Duisburg-Altstadt. Paukenschlag in Duisburgs Club-Szene: Im „Old Daddy“ steht eine große Veränderung an. Emotionaler Blick zurück – und nach vorn: So geht’s weiter.
Eigentlich sollte es nur ein kurzes Gastspiel werden. 2007 wurde Peter Jurjahn vom Insolvenzverwalter gebeten, das Duisburger „Old Daddy“ wieder in die Spur zu bringen. „Ein halbes Jahr – länger nicht“, antwortete der Oberhausener – ohne zu ahnen, dass aus den geplanten sechs Monaten 15 Jahre werden würden. Jetzt aber macht der 57-Jährige wirklich Schluss an der Steinschen Gasse: Peter Jurjahn hat die traditionsreiche Disco an zwei noch geheime Nachfolger verkauft.
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Leicht fällt ihm der Abschied nicht. Jurjahn, der seit fast vier Jahrzehnten im Disco-Geschäft zu Hause ist, zunächst in der „Old Daddy“-Filiale in Oberhausen-Sterkrade arbeitete und dann in die „Turbinenhalle“ wechselte, hat viel Zeit und jede Menge Herzblut in das „Daddy“ gesteckt, es von ganz unten wieder hochgezogen.
Aus „Old Daddy“ Duisburg wurde „Kultkeller“
Als er den Kellerclub übernahm, hatte dieser mehrere Schließungen und Insolvenzen hinter sich. Der Neustart war ein Risiko. Doch Jurjahn, dem auch der Oberhausener „Kulttempel“ gehört, nahm die Herausforderung an. Im Herbst 2007 machte er das frühere „Daddy“ wieder auf. „Kultkeller“ nannte er sein neues Baby, für das er sogar seinen „richtigen“ Beruf bei der Ruhrkohle AG kündigte. Jurjahn ist ausgebildeter Bergmann, malochte zunächst unter Tage, später in der Transport-Verwaltung der Zeche Prosper-Haniel.
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Doch was jetzt zählte, war der „Kultkeller“. „Mein Team und ich haben da richtig was aufgebaut“, schaut Jurjahn mit Stolz zurück. Für ihn war es damals wichtig, „Ruhe in den Laden zu bringen“. Das sei auch gelungen – „durch eine wunderbare Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt, den Behörden und der Polizei“.
Viel Geld in Sicherheit investiert
Zunächst war Jurjahn nur Mieter der Kellerdisco. „Doch 2010 wollte der damalige Besitzer des Gebäudes plötzlich mehr Miete für den Szene-Laden“, erzählt Jurjahn. Der 57-Jährige fackelte nicht lange und kaufte den kompletten Gebäudekomplex an der Steinschen Gasse.
Auch in den folgenden Jahren investierte der Oberhausener immer weiter in seine Duisburger Location. „Für den neuen Brandschutz hab ich damals eine Menge Geld in die Hand genommen“, erinnert sich Jurjahn. Um das Recht für den Namen des Clubs zurückzubekommen, zog er sogar vor Gericht.
Die Rechte am Logo – das typische bärtige Männergesicht – hatte er sich schon direkt zu Beginn gesichert, der Name allerdings war geschützt. „Das war gar nicht so einfach, diesen Namen zu bekommen. Ich habe lange daran gearbeitet“, so Jurjahn. Weitere Details nennt er nicht. Fakt ist: Seit 2019 durfte der „Kultkeller“ wieder „Daddy“ heißen – zwar ohne das frühere „Old“ im Namen. Aber das war auch nicht nötig, befand Jurjahn. „Es heißt bei den Gästen eh immer nur: Wir gehen ins Daddy.“ Denn in Duisburg gebe es ein generelles Phänomen. „Hier pflegt man Traditionen und hält Erinnerungen hoch“, beschreibt Jurjahn. Und so halten dem Keller bis heute die Partygäste aus „Old Daddy“-Zeiten die Treue.
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Ein Erfolgsgarant waren stets die 80er/90er-Partys, zu denen regelmäßig viele frühere „Old Daddy“- Stammkunden kamen. Aber auch Veranstaltungen wie die „Mission:Dark“ für Fans der Gothic-Musik und viele Schüler- und Studentenpartys zogen das Feiervolk magisch an. Zuletzt bebte die Hütte vor allem bei der „Old Daddy Revival Party“, die am vergangenen Samstag bereits zum 25. Mal stattfand.
Positiver Blick in die Zukunft
„Die Revival-Party wird es auch weiterhin geben“, schaut Jurjahn positiv in die Zukunft. Überhaupt soll sich durch den Verkauf der Location erstmal nicht viel ändern. Seine Nachfolger, über die er noch keine Details verraten möchte, würden „das Konzept definitiv so weiterfahren“, sagt der 57-Jährige. Das Fortbestehen des Clubs liegt ihm am Herzen liegt. „Ich werde die beiden Neuen in den kommenden Jahren weiterbetreuen, Behördengänge mit ihnen erledigen und beratend zur Seite stehen.“
Ein bisschen Wehmut spürt er schon, wenn er daran denkt, dass er nicht mehr der Chef im „Daddy“ ist. „Ich habe viele schöne Momente mit Personal und Gästen erlebt“, schwelgt Jurjahn in Erinnerungen. Trotzdem sei es jetzt an der Zeit, die Aufgabe weiterzureichen. „Ich habe ja noch den ‘Kulttempel’ in Oberhausen, veranstalte dort mehr und mehr Konzerte – und wer mich kennt, der weiß, dass ich immer 100 Prozent geben muss und keine halbe Sachen mag“, sagt der frühere Bergarbeiter, der heute ganz Geschäftsmann ist. Durch den Verkauf des „Daddys“ möchte er sich und seiner Familie mehr Zeit verschaffen. „Ich möchte auch privat mal etwas vom Leben haben.“
Das Angebot der zwei jungen Nachfolger kam Jurjahn deswegen ganz recht. „Die beiden waren im Laufe der Jahre nicht die ersten Interessenten, aber die mit dem größten Potenzial. Und das wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch wachsen.“
>> Das „Old Daddy“ in Zahlen
- Bis zu 600 Partygänger passen gleichzeitig in das Gewölbe, das von 1885 bis 1961 noch als Weinkeller genutzt wurde.
- 1968 erfolgte der Umbau zur Disco. Die hieß erst „Schwabing“. Zwei Jahre später folgte die Umbenennung in „Picadilly“. Auch die blieb nur kurz geöffnet.
- Zwischen 1974 und 1978 diente der Keller einer Firma als Möbellager. 1977/78 begann die Ära des „Old Daddy“, das zu einer Erfolgsgeschichte wurde.