Bottrop-Kirchhellen. Der langjährige Inhaber des bekannten Gasthofs Berger starb am Mittwochnachmittag. Der Familie war die Krankheit seit letztem Jahr bekannt.

Theodor Bertelwick ist tot. Der bekannte Gastronom und Konditormeister starb am Mittwoch im Alter von 81 Jahren nach zweimonatiger Krankheit im Kreis seiner Familie in Feldhausen. Theodor Bertelwick, den eigentlich alle nur Theo nannten, gehörte sicher ohne Übertreibung zu den bekannten Gastronomen der Region. Der Familienbetrieb besteht seit über 200 Jahren.

Eine Ursache dafür waren seine Kuchen und Torten, Bertelwicks Schwarzbrot, sein Weihnachtsgebäck. Theo Bertelwick hat aus dem Gasthof seines Onkel Paul Berger, in den er 1960 als Aushilfe einstieg, um Geld für die Meisterschule in Köln zu verdienen, das gemacht, was Berger heute ist: eine erste Adresse für gehobene bürgerliche Frischeküche plus nach wie vor legendärer Kuchenauswahl. Das zumeist ausgebuchte Restaurant und die Schlangen vor der Backstube sprechen Bände.

Theo Bertelwick verfolgte bis zuletzt aktiv das Geschehen im Gasthof Berger

Der aus Essen stammende Autor dieses Nachrufs wuchs quasi mit Kuchen von Berger auf. Der stand sogar bei Nachbarn oder Großeltern auf den Geburtstagstischen. Und beim Ausflug nach Feldhausen? Schloss Beck, schon gut. Aber der eigentliche Grund für die „Anreise“ war die Kuchenschlacht bei Berger, die an einem Nachmittag bei drei Generationen am Tisch ausnahmsweise für ruhige wie genüssliche Eintracht sorgte – was auch Vaters geheimer Plan gewesen sein musste. Theo Bertelwicks Handwerkskunst sei Dank.

Als er später mit seiner Ehefrau Marianne den Gasthof übernahm, dessen Ruf Sohn Stefan und Volker Rütter als kreativer Meisterkoch beziehungsweise -konditor heute beständig ausbauen, wandelte sich Berger vom Dorfgasthof zur gehobenen Ausflugsgastronomie. Die Entwicklung, den Ausbau der Speisekarte, die Erfolge bei Formaten wie dem „Menükarussell“ (Berger war Jahre hintereinander die bestbesuchte Menükarussell-Adresse der Region) verfolgte Theo Bertelwick aktiv – und mit stets unübersehbarer Präsenz. Er gehörte eben nicht zum „alten Eisen“, sondern blieb bis fast zuletzt das Gesicht, die menschliche Konstante im Gasthof.

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Sein joviales Lächeln, das freundliche Kopfnicken, ein paar verbindliche Worte gab es für alle, nicht nur für Stammgäste. Und als guter Chef hielt er sein Personal nicht nur bei Laune, sondern auch so manche über viele Jahre „bei der Stange“. Darunter auch Ulla Schwanitz, die Theo Bertelwick aus Dorsten mitbrachte, wo er im Tante-Emma-Laden seiner Oma eigentlich eine eigene Backstube eröffnen wollte. Ulla Schwanitz gehörte über 50 Jahre bis zur Pensionierung zum Berger-Team, war also schon da, als Stefan Bertelwick zur Welt kam.

Von der Aushilfe an die Spitze – Ein Knochenjob

Der erinnert sich an die frühe Zeit nach der Übernahme vom Onkel. „Für meinen Vater, der erst nur ausgeholfen hatte, wurde es nach der Krankheit des Onkels ernst: Er stand nun morgens in der Backstube, abends an der Theke“ erinnert sich der Sohn. Später teilte man sich dann den Backofen: Wo morgens Brot oder Kuchen entstanden, garten ab mittags in der verbliebenen Hitze die berühmten Berger-Gänse. Das ist bis heute so. Theos Backstube war kein verschlossenes Reich. Lange blickten Kunden direkt vom Verkauf in den Kreativraum. Auch Praktikantinnen, wie beim Bottroper „Girl’s Day“ weihte der Chef in einige seiner Backstubengeheimnisse ein. Theo Bertelwick war der gute Geist, das bekannte Gesicht im Gasthof.

Theos Backstube war nie ein verbotener Ort: Hier weiht der Konditormeister beim „Girl’s Day“ (2015) Maja Tennagels und Antonia Schmücker (damals Schülerinnen am Vestischen Gymnasium) in einige seiner Backgeheimnisse ein.
Theos Backstube war nie ein verbotener Ort: Hier weiht der Konditormeister beim „Girl’s Day“ (2015) Maja Tennagels und Antonia Schmücker (damals Schülerinnen am Vestischen Gymnasium) in einige seiner Backgeheimnisse ein. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

„Mein Vater, dessen Krankheit vor zwei Monaten festgestellt wurde, ist Mittwochnachmittag friedlich zu Hause eingeschlafen“, sagt Stefan Bertelwick. Kurz zuvor konnte er ihm noch seine Knusperhäuschen-Backform vorbeibringen, von 1965, dem Jahr in dem Theodor Bertelwick seinen Meisterbrief erhielt.

Er wird fehlen – nicht nur seiner Frau Marianne, seiner Tochter und seinem Sohn mit insgesamt sechs Enkeln, sondern allen, die ihn in über sechs Jahrzehnten bei Berger erlebt haben.