Essen. Grüne und SPD kritisieren das Vordrängeln des Duisburger Hafenchefs Staake im Gesundheitsausschuss scharf. FDP hält das Thema für fehl am Platz.

SPD und Grüne haben das Vordrängeln des Duisburger Hafenchefs Erich Staake im Gesundheitsausschuss des Landtags scharf kritisiert. Mehrdad Mostofizadeh, Gesundheitsexperte der Grünen, verurteilte Staake dafür, „so einen Popanz aufgeführt und sich über die Impf-Priorisierung gestellt“ zu haben. Das sei „ein krasser Fall von Missachtung der Impfordnung“.

„Das geht gar nicht“, sagte auch der Bochumer SPD-Abgeordnete Serdar Yüksel. Er riet zugleich der FDP-Politikerin Susanne Schneider zu überdenken, für wen sie Partei ergreife. Schneider hatte die Grünen dafür kritisiert, die Anfrage zu Staake an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gestellt zu haben. Sie mache sich „Sorgen, weil Ärzte aus Angst vor Repressionen“ übrig gebliebene Dosen lieber wegwerfen als verabreichen würden.

Staake und Hellmich als „Altenbetreuer“ deklariert

Staake erhielt jedoch keine überzählige Dosis, sondern nahm nach Angaben der Stadt Duisburg sogar Senioren und Pflegern im Hewag-Stift deren Dosis weg.

Und die Affäre um die frühzeitige Impfung des Hafenchefs gewinnt weiter an Brisanz. So teilte das Landesgesundheitsministerium auf die Grünen-Anfrage mit, die fraglichen Personen seien als Altenpflegepersonal geimpft worden. Das Hewag-Seniorenstift, in dem die erste Impfung im Januar stattfand, habe angegeben, die zusätzlich geimpften Personen seien „Tätige in der direkten Altenbetreuung“ (beruflich oder ehrenamtlich). Gemeint sind Staake, der frühere MSV-Chef und Heimbetreiber Walter Hellmich sowie zwei Begleiterinnen, darunter Hellmichs Gattin.

Bisher belässt es der Aufsichtsrat bei einer Rüge

Sie seien durch einen „heimbetreuenden Hausarzt“ ohne „Abstimmung mit dem mobilen Impfteam“ immunisiert worden, heißt es im Bericht des Ministeriums weiter. Bei diesem Arzt handelt es sich um Dr. Stephan Bock, der sich wegen des Vorfalls nun vor der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein verantworten muss.

Direkte Konsequenzen hat das für den Hafenchef bisher nicht. Der Aufsichtsrat hat es zunächst bei einer Rüge belassen und eine Prüfung der Vorgänge durch eine Kanzlei in Auftrag gegeben. Gesundheits-Staatssekretär Edmund Heller verwies darauf, dass auch arbeitsrechtliche Prüfungen liefen und der Aufsichtsrat „keine weiteren Aufträge mehr an diesen Menschen“ vergeben wolle. Staakes Vertrag läuft bis Ende November, er wollte anschließend beratend tätig bleiben. Auch das von Hendrik Wüst (CDU) geführte Verkehrsministerium verwies auf Anfrage unserer Zeitung, ob die neuen Erkenntnisse eine Neubewertung der Causa Staake erforderten, auf die laufende Prüfung.

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