Duisburg. Das Restaurant „Mod“ in Baerl bringt das besondere Etwas zurück nach Duisburg. So hat es unserer Kritikerin in dem „Kuhstall“ geschmeckt.

Dass man als Gast im jüngst eröffneten Restaurant „Mod by Sven Nöthel“ im ländlichen Duisburger Stadtteil Baerl einen ehemaligen Kuhstall betritt, kann zwar ein nettes Tischgespräch anstoßen. Aber zu spüren ist vom Kuhstall nichts mehr in diesem hellen, großzügigen Raum. Hier beginnt eine Geschichte, mit der in Duisburg ein neues kulinarisches Kapitel aufgeschlagen wird.

Restaurant „Mod“ in Duisburg-Baerl: Junger Spitzenkoch kommt an den Tisch

Atmosphäre: Es fühlt sich ein wenig so an wie der Besuch in einer großen, modernen Wohnküche. Hier ist alles offen, es herrscht Augenhöhe zwischen Gast und Gastgebern. Hier kann man Profis beim Kochen erleben. Es ist spannend zu beobachten, wie wie hier alles ineinander greift, wie konzentriert gearbeitet wird, wie viel Vorarbeit schon geleistet wurde, bevor die Gäste Platz nehmen.

Es geht im Küchenbereich kollegial und locker zu, was ja in der Spitzengastronomie nicht selbstverständlich ist. Sven Nöthel hebt sich von Küchenchef Timo Baaske und Sous-Chef Jan Lilienthal allenfalls durch Jeans und T-Shirt ab, wirkt eher wie der Jungbauer als der Spitzenkoch, der er ist.

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Service: Freundlich-leger auch der Service, aufmerksam und zugewandt. Nöthels Lebenspartnerin Isabell Herbst und Amelie Ehle erläutern, wie es hier zugeht mit Essen und Trinken, dass etwa bei den Menüs vieles austauschbar ist und Wünsche problemlos erfüllt werden. Wer gern kulinarisch unterwegs und gespannt ist auf eine abendfüllende Entdeckungsreise weiß, dass hier nur ein Menü in Frage kommt. Chef und Köche bringen und erläutern das, was sie auf den Teller gezaubert haben, auch selbst an den Tisch.

Der Neu-Duisburger Koch verwendet Bodenständiges

Angebot und Geschmack: Bei Sven Nöthel, der erste Erfahrungen im „Hummerstübchen“ seines Vaters in Düsseldorf gemacht hat (zwei Michelin-Sterne), bei Sascha Stemberg in Velbert (ein Stern) gelernt und bereits 2015 „Am Kamin“ in Mülheim, dem Betrieb seiner Mutter, einen Stern erkocht hat, muss man übers Handwerk kein Wort verliefen.

„Beete & Bauer“ heißt das Menü, das mit vier (79 Euro), sechs (99 Euro) oder acht (115 Euro) Gängen bestellt werden kann, „Acker & Saat“ die vegetarische Version mit sechs Gängen (79 Euro). Knapp aufgezählt werden in der Karte die Hauptzutaten der Gänge, beim Sechs-Gänge-Menü gibt es (nach den köstlichen „Küchengrüßen“) zum Auftakt „Rotbarsch / Johannisbeere / Fenchel / Haselnuss“. Wobei der zart-rohe Rotbarsch in Johannisbeersaft mariniert wurde, auf einem Fenchelbett mit Biss liegt, und die Nüsse ihre knackige Konsistenz einbringen.

Der Rehrücken ist auf einem prächtigen Gemüsebett platziert, im Schälchen daneben das lang gegarte Fleisch aus der Keule.
Der Rehrücken ist auf einem prächtigen Gemüsebett platziert, im Schälchen daneben das lang gegarte Fleisch aus der Keule. © ahr

Sehr originell die „Brotzeit“, die im „Mod“ als eigener Gang serviert wird: selbst gebackenes Kürbis- und Knäckebrot, dazu Rehschinken, Nussbutter und Fichtenöl. Steckrübe, Grünkohl, Quitte, Rosenkohl, Radicchio und Beeren, das Reh aus der Eifel (als rosiger Rücken und lang gegartem Fleisch aus der Keule) – Nöthel verwendet bodenständige Zutaten.

Er arbeitet mit vielfältigen Aromen und Texturen, kombiniert würzige Pilze und bittere Kumquats mit süßer Pastinake, würzigen Ziegenkäse mit geräuchertem Honig. Und er hat den Mut (schwedisch „Mod“), ein ganz unsüßes Dessert aus Petersilienwurzel, sauerer Sahne, Walnuss und Apfelmost zu servieren: ein Statement auch dies.

Zum Menü kann man eine Weinbegleitung wählen (sechs Glas 49 Euro), bei der allerdings noch Luft nach oben war, alternativ eine alkoholfreie Begleitung (37 Euro) mit selbst kreierten Säften, die mit Rettich-Brombeer- oder Vogelbeere-Kombucha-Mischungen überraschen.

Sven Nöthel ist auf dem besten Weg, einen Michelin-Stern zu erkochen.
Sven Nöthel ist auf dem besten Weg, einen Michelin-Stern zu erkochen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Fazit: Eine sehr originelle kulinarische Reise, die souverän auf Kreativität und die eigene Handschrift setzt. Sven Nöthel hat gerade erst angefangen, ist aber mit seinem „Mod“ schon auf dem besten Weg, den lange begehrten Michelin-Stern nach Duisburg zu holen.

Eine andere Liga

Bewertung (wobei das „Mod“ in einer anderen Liga spielt als viele Duisburger Restaurants):

Geschmack: 5/5 Punkte

Atmosphäre: 5/5 Punkte

Service: 5/5 Punkte

Preis-Leistungs-Verhältnis: 5/5

Adresse: Grafschafter Straße 197, 47199 Duisburg

Öffnungszeiten: dienstags bis samstags ab 17.30 Uhr, sonntags Küche von 12 bis 14 Uhr, Info www.mod-dining.com.

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.

Diese Gastro-Kritik haben wir vor der Michelin-Auszeichnung veröffentlicht.

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