Duisburg. Duisport hält im Corona-Jahr Umsatz stabil und erzielt höhere Gewinne. Aufsichtsrat berät Montag über Staakes Impf-Affäre. Er darf wohl bleiben.
Der scheidende Duisburger Hafen-Chef Erich Staake verabschiedet sich mit einer guten Bilanz. Die Duisport-Gruppe trotzte 2020 der Corona-Krise zumindest bilanziell: der operative Gewinn (Ebit) stieg im von der Pandemie geprägten Jahr sogar leicht um 400.000 Euro auf 44,3 Millionen Euro. Unterm Strich blieben 14,2 Millionen übrig – ein Plus von 6,9 Prozent.
Grundlage ist ein erneuter Rekord beim Containerumschlag: Er stieg um rund fünf Prozent auf 4,2 Millionen Standardcontainer (TEU). Einen großen Beitrag dazu leistete die Schienenverbindung nach China: Der Warenverkehr stieg 2020 um 70 Prozent an, wöchentlich fahren inzwischen bis zu 60 Züge über die neue Seidenstraße, sie transportierten insgesamt mehr als eine Million Container zwischen Asien und Europa.
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Dass die Wirtschaft im Reich der Mitte, von dem die Pandemie ausging, sich nach dem Frühjahr 2020 rasch erholte, trug zur stärkeren Nutzung der Strecke bei. Allerdings nicht ohne eine Kehrseite: Die Züge fuhren vergleichsweise dünn beladen zurück nach China, denn hierzulande leidet vor allem die exportorientierte Industrie nach wie vor unter der globalen Krise. Entsprechend wurden in Duisburg auch deutlich weniger große Industriegüter, etwa Turbinen, für die Ausfuhr konfektioniert.
Hafen fertigt weniger Kohle und Stahl ab
Insgesamt stagnierte der Umsatz der Duisburg-Gruppe bei 292 Millionen Euro. Der Gesamtgüterumschlag sank um zwei Millionen auf 59 Millionen Tonnen. Das lag vor allem daran, dass weniger Kohle reinkam und weniger Stahl rausging. Die Schwierigkeiten der Schwerindustrie im Ruhrgebiet und die schrittweise Abkehr von der Kohle in der Stromerzeugung bekommt der weltgrößte Binnenhafen mit seinen 1600 Beschäftigten ebenfalls zu spüren.
Diese Rückgänge konnte Duisport aber vor allem mit seinen logistischen Dienstleistungen auffangen. Dabei profitierte auch der Hafen vom durch die Pandemie verstärkten Logistik-Boom, insbesondere im Paketversand. In der Kontraktlogistik gewann die Hafentochter Bohnen zudem neue Kunden, darunter im Mai 2020 Jacques‘ Wein-Depot, für das Bohnen das Zentrallager und die bundesweite Distribution übernommen hat.
Staake: Containerumschlag wächst 2021 weiter
Und die Tendenz bleibt dem Vorstandschef zufolge positiv: „Auch im ersten Quartal 2021 verzeichnen wir mit einem Plus von sieben Prozent eine äußerst positive Entwicklung im Containerumschlag. Insofern ist es unerlässlich, die Umschlagkapazitäten im Duisburger Hafen für weiteren Zuwachs auszubauen“, so Erich Staake. Aber er warnt auch: „Die Pandemie ist noch längst nicht überstanden, wir müssen unser Geschäft für eine nicht konkret absehbare Zukunft stärken.“
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Staake war unlängst in die Kritik geraten, weil er sich in einem Duisburger Seniorenheim bereits im Januar hatte impfen lassen, obwohl er mit seinen 67 Jahren noch lange nicht an der Reihe gewesen wäre. Nach einer Entschuldigung sieht derzeit alles danach aus, dass er seinen Vertrag trotzdem bis Ende Dezember wird erfüllen dürfen.
Duisport-Aufsichtsrat will Staake wohl im Amt belassen
Nach Informationen unserer Redaktion kommt am Montag der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, bei der es um das Vordrängeln des Hafenmanagers beim Impfen geht. Für die Gesellschafter sitzen dort Vertreter aus den Landesministerien für Verkehr, Finanzen und Wirtschaft sowie der Stadt Duisburg. Der Hafen gehört zu zwei Dritteln dem Land und zu einem Drittel der Stadt. Dem Vernehmen nach wird der Aufsichtsrat es bei einer Rüge, Staake also im Amt belassen.