Duisburg. Nach dem überraschenden Aus des Gasthauses „Riesling erleben“ in Duisburg schildern Pächter und Verpächter, warum der Streit „eskalierte“.
Das beliebte Gasthaus „Riesling erleben“ in Duisburg hat im April geschlossen, die Überraschung war groß (wir berichteten). Auf der Homepage seines Wanheimorter Restaurants hat Torsten Knaudt seinen Gästen noch einen Abschiedsgruß hinterlassen. „Man soll aufhören, wenn’s am Schönsten ist“ heißt es da. Ob es wirklich am Schönsten war, als sich der Gastronom kurzfristig entschloss, nicht mehr weiterzumachen, ist zu bezweifeln.
Alles sah eher nach einem überstürzten Abgang aus, der nicht nur die Stammgäste des beliebten Lokals ins Grübeln brachte. Wir sprachen mit Restaurant-Pächter Torsten Knaudt und mit Christian Linden, dem Besitzer der Immobilie, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
„Riesling erleben“ in Duisburg: Ehepaar führte Gasthaus seit sieben Jahren
Knaudt hat das Gasthaus an der Düsseldorfer Straße gemeinsam mit Ehefrau Regina sieben Jahre lang geführt und zu einem Restaurant – dem auch eine Vinothek angegliedert ist – entwickelt, das in Duisburg einen ausgezeichneten Ruf genoss. Am Wochenende empfahl es sich, einen Tisch zu buchen, wenn man sicher sein wollte, im „Riesling“ einen gemütlichen Abend zu verbringen.
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Vermieter Christian Linden hat die Immobilie mit den angrenzenden Gebäuden vor einigen Jahren von seiner Mutter geerbt, wohnt selbst vor Ort in einem Anbau. Er schilderte, dass das Restaurant bereits zu Beginn der 1980er-Jahre ein Speiselokal war. Seinem Mieter wirft er vor, mit Pachtzahlungen im Rückstand zu sein: „Da sind Pachtzahlungen in Höhe von 22.000 Euro offen. Herr Knaudt hat zwar die staatlichen Corona-Hilfen in Anspruch genommen, aber die davon zu zahlende Pacht nicht an uns weitergegeben.“
Nach Angaben von Christian Linden lief der noch mit seiner Mutter abgeschlossene Vertrag zum 31. Dezember 2021 aus. Er sei bereit gewesen, einen neuen Vertrag zu allerdings erhöhten – „marktüblichen“ – Konditionen mit Torsten Knaudt abzuschließen: „Der alte Vertrag war schon sehr günstig für Herrn Knaudt.“ Der sei allerdings nicht auf das neue Angebot eingegangen, für den Vermieter unverständlich: „Er hat damals ein voll möbliertes Lokal übernommen, und der geforderte Pachtzins bewegt sich doch im normalen Rahmen.“
Das führte laut Verpächter zu Streit
Ergänzend fügt er an: „Knaudt hat einfach weiter gemacht wie bisher, dabei hätte er sein Engagement hier beenden müssen. Mir wurde durch sein Verhalten die Möglichkeit genommen, das Lokal nach Ablauf des Pachtvertrages neu zu vermieten.“ Linden reichte eine Klage auf Räumung ein, offensichtlich mit Erfolg. Zudem soll die mit dem Fall betraute Richterin dem Pächter Zeit eingeräumt haben, die Pachtschulden bis Februar zu begleichen. Das sei aber nach Angaben Lindens nicht geschehen. Konsequenz: Der Immobilienbesitzer tauschte Anfang April die Schlösser aus: „Im Lokal befand sich ja das komplette Mobiliar, das war ja mein Eigentum, das wollte ich schützen.“
Linden führt noch weitere Dinge an, die für Zwistigkeiten sorgten. Dazu zählt er einen, seiner Schilderung nach, „durch die Küche verursachten Wasserschaden“, einen nicht zulässigen Weinabverkauf (“Der unterlag da schon zum Mietpfandrecht“) und die nicht statthafte Untervermietung eines Raumes in der Vinothek.
Pächter installierte Überwachungskameras
Pächter Torsten Knaudt bestreitet die Vorwürfe vehement und sieht das Ganze anders: „Differenzen mit den Besitzern der Immobilie gab es schon lange, auch schon, als die Mutter unser Vertragspartner war. Seit ihr Sohn das Restaurant geerbt hat, hat sich die Situation verschlimmert. Im letzten Jahr ist die Sache dann eskaliert, es kam vermehrt zu Provokationen durch Herrn Linden und sein Umfeld.“
Als Konsequenz aus diesem Verhalten installierte Knaudt eine Überwachungskamera in den angemieteten Räumen. Er musste feststellen, dass Linden sich „unberechtigter Weise“ Zugang zum Restaurant, zum Kühlhaus und zur Vinothek verschafft hatte.
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Die Aufnahmen dokumentierten, dass bei diesen Aktionen auch Personen aus dem Umfeld des Vermieters dabei waren. Nach eigener Aussage sah der Pächter die Sicherheit seiner Gäste und seiner Mitarbeiter durch dieses Verhalten gefährdet: „Auf diese Weise hätten ja meine Speise-Vorräte im Extremfall manipuliert werden können. Das konnten wir nicht mehr verantworten.“ Die Pachtrückstände bestreitet er nicht, erklärte aber, dass er während der Zeit des Lockdowns den Vermieter um ein Gespräch mit dem Ziel einer Pachtminderung für diesen Zeitraum gebeten habe, allerdings ohne Erfolg.
Daraufhin habe er mit Hinweis auf den Beschluss der Bundesregierung vom 13.12. 2020 (Anwendbarkeit des § 313 BGB) einseitig die Pacht gekürzt: „Ich hatte in der Zeit hohe Einnahmeausfälle.“ Nach Ende des Lockdowns habe er die Pacht wieder in voller Höhe gezahlt. Die Höhe der Pachtschuld von 22.000 Euro bestreitet Knaudt: „Das stimmt nicht, der Betrag ist geringer.“
Lokal soll wieder als Restaurant verpachtet werden
Der Gastronom macht sogar eine Gegenrechnung auf: „Ich konnte beispielsweise wegen eines Schadens im Abwassersystem mein Restaurant sechs Tage lang nicht betreiben. Das mit der Reparatur beauftragte Unternehmen bestätigte mir, dass das Rohrsystem völlig marode war.“ Für den Gastwirt war das mit erheblichen Einnahmeausfällen verbunden: „Der mir zugefügte Schaden übersteigt die Forderungen des Herrn Linden mir gegenüber.“
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Auch bezüglich des abgelaufenen Pachtvertrages schilderte Knaudt seine Version: „Der alte Vertrag hatte eine Verlängerungsoption für weitere fünf Jahre. Ich habe Herrn Linden fristgerecht mitgeteilt, dass ich diese Option wahrnehmen werde.“ Damit sah sich der „Riesling“-Pächter in Sachen Fortführung des Restaurantbetriebes rechtlich auf der sicheren Seite.
Das sah das zuständige Gericht offenbar anders, in erster Instanz wurde unter anderem einer Räumungsklage stattgegeben. Dazu Torsten Knaudt: „Gegen Teile des Urteils haben wir Berufung eingelegt, das Verfahren läuft noch.“ Christian Linden würde gerne das Lokal weiter als Restaurant verpachten, erste Gespräche hat es bereits gegeben. Und Torsten Knaudt will im August an der Mosel neu eröffnen. Kein großer Trost für seine Duisburger Stammgäste.
>>Mitarbeiter fanden anderweitig neue Anstellungen
- Torsten Knaudt ist froh darüber, dass seine Mitarbeiter mittlerweile alle anderweitig eine neue Anstellung gefunden haben.
- Besonders stolz ist er, dass einer seiner Auszubildenden jetzt im „Mod“, dem Baerler Top-Restaurant von Sternekoch Sven Nöthel, seine Ausbildung fortsetzen kann.