Duisburg. Der Hafen Duisburg zahlt Borussia Dortmund für Werbung und Logenplätze. Hafenchef Staake ist Fan und Stammgast. Gutachter empfehlen eine Prüfung.
Wirtschaftsprüfer haben zu Vorwürfen gegen Hafenchef Erich Staake auch Geschäftsbeziehungen zwischen der Duisburger Hafen AG und Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund untersucht. Ihr geheimes Gutachten liegt unserer Redaktion vor. Daraus geht hervor, dass Duisport bereits seit 2011 einen Logenvertrag mit dem BVB hat. Am Vierertisch im Stadion begrüßt(e) Hafenchef Staake gerne Gäste. Duisport hat zudem einen Werbevertrag mit den börsennotierten Borussen und zahlt dafür 735.000 Euro. Pikant: Bei den Hafen-Mitarbeitern ist Staake als BVB-Anhänger bekannt.
■ Staake: Fragen zu First-Class-Flügen, hohen Spesen und Wein
■ Hafenchef Staake unter Druck: Wie ihn ein Gutachten belastet
Beim heimischen MSV Duisburg hält sich der größte Binnenhafen der Welt dagegen finanziell zurück. Seit 2015 unterstützt der Hafen U19 und U17 als Trikot-Sponsor „mit einem Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich“, teilt eine Hafensprecherin mit. Ins Profiteam der Zebras investierte Duisport dagegen in der jüngeren Vergangenheit nur als Trikotsponsor, als der Drittligist im September 2020 im DFB-Pokal einen Bundesligisten empfing: Borussia Dortmund.
Hafen Duisburg zahlt pro Saison 31.980 Euro netto für Logenplätze
Die anonymen Hinweisgeber werfen ihm vor, bei den Duisport-Geschäften mit der Borussia private und geschäftliche Interessen zu vermengen. Der Vorstandschef möchte sich auf Anfrage unserer Redaktion auch dazu nicht äußern. Sein Anwalt antwortet nur grundsätzlich: „Die von Ihnen wiedergegebenen Vorwürfe entbehren jeder Substanz.“
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Fakt ist: Zwischen BVB und Hafen wurde nach Informationen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte im Februar 2011 ein Logenvertrag über vier „Business-Seats (inkl. diverser Zusatzleistungen)“ für 17 Heimspiele abgeschlossen. Anfangs habe Duisport 23.900 netto gezahlt. 2019 wurde der Vertrag um drei Champions-League- beziehungsweise Euro-League-Spiele erweitert, weshalb zuletzt „31.980 netto“ pro Saison fällig wurden. Obendrein buchte Duisport offenbar häufiger DFB-Pokal- und CL-Spiele hinzu.
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Einer Übersicht der Fahrereinsätze entnehmen die Gutachter, dass Staake auch in den Pandemie-Spielzeiten im Frühjahr und Herbst 2020 noch zu Spielen in Dortmund chauffiert wurde. Ob und welche Geschäftspartner, etwa zur Pflege der Geschäftsbeziehungen, auf Kosten des Hafens Spitzenfußball gucken durften, haben die Deloitte-Juristen nicht in ihr Gutachten geschrieben. Zu den vom Hafen eingeladenen Gästen zählte aber beispielsweise Michael Groschek. Der ehemalige NRW-Verkehrsminister (SPD) gastierte im Februar 2020 beim Champions-League-Kick gegen Paris St. Germain.
Duisport zahlt 735.000 Euro für die Asia-Tour
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Zum Logenvertrag halten die Experten zwar fest: „Die Entscheidung, Umsetzung und Nutzung des Logenvertrags inkl. ergänzender Verträge erfolgte nicht ausschließlich durch Erich Staake.“ Sie empfehlen jedoch „eine interne Prüfung der Zweckmäßigkeit der geschäftlichen Nutzung … aus vertrieblicher, kaufmännischer und Compliance-rechtlicher Sicht“.
Der seit dem 1. Juli 2018 laufende Werbevertrag zwischen Duisport und BVB endet dagegen am 30. Juni 2021 ohnehin. Der Hafen-Vorstand genehmigte die Zahlung von 735.000 Euro für Duisports Teilnahme an der „Asia Tour“, um wie der Bundesligist in China weiter auf sich aufmerksam zu machen. Chinas prestigeträchtige „Neue Seidenstraße“ endet bekanntermaßen in Duisburg.
Hafen-Weihnachtsfeier beim BVB in Dortmund
Der Werbevertrag sicherte Duisport bei den BVB-Auftritten in Fernost „diverse Rechte, PR-Events, Bannerwerbung etc.“, notieren die Gutachter trocken: „Vergleichsangebote wurden offenbar nicht eingeholt“.
Bestandteil des Werbevertrages war demnach auch, dass der Hafen den „Hospitality-Bereich“ des Bundesligisten für eigene Veranstaltungen nutzen durfte. So war die Duisport-Belegschaft 2018 zur Weihnachtsfeier nach Dortmund eingeladen.
>> STAAKE VERLIESS DEN MSV DUISBURG KURZ NACH WALTER HELLMICH
■ Beim MSV war Erich Staake 2011 sogar als Nachfolger des zurückgetretenen Vorstandschefs Walter Hellmich gehandelt worden. Nachdem sein Freund Hellmich Ende 2010 zurückgetreten war, verabschiedete sich Staake jedoch im Juli 2011 aus dem Aufsichtsrat.
■ Damals war der Allgemeinmediziner Dr. Stephan Bock für Hellmich in den Vorstand aufgerückt. Im Januar 2021 war es wie berichtet der Arzt Bock, der Staake, Hellmich und deren Begleiterinnen in einem Seniorenstift Hellmichs vorzeitig geimpft hat.
Berichterstattung über die Duisburger Impf-Affäre:
■ Staake: Fragen zu First-Class-Flügen, hohen Spesen und Wein (4.6.)
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