Gladbeck. Die Bewohner sind unzufrieden mit den Zuständen im und am Wohnkomplex. Gegenüber der Stadt Gladbeck zeigt sich die Hausverwaltung kooperativ.
Ratten. Müll. Fäkalien. Ein übler Geruch steigt in die Nase. Erinnerungen an eine Kanalisation. Am selben Ort: Mehrere Kinderfahrräder. Herzliche Familien. So paradox dies klingen mag – es ist ein Ort, an dem Dankbarkeit und Hoffnung, Verzweiflung und Wut aufeinander prallen. Dass hier Kinder leben, scheint unvorstellbar. Ist aber Realität – am Busfortshof 18.
Mieterin sucht Hilfe über Facebook
„Mein Name ist Melek Öztürk. Sie sind meine letzte Hoffnung“, schreibt die 36-jährige Bewohnerin über Facebook. Seit drei Jahren lebe sie mit ihrer Familie in dem Hochhaus in Gladbeck-Brauck. Sie habe die Hausverwaltung über etwaige Mängel im Haus informiert: „Nichts passiert“, bedauert Öztürk. Sie selbst bezeichnet den Wohnkomplex, der bis 2012 im Besitz der Deutschen Annington war, als „Horrorhaus“. Anschließend wurde die Besitzverhältnisse zerschlagen: Habe aktuell elf Eigentümer – aber eine Hausverwaltung.
Für die Bewohnerin steht fest: „Wir werden ausziehen. Wir leben hier mit Ratten“, sagt Öztürk, die aber auch an einige Nachbarn denkt: „Sie sollen eine Stimme bekommen. Manche sprechen nur gebrochen deutsch. Niemand hört uns.“ Einer dieser Nachbarn ist Gezwan Rajab. Der 48-jährige Syrer bewohnt mit seiner Frau und acht Kindern eine Wohnung im dritten Stock. „Ich bin froh, hier zu leben“, sagt Rajab. Die Dankbarkeit ist groß – wider alle Zustände im Hausflur und Keller.
Kaputte Fenster im Flur selbst ausgetauscht
Seit einem Jahr lebt die Familie in Gladbeck. Zwei kaputte Fenster im Hausflur habe der Familienvater mit einem Nachbar ausgetauscht: „Damit sich die Kinder nicht verletzen.“ Die Mängelliste ist lang: Es fehlen Feuerlöscher und im Hinterhof stapelt sich der Müll. „Mit meinem Sohn habe ich versucht, den Müll aufzusammeln. Aber es gibt Nachbarn, die einfach alles aus dem Fenster werfen“, sagt Rajab.
Dennoch ist der Familienvater froh, am Busfortshof 18 zu leben. Im Wohnzimmer seiner Wohnung, die penibel sauber und renoviert ist, reicht der Familienvater ein Kännchen Tee mit kleinen Gläsern. Er erzählt seine Geschichte: Zehn Tage war der Familienvater in einem Boot auf dem Meer – mit 207 anderen Personen. „Wir hatten kaum Wasser. Kein Essen. Aber man denkt nur an die Familie“, sagt Rajab. Die Zustände an seinem Wohnhaus nimmt der Syrer hin. Seine Familie ist in Sicherheit.
Hausverwaltung kritisiert die Mieter
Die Hausverwaltung Dönmez in Oberhausen nimmt gegenüber der Redaktion die Hausgemeinschaft in die Pflicht: „Viele der Probleme sind selbst verschuldet. Die Mieter müssen kooperieren. Das fängt bei der Müllentsorgung an.“ Schon mehrmals habe man umliegenden Müll am Haus entsorgt, doch „es dauert keine zwei Tage, dann sieht es wieder aus wie Sau“, sagt Serkan Dönmez. Man wolle aber nun „noch aktiver vor Ort ansprechbar sein“, sichtert der Hausverwalter zu.
Gegenüber der Stadt zeigte sich Dönmez kooperativ: Gestern war die Wohnungsaufsicht in Person von Mechthild Metz vor Ort, um den Zustand des Wohnhauses zu begutachten, wie Christiane Schmidt, Pressesprecherin der Stadt, informiert: „Wir haben dem Verwalter und Eigentümer bis Freitag eine Frist gesetzt, Müll und Mängel zu beseitigen. Montag werden wir eine weitere Kontrolle durchführen.“ Es wurde von der Hausverwaltung zugesichert, dass der Rohrbruch im Keller bis Freitag behoben sein solle. Gleichzeitig werden an die Mieter nochmal eine mehrsprachige Informationsmappe der ZBG verteilt. Diese informiert u. a. über die Müllentsorgung sowie das Verhalten in Mietwohnungen, so Schmidt.