreis zu übernehmen“. Erfolge aber gar keine Reaktion des Eigentümers, drohen Zwangsmittel. „Sprich, wir erheben ein Zwangsgeld. Und das so lange, bis gehandelt wird, wobei sich die Summe bei jeder Forderung auch noch erhöht“, so Kreuzer weiter. Es sei die erklärte Absicht, den Druck in dieser Sache hoch zu halten.
Die unendliche Geschichte einer Schrottimmobilie
An die unendliche Geschichte der Schrottimmobilie Erlenkrug erinnerte Bürgermeister Ulrich Roland im Ausschuss.
Er sprach von einer „tragischen Geschichte“, die den Menschen im Stadtteil auch nicht mehr länger zuzumuten sei. Seit 2002 sei die Situation an diesem Eingangstor zur Stadt „nicht ausreichend“. Der Eigentümer habe zwar anfangs verkündet, er werde den Komplex rasch wieder sanieren, passiert sei aber nichts. „Im Gegenteil, es sind noch zusätzliche Probleme hinzugekommen“, so Roland.
Zudem sei der Eigentümer in der Vergangenheit der Stadt gegenüber wenig gesprächsbereit gewesen. „Wir haben der Familie mehrmals am Kauf interessierte Investoren vermittelt. Aber man hat uns ganz klar Desinteresse signalisiert“, erklärte Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck. Nun soll endlich eine Lösung im Fall der Schrottimmobilie Erlenkrug in Sicht kommen.
Jahrelanger Stillstand
Der Gebäudekomplex, bestehend aus einem mehrstöckigen Wohnhaus und einer bananenförmigen Ladenzeile an der Straße, wurde 1954 gebaut. Vor allem die Gaststätte „Erlenkrug“ wird vielen Gladbeckern noch in Erinnerung sein.
1999 kaufte die Essener Stallwitz KG den Komplex. Es gab Pläne, dort ein türkisches Geschäftszentrum zu eröffnen. Getan hat sich jedoch nichts.
Im Jahr 2008 kam es zur Zwangsversteigerung: Familie S. erwarb den Komplex für 451.000 Euro. Seitdem verfällt die Schrottimmobilie immer mehr.
Anfang Juli 2019 brannten Weihnachtsbäume, die im Innenhof meterhoch gestapelt waren: Großeinsatz für die Feuerwehr. Die Kripo geht von Brandstiftung aus. Seitdem hat die Stadtverwaltung die Schrottimmobilie wieder verstärkt im Blick.