Bottrop/Kirchhellen. Beide Lokale gehören zu den guten Adressen in Bottrop. Nummer Eins ist gefühlt ewig dabei und holte den bekannten Kollegen endlich mit ins Boot.
Die Liste der Bottroper Teilnehmer beim Menükarussell war schon einmal länger. Man denke nur an Forsthaus Specht, Haus Lindemann oder das Maschinenhaus im Bernepark unter Johannes Lensing. Sie alle sind Geschichte. Wobei sich die hoffentlich bald im Forsthaus Specht wieder weiterschreiben lässt.
Wenn das beliebte Format am 1. Februar beginnt, kann man für Bottrop und Kirchhellen besser von einer Wippe als von einem Karussell sprechen. Dafür klingt das, was der Bahnhof Nord und Gasthof Berger auf die Karte setzen, absolut kontrastreich und vor allem saisonal mit starkem regionalen Akzent.
Kulinarische Wanderung zwischen regional-saisonalen Zutaten und exotischem Kick
Wie das geht – oder zumindest schon mal klingt – zeigt Thorsten Stöcker ab Donnerstag im historischen Bahnhof. Der ist übrigens in den vielen Jahren, in denen sich das Menükarussell schon dreht, zum ersten Mal dabei. „Eigentlich hat mich Stefan Bertelwick überzeugt mitzumachen“, sagt Stöcker. Beide Wirte überlegen ohehin schon länger, speziell auf Bottrop zugeschnittene Gastro-Aktionen auf die Schiene zu setzen. Ein Bild, das für beide passt, liegen doch beide Häuser in Gleisnähe. „Bei Berger in Feldhausen herrscht ja noch richtig Personenverkehr“, lacht der Bahnhofswirt an der stillgelegten Güterstrecke.
Zum Premieren-Menü hat Stöcker auch David Spickermann ins Boot geholt. Der 39-Jährige hat nicht nur bei Björn Freitag in Dorsten gelernt, sondern war auch viele Jahre Küchenchef in dessen „Goldenem Anker“. Er hat zusammen mit Thorsten Stöcker das Vier-Gänge-Menü entwickelt, das es im Februar und März für 99 Euro inklusive begleitender Getränke gibt.
Regional, saisonal oder beides: Das gilt zum Beispiel für die Lachsforelle vom Forellenhof Kiefer aus Oberhausen, die das Küchen-Team an den Anfang setzt: mit Rote Beete-Couscous und Blutwurst in Wantan-Hülle, wieder Regionales mit internationalem Kick. Das gilt auch für die folgende Wachtelbrust („wie gepökelter Schinken vorbereitet und mit Honig und Balsamico überzogen“, so Stöcker), die auf Steckrübe und Mango trifft. Dabei sollten bei der begleitenden hiesigen Steckrübe vor allem Ältere nicht an die furchtbaren „Steckrübenwinter“ der Nachkriegszeit denken. Die Rübe kann auch fein und delikat sein.
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Auch der Skrei, Norwegens legendärer Winterkabeljau, der gerade Saison hat, wird im Bahnhof westfälisch umrahmt: Pumpernickel und Spitzkohl. Was die gleichfalls saisonale Muschel dabei macht, wird hier nicht verraten. Ebensowenig, in welchen Varianten der Weideochse daherkommt, begleitet vom Bergmannsspargel (der guten alten Schwarzwurzel) und Bottroper Bier. Nur soviel: unterschiedlicher könnten die Zubereitungsarten von Backe und Rücken kaum sein.
Gesund bis zum Schluss: Wer Stippmilch nicht (mehr) kennt, sollte sie probieren. Auch die Begleitfrucht war früher in jedem ordentlichen Bergmannsgarten zu finden. Lediglich die rosa Pfeffernote sorgt da für Aroma-Flair aus Übersee. Mit dieser Menükarussell-Premiere setzt der Bahnhof Nord die mit dem Format Dinner & Party begonnene Zusammenarbeit mit David Spickermann nicht nur fort, sie soll auch intensiver werden. Dazu demnächst mehr in der WAZ. Das Menü mit Getränken kostet im Bahnhof Nord 99, vegetarisch 94 Euro.
Gasthof Berger: Der ewige Sieger
Der Klassiker und ewige Sieger beim Menükarussell ist im hohen Nordosten der Stadt zu finden. Stefan Bertelwick hat im Feldhausener Gasthof Berger nicht nur in den vergangenen Jahren immer wieder Besucherrekorde bei der beliebten Aktion unter allen teilnehmenden Restaurants der Region erzielt. Auch jetzt zeigt er wieder neben der klassischen Karte plus „Beipackzettel“ seine nordspanisch-katalanische Vorliebe, ergänzt durch die Aromen Asiens.
Fürs Vitello à la Berger (Surf‘n‘Turf) kombiniert er Kalb (Filet und Hüfte) mit Pulpo. Die Kapern kommen als Gremolata, der Thunfisch nicht als dickliche Soße, sondern als Schaum daher. Weiter geht‘s mit Lachs in klassisch-japanischer Manier, vor der Weiterverarbeitung eingelegt in der süß-würzigen Teryaki-Soße und gern etwas Koriander.
Dann haben die Gäste tatsächlich die Qual der Wahl: Soll‘s der winterliche Skrei werden mit einer Ziegenkäse-Beurre-Blanc, die wieder Spanien oder auch Frankreich ahnen lässt, mit etwas so Hiesigem wie Graupen, Roter Beete und Sellerievarianten? Oder kommt doch Lamm (Rücken und Schulter, gebraten bzw. langsam gegart) auf den Tisch. Olivenkrokant plus Drachenblutsalz („Da ist tatsächlich das getrocknete Harz vom Drachenbaum drin“, sagt Stefan Bertelwick) und Kräuter-Tabouleh lassen sogar eher an Süd-Spanien oder Afrikas Norden denken.
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Spätestens mit der süßen Kürbis-Crema-Catalana, gepaart mit entsprechendem Öl, Eis und Krokant führt die Menüreise langsam wieder gen Norden. „Ich freue mich immer, wenn ich bei diesen Menüs etwas mehr als üblich experimentieren kann“, sagt Stefan Bertelwick und betont: „Dieses Mal kommen wir sogar bei allen Gängen ganz ohne Kartoffeln aus.“ Dafür sei der Skrei aber ein „Muss“.
„Ein toller Winterfisch und sehr beliebt bei den Gästen.“ Als Küchenchef und Restaurantbesitzer, der auch nachhaltg denkt, plädiert Bertelwick für eine begrenzte Fangsaison nicht nur beim norwegischen Winterkabeljau, sondern bei allen Fischen, die nicht aus der Zucht kommen. Das Menü kostet im Gasthof Berger 78 Euro plus Getränkebgleitung. Wie auch im Bahnhof Nord gibt es auch bei Berger eine vegetarische Variante.
Das Menükarussell dreht sich in der Region vom 1. Februar bis 31. März. Mehr Infos und einen Überblick gibt es auf: mnkl.de.