Duisburg. In der Impfaffäre hat Hafenchef Staake Anzeige erstattet. Ein Informant berichtet nun: Staake hat dem Hafen einen Dienst-Porsche abgekauft.
Erich Staake ist seit 1998 Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG. Die Impfaffäre zeigt, dass sich der selbst- und machtbewusste Hafenchef in dieser Zeit in Duisburg und bei Duisport viele Feinde gemacht hat: Anonyme Absender haben weitere Vorwürfe gegen Staake an Mitglieder des Duisport-Aufsichtsrates geschickt, vor dem sich der 67-Jährige am Montag trotz seiner Entschuldigung zu seiner Impfdrängelei erklären muss. Die vom Hinweisgeber behaupteten und zuerst von der Bild-Zeitung berichteten Vorwürfe: Zu den Firmenwagen des Hafens habe jahrelang ein Porsche gezählt – der nun Staake privat gehört.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Auch interessant
Ein Hafensprecher bestätigt dies und erläutert unserer Redaktion, der Porsche Macan (Einstiegspreis aktuell: 61.132 Euro) sei nicht allein Staakes Dienstwagen gewesen, sondern ein „Fuhrpark-Fahrzeug“. Dieses hätten auch andere Duisport-Mitarbeiter genutzt. Der Hafen habe den mit Allradantrieb ausgestatteten SUV gebraucht gekauft, um damit „internationale Kaufinteressenten zu unbefestigten Grundstücken zu fahren“.
Hafen Duisburg: Erich Staake kaufte Duisport den Porsche für 37.000 Euro ab
Nach etwa fünf Jahren habe Staake Duisport den Wagen für 37.000 Euro abgekauft, so der Sprecher. Vor dem Verkauf sei zum Preis „ein Gutachten von einem zertifizierten Sachverständigen eingeholt worden“. An diesem Geschäft sei nichts verwerflich oder ungewöhnlich, so der Sprecher. „Es kam und kommt vor, dass Fahrzeuge aus dem Bestand des Hafens an Mitarbeiter und externe Käufer verkauft werden.“
■ Positiver Corona-Test von Hafenchef Staake wirft Fragen auf (11.4.)
■ Impfaffäre: Hellmich drängelte sich mit Hafenchef Staake vor (11.4.)
■ Duisburger Hafen steigert trotz Corona-Krise Gewinn (8.4.)
■ Hafenchef Staake entschuldigt sich und muss zum Rapport (25.3.)
■ Staake vorzeitig geimpft: fragwürdige Antworten des Impfarztes (25.3.)
■ Stadt Duisburg: Impfstoff für Hafen-Chef fehlte Berechtigten (24.3.)
■ Kommentar: Staakes Erklärung ist schlimmer als seine Vordrängelei (24.3.)
■ Impfung für Staake: Das sagen OB Link und Hewag-Heime (24.3.)
■ Duisburgs Hafenchef Staake (67) bereits gegen Corona geimpft (23.3)
Impfaffäre: Erich Staake hat Anzeige erstattet
Auch interessant
Der Hafensprecher berichtet darüber hinaus zur Impfaffäre, Erich Staake habe wegen der anonymen detailreichen Schreiben zu seiner Impfung, die auch unserer Redaktion zugespielt worden waren, Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Es ist nicht die erste Indiskretion dieser Art bei Duisport: 2019 waren dem Bund der Steuerzahler Rechnungen aus dem Jahr 2015 übermittel worden, aus denen hervorgeht, dass Duisport regelmäßig Zigarren für mehrere tausend Euro kaufte, um diese Gästen gratis anzubieten. Die Kisten wurden damals sogar noch von Boten des Hafens in einem Moerser Tabakladen abgeholt.
Kurz vor der Sondersitzung des Aufsichtsrates am Montag hatte der Hafen vorige Woche die Jahresbilanz 2020 veröffentlicht: Duisport konnte seinen Gewinn trotz der Corona-Krise 2020 sogar steigern (wir berichteten).
Aufsichtsratssitzung: Wie geht es mit Staake weiter?
Auch interessant
Im Aufsichtsrat sitzen für den Mehrheitsgesellschafter, das Land, Vertreter aus den Ministerien für Verkehr, Finanzen und Wirtschaft. Vorsitzender ist Dr. Hendrik Schulte (CDU), als Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium der ständige Vertreter des Verkehrsministers Hendrik Wüst (CDU).
Auf Schultes Wunsch hin sollte Staake dem Hafen nach seinem altersbedingten Ausstieg Ende November ab Dezember als „Vorsitzender im Corporate Development Council (Beirat)“ und als „Berater für internationale Fragen“ erhalten bleiben. Dieser Plan wackelt nun dem Vernehmen nach trotz Staakes öffentlicher Entschuldigung. Eine vorzeitige Entlassung gilt dagegen als eher unwahrscheinlich.
Für die Stadt macht im Aufsichtsrat vor allem Stadtdirektor und Kämmerer Martin Murrack (SPD) Druck. Sollten sich die Vorwürfe gegen Staake bewahrheiten, so argumentierte der aktuelle Corona-Krisenstabsleiter Ende März, stelle sich die Frage, „ob es nicht unumgänglich ist, Herrn Staake abzuberufen und ihn mit sofortiger Wirkung freizustellen“.
Der Hafen Duisburg gehört zu zwei Dritteln dem Land NRW, zu einem Drittel der Stadt Duisburg. Stellvertretender Vorsitzender des zwölfköpfigen Aufsichtsrates ist Martin Murrack, der in dieser Funktion im März 2019 Duisburgs OB Sören Link abgelöst hatte. Im Kontrollgremium vertreten die Stadt Duisburg außerdem die Ratsherren Udo Vohl (SPD) und Thomas Susen (CDU). Die vier Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat führt als stellvertretender Vorsitzender Karl-Heinz Wich-Kuhnlein an, der Konzernbetriebsratsvorsitzende.