Bottrop. Der Bahnhof Nord sollte schon abgerissen werden. Architekten retteten den charmanten Bau. Das Restaurant darin macht einen Wandel durch.
Wäre es nach Bottrops Denkmalschützern in den 1990er Jahren gegangen, gäbe es den Bahnhof Nord möglicherweise nicht mehr. Obwohl das historische Empfangsgebäude seit 1990 auf der Denkmalliste steht, soll der damalige Verantwortliche 1996 dem Neueigentümer, dem Architekten Michael Klump, gesagt haben: „Reißt das Gerümpel doch einfach weg.“ Zum Glück kam es anders.
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Klump und sein Büropartner Wolfgang Strelzig restaurierten das Gebäude im Sinne des Denkmalsschutzes. Das Architekturbüro ist bis heute unter dem historischen Dach zu finden. Dass im alten Bahnhof, an dem 1960 der letzte Personenzug hielt, heute wieder Kommen und Gehen herrscht, ist aber der bekannten Gastronomin Antje Döing zu verdanken, die 2014 im Alter von nur 46 Jahren plötzlich verstarb. Vor 25 Jahren, am 31. Oktober 1998, eröffnete sie das Restaurant Bahnhof Nord, das bis heute zu den beliebten und über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Bottroper Institutionen gehört.
„Antje war Ideengeberin und Motor für den Bahnhof Nord und hatte natürlich durch ihre Familie, die unter anderem auch die alte Mühle hatte, Gastronomieerfahrung“, sagt ihr langjähriger Lebenspartner Thorsten Stöcker, der den Bahnhof, jetzt auch mit tatkräftiger Unterstützung von Antje Döings Tochter Lea, weiter betreibt. Antje Döing war die treibende Kraft, die das Potenzial der historischen Schalterhalle, der früheren Warteräume, der Güterhalle und selbst des Bahnsteigs erkannte, auf dem noch lange nach Eröffnung des Restaurants Güterzüge gemächlich vorüber zockelten.
Die Gäste lieben das Bottroper Restaurant mit Gleisanschluss
Die Gäste finden das „authentisch“, besuchen das Lokal mit Gleisanschluss immer zahlreicher. Stöcker war selbst bei der Eröffnung vor 25 Jahren dabei. „Allerdings waren wir da noch kein Paar, das wurden wir erst zwei Jahre später“, erzählt der Gastwirt. Dass er einmal den Bahnhof Nord leiten würde, hat er sich nicht träumen lassen. „Ich bin echter Quereinsteiger, habe damals als Betriebsingenieur gearbeitet und ab und zu mal im Bahnhof ausgeholfen.“ Der Betrieb fasziniert ihn. Er macht weiter, kniet sich rein, kocht, bildet sich fort und darf sich Dank erfolgreicher IHK-Prüfung auch Koch nennen.
Döing und Stöcker galten als Power-Paar, ergänzten sich gut. Der Bahnhof wird bald im „Feinschmecker“, „Falstaff“ oder anderen erwähnt. Antje Döing erhielt den so genannten „Kneipen-Oskar“, den die Herforder Brauerei seit 1993 vergibt und wurde so 2003 „Wirtin des Jahres“. Von Anfang an fahren die Inhaber zweigleisig: Restaurantbetrieb, daneben, in der ehemaligen Güterhalle, finden Feste und Veranstaltungen statt. 2006 kaufte das Betreiberpaar den gesamten Bahnhof. Strelzig und Klump bleiben Mieter, ebenso die Agentur Lauter.
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Mit Corona kam ein großer Einschnitt, wie bei allen Restaurants. Lockdown. So etwas hat es zuvor noch nie gegeben. Das Personal suchte sich zum Teil andere Beschäftigungsfelder. Seither kämpfen alle Wirte um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gegen die noch immer nicht überwundene Inflation, stark gestiegene Energiepreise und darum, dass die Regierung die Mehrwertsteuer für Speiselokale nicht wieder auf 19 Prozent anhebt.
Der Bahnhof funktioniere, müsse aber wie alle Betriebe mit veränderten Rahmenbedingungen umgehen, so Thorsten Stöcker. Das Team setzt verstärkt auf Veranstaltungen. Der Restaurantbetrieb konzentriert sich derzeit auf Freitag- und Samstagabend. Ein neues Format „Dinner & Party“ ist ebenfalls dabei, sich zu etablieren. „Eine Idee von Lea, die sich gerade um Vieles kümmert, Organisation, die Webseite“, sagt Thorsten Stöcker.
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Das Team freut sich natürlich auf das Silberjubiläum des Bahnhofs. Gefeiert wird auch. Am eigentlichen Jahrestag der Eröffnung, am kommenden Dienstag, mit Freunden, Weggefährten, Unterstützern, Stammgästen, kurz: denjenigen, die dem Bahnhof Nord verbunden sind. Für alle Gäste und Interessierte soll es im kommenden Jahr ein großes Sommerfest geben - auf dem alten Bahnsteig, in der Schalterhalle, den früheren Warteräumen und der ehemaligen Güterabfertigung.