Duisburg. Welches Restauranteröffnung war 2022 in Duisburg ein Erfolg? Welches Lokal musste schließen? Die Aufsteiger, Trends und Flops in der Szene.
Die vergangenen Monate waren nicht einfach für die Gastronomie in Duisburg. Zwar gab es nach Corona erstmals keinen Lockdown und viele hofften auf ein Stückchen Normalität. Doch dann kam der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die Energiekrise. Die Menschen hatten das Geld nicht mehr so locker sitzen, sparten beim Essen gehen oder dem Bierchen.
Viele Gastronomen hatten zudem Schwierigkeiten, neues Personal zu finden. Der Grund: Wer früher in einem Restaurant oder in einer Kneipe kellnerte, musste sich in Corona-Zeiten etwas Neues suchen – und der Gastro-Branche den Rücken kehren. So hat in diesem Jahr das eine oder andere Restaurant geschlossen. Doch es gab auch Lichtblicke, viel versprechende Neueröffnungen und zwei schöne Comebacks. Ein Rückblick.
Aufsteiger des Jahres in der Duisburger Gastro: Sven Nöthel
In Duisburg ist ein Stern aufgegangen: Sven Nöthel, der das Restaurant „Mod“ vor gut einem Jahr eröffnete, wurde für seinen modernen Kreationen mit einem der begehrten Sterne geadelt. Unter dem Titel „Beete & Bauer“ gibt es ein Menü für Fleischesser, die aus bis zu acht Gängen wählen können.
Auf der Karte steht aktuell etwa Rotbarsch kombiniert mit Topinambur, schwarzen Johannisbeeren und Lauch. Oder Schweinebauch arrangiert mit Spitzkohl und Sauerrahm. Vegetarier werden unter dem Titel „Acker & Saat“ glücklich. Sie dürfen sich beispielsweise auf Kombinationen Parmesan, Radicchio, Apfel und Früchtebrot freuen. Um im „Mod“ zu essen, kommen die Gäste auch von weit her. „Ich weiß gar nicht, wie sich dieses Jahr noch toppen lässt“, sagt Sven Nöthel etwas ungläubig, aber glücklich.
Die Neueröffnungen des Jahres
Duisburg-Marxloh hat ein neues Vorzeige-Restaurant: Die türkische Küche hat mehr zu bieten als Döner und Lahmacun in Schnellrestaurant-Flair. Die Macher des „Hanzade“ auf der Weseler Straße locken die Gäste mit ebenso pompösen wie modernen Flair. Chef Musa Kazim Aycil will mit Vorurteilen brechen und beweisen, dass sich der Stadtteil nicht etwa vor Düsseldorf verstecken muss. Das Herzstück der Küche ist ein Grill, auf der Karte stehen vornehmlich Fleischgerichte. Wer möchte, bekommt auch ein Glas Wein zu den Speisen. Viele Marxloher freuen sich, dass es so einen Hingucker nun in ihrem Stadtteil gibt und laden gerne dorthin ein.
Auch das „Home“, neu eröffnet am Calaisplatz, ist für viele mehr als ein schönes Restaurant. Für Stadtentwickler ist es ein Zeichen, dass es endlich voran geht in der Altstadt. Dabei schließt das „Home“ mit seinem Stil eine der vielen Lücken. Hier kann man nämlich mit der ganzen Familie einkehren. Der vegane Nachwuchs findet auf der Karte zum Beispiel Bowls, Fleischliebhaber, die am liebsten Bodenständiges ordern, kommen auch nicht zu kurz. Das Ambiente ist modern und gemütlich und somit für sämtliche Anlässe kompatibel.
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„Es ist super angelaufen“, zieht denn auch Mit-Geschäftsführerin Michaela Hares eine positive Bilanz. Die Karte komme super an – mittags kommen viele Mitarbeiter aus den umliegenden Büros vorbei, abends wechselt das Publikum. „Im neuen Jahr wollen wir mehr Veranstaltungen anbieten. Wir haben schon ein paar Anfragen für Feiern, aber wir haben ja den tollen großen Raum mit Dachterrasse“, blickt Michaela Hares voraus. In den vergangenen Monaten haben sie, Mit-Geschäftsführer Jens Müller und das Team bereits mit Nachbarn vernetzt und zum Beispiel auch beim Weihnachtsmarkt „Veggie-Glück“ mitgemacht. Es könnte also etwas werden mit der Belebung des unteren Teils der Altstadt.
Systemgastronomen haben oft den Ruf, uniform und austauschbar zu sein. Dennoch wurden gleich zwei Eröffnungen in Duisburg sehnsüchtig erwartet. Am Hauptbahnhof lockt seit Oktober das „60 Seconds to Napoli“ mit typisch neapolitanischen Pizzen. Seit dem ersten Tag pilgern Italien-Liebhaber in das Restaurant, um die sehr guten, aber nicht ganz günstigen Pizzen zu probieren. Viele der Zutaten werden aus Italien importiert. Im Sommer kann man auch draußen sitzen. Einen bekannten Fan hat „60 Seconds to Napoli“ übrigens auch: Foodblogger Stefano Zarrella stattete dem Duisburger Lokal einen Besuch ab. Die Chefs sind mit dem Start zufrieden.
Gut angelaufen ist auch das Geschäft mit Bowls und Salaten. Der Eröffnung von „Pottsalat“ wurde in Duisburg entgegengefiebert. Mit-Gründer Ben Küstner ist nach der Anfangszeit positiv gestimmt: „Die Nachfrage ist gut.“ Im kommenden Jahr soll denn auch das Liefergebiet erweitert werden. Momentan werden die gesunden Gerichte in einem Radius von acht Kilometern rund um Kaßlerfeld per E-Bike oder E-Roller ausgeliefert.
Die Schließungen des Jahres
Im Westen was Neues: Bis zum Schluss haben die „Renzis“-Macher Astrid und Tobias Bähner durchgezogen und die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um sich von ihren Stammgästen zu verabschieden. Nun ist nach 16 Jahren Schluss. Ihre Nachbarn Sven Nöthel und Isabell Nöthel-Herbst übernehmen ab Januar.
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Dieser Wein hat im Abgang einen bitteren Geschmack. Das Lokal „Riesling am Kamin“ war im Frühjahr ziemlich plötzlich dicht. Vorausgegangen sein soll ein Streit zwischen dem Pächter Torsten Knaudt und dem Vermieter um offene Mietzahlungen. Für Weinliebhaber in Wanheimerort und Umgebung definitiv ein Verlust. Wer allerdings mal einen Ausflug plant: Familie Knaudt hat ein neues Restaurant eröffnet und hofft auch auf Besucher aus Duisburg.
Das eine McDonalds-Filiale schließt, ist eher ungewöhnlich. Doch in den vergangenen Corona-Jahren ist die Zahl der Shoppenden auf der Königstraße zurück gegangen. Auch die Büroarbeiter fehlten, die sich mittags in dem Fastfood-Restaurant einen Burger gönnten. Also zog Markus Weber, Geschäftsführer aller Duisburger McDonalds-Standorte die Konsequenzen und entschied, die Filiale in der City zu schließen. Am 30. Dezember ist Schluss. Immerhin: Alle Mitarbeiter behielten ihre Jobs – und zum nächsten Restaurant ist es auch nicht weit: Weber hofft, dass der Standort am Hauptbahnhof profitiert.
Durchhalter des Jahres: „Wilder Kaiser“
Als Walter Portner, Chef des „Wilden Wieners“, im Frühjahr den „Wilder Kaiser“ eröffnete, hatte er eigentlich einen Mitarbeiter gefunden, der sich hauptsächlich um das Club-Lokal des TC Grunewald kümmern sollte. Doch es dauerte nicht lange, der Verantwortliche schmiss das Handtuch und Walter Portner musste sich mit seinem Team um zwei Restaurants kümmern. „Wir haben viele Gäste bei uns in Duissern, die aus dem Süden kommen. Trotzdem war der Start dort nicht einfach“, blickt er zurück. Neben Sportler kehren Ausflügler ein. Und weil die Räume Platz für große Gesellschaften bieten, wurde für 2023 zum Glück schon die eine oder andere Feier gebucht.
In der Wintersaison sind die Öffnungszeiten allerdings eingeschränkt. Momentan gibt’s nur freitags und samstags ab 17 Uhr die Schmankerl, sonntags von 12 bis 20 Uhr. Ab April sollen die Zeiten wieder erweitert werden. „Wir haben das Personal gerade so angepasst, dass wir klar kommen.“
Klassiker des Jahres: Döner von „Mevlana“
Döner geht immer. Und der von Familie Kuzuoglu hat sich seit 35 Jahren geschmacklich bewährt. Kein Wunder, schließlich wird an der Gitschiner Straße in Hochfeld der Fleischspieß traditionell selbst gesteckt. Das wissen viele Kunden zu schätzen. Um sich für die Treue der Duisburger zu bedanken, verkaufte die Familie am Tag der deutschen Einheit den Döner für 1,99 Euro. Vorsichtshalber hatten sie Freunde gebeten, auf die Sicherheit zu achten, denn der Andrang war groß. Der 200-Kilo-Spieß wurde komplett verputzt. Die Einnahmen wurden übrigens gespendet.
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Comeback des Jahres: die „Ankerbar“ in Ruhrort
Vor einem Jahr hatte Rainer Schmitz den „Anker“ in Ruhrort abgegeben. Er war schwer krank und verstarb im Oktober. Die Ruhrorter trauerten um den beliebten Gastgeber und auch das verschlossene Lokal stimmte viele traurig. Umso erleichterter waren viele, als Jenny Breitkopf die Traditionskneipe als „Ankerbar“ wieder eröffnete. An der Wand befinden sich allerlei Bilder als Hommage an den Hafenstadtteil und an „Schimmi“, der hier im ersten „Tatort“ an der Theke gesessen hat. Das Bier wird mittlerweile frisch gezapft. auf der Karte stehen Pizzen und die Gäste sind zufrieden. Einer fasst zusammen: „Die Kultkneipe ist einfach ein muss, besonders für Schimmi-Fans. Man fühlt sich sofort wie Zuhause.. Atmosphäre einfach geil.“ Und Jenny Breitkopf freut sich: „Die positiven Rückmeldungen sind toll.“
Die Erweiterung des Jahres: Edel
Als gute Adresse für Cocktails hatte sich das „Edel“ im vergangenen Jahr bereits einen Namen gemacht. Seit dem Frühjahr haben Gaye Sevindim und Dirk Bremmenkamp die Bar um ein Bistro erweitert.
Das Konzept kommt bei den edlen Fans gut an: „Es läuft super. Wir haben immer gesagt, dass wir ein Wohnzimmer für die Leute sein wollen. Das ist auch so. Außerdem haben wir ein fantastisches Team gefunden“, freut sich Gaye Sevindim. Die Karte hat sich in den Monaten ein bisschen verändert. Hatten sie anfangs noch Stullen mit Schinken oder Salami im Angebot, sind diese mittlerweile verschwunden. „Die wollten wir haben, damit jeder etwas findet. Aber die waren einfach nicht nachgefragt. So sind wir schleichend vegetarisch und vegan geworden“, beschreibt Gaye Sevindim.
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Nach einer amtlichen Silvester-Party, haben sie und Dirk Bremmenkamp schon Pläne für 2023: Sie wollen sich in der Gastro-Szene vernetzen künftig mehr mit anderen Duisburger Restaurants kooperieren.