Duisburg. Die Impfdrängelei des Hafenchefs Staake rechtfertige eine Entlassung nicht, so ein Gutachten. Es gibt aber in anderer Sache noch Klärungsbedarf.

Die Impfdrängelei des Duisburger Hafenchefs Erich Staake rechtfertigt einer Expertise zufolge nicht die Abberufung des 67 Jahre alten Managers. Zu diesem Ergebnis komme das arbeitsrechtliche Gutachten einer Großkanzlei zur Impfaffäre, die der Aufsichtsrat der Hafengesellschaft mit der Prüfung der Vorwürfe beauftragt hatte. Dies hat das Gremium nach einer außerordentlichen Sitzung am Donnerstagabend mitgeteilt.

Der Duisport-Aufsichtsrat hatte das Verhalten Staakes zunächst missbilligt und am 12. April zwei Sonderprüfungen beschlossen.

Impfdrängler Erich Staake: Zweites Gutachten sieht noch Klärungsbedarf

Die Juristen der ersten Untersuchung sehen demnach in der Impfdrängelei und Staakes ersten öffentlichen Rechtfertigungen keine rechtliche Grundlage für die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden.

Das zweite Gutachten einer anderen Großkanzlei beschäftigt sich dagegen mit anonym vorgebrachten Vorwürfen gegen Staake. „Zu einzelnen Vorgängen gibt es weiteren Klärungsbedarf“, erklärte dazu nun der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium. Und: „Herr Staake hat seine volle Kooperation bei der weiteren Aufklärung zugesagt.“

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Erich Staake war am 13. Januar in einem Duisburger Hewag-Seniorenstift der Hellmich-Gruppe und danach am 3. Februar geimpft worden, obwohl er längst noch nicht an der Reihe gewesen wäre. Im Zuge einer schriftlichen Entschuldigung am 25. März hatte er seine anfängliche Darstellung zurückgezogen, er hätte sich aus beruflichen Gründen vorzeitig immunisieren lassen. Die Stadt Duisburg widersprach jedoch seiner Darstellung, er habe Restimpfstoff injiziert bekommen.

In dem Stift wurden mit Ex-MSV-Boss Hellmich und Staake zwei ebenfalls unberechtigte Begleiterinnen geimpft, darunter Hellmichs Ehefrau. Wie aus einem Bericht des NRW-Gesundheitsministers Laumann zur Impfaffäre hervorgeht, waren die beiden bekannten Männerfreunde bei der Impfung im Seniorenheim von der Einrichtung als „Altenbetreuer“ auf die Impfliste gesetzt worden.

Strafanzeigen gegen Hafenchef Staake

Vorstandschef Staake hatte bereits vor seiner Befragung im Aufsichtsrat am 12. April Anzeige gegen Unbekannt erstattet, nachdem ein anonymer Informant Details zu den vorzeitigen Covid-Impfungen und zum Privatleben des Hafenchefs verbreitet hatte. Staake selbst wurde mehrfach angezeigt.

Der Duisburger Hafen gehört zu zwei Dritteln dem Land NRW, zu einem Drittel der Stadt Duisburg.

Unsere Berichterstattung über die Duisburger Impf-Affäre:

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