Bottrop. Wenn Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden, sorgt das oft für Verkehrschaos. Hol- und Bringzonen werden häufig ignoriert.

Elterntaxis bleiben ein Ärgernis an Bottroper Schulen. Zuletzt hat das Heinrich-Heine-Gymnasium auf Instagram einen Beitrag veröffentlicht. Es geht um die Verkehrssituation an der Gustav-Ohm-Straße.

„Zum Teil gab und gibt es leider noch wirklich für unsere Schülerinnen und Schüler gefährliche Situationen“, schreibt das Gymnasium. „Egal, ob sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen.“ Auch der Schulbus werde an seiner Fahrt und beim Parken durch zu starken Verkehr und auch durch parkende Autos auf der Busspur gehindert.

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Eine Einschätzung, die die WAZ bestätigen kann. Gegen 7.45 Uhr fahren die Autos die Gustav-Ohm-Straße hinunter, die Spur für den Schulbus wird kurzzeitig zweckentfremdet.

Bei laufendem Motor wird auf dessen Parkplatz gestoppt, das Kind herausgelassen und die Gustav-Ohm-Straße wieder hinaufgefahren. „Inständig“ wird im Instagram-Post vom Gymnasium darum gebeten, dass für die Schülerinnen und Schüler die Hol- und Bringzone an der Hans-Böckler-Straße genutzt wird.

Heinrich-Heine-Gymnasium: Sperrung erschwert die Situation

Erschwert wird die aktuelle Situation laut Schulleiter Tobias Mattheis, weil die Gustav-Ohm-Straße an der Kreuzung zur Hans-Böckler-Straße gesperrt ist. Dadurch kommen die Eltern mit den Autos nur über die Straße Am Lamperfeld zur Schule gefahren. Die Steag-Tochter Inogy arbeitet an der Gustav-Ohm-Straße/ Hans-Böckler-Straße an der Fernwärmeleitung.

Das hat zur Folge, dass die Autos auf der Gustav-Ohm-Straße drehen müssen. „Noch ist kein Unfall passiert“, sagt Tobias Mattheis. Er hofft auch, dass das so bleibt. Deshalb sein dringender Appell an die Eltern, doch bitte die Hol- und Bringzone zu nutzen.

Nach Angaben des Straßenverkehrsamtes befinden sich im Stadtgebiet fünf Hol- und Bringzonen: Heinrich-Heine-Gymnasium, Josef-Albers-Gymnasium, Droste-Hülshoff-Schule, Cyriakus-Schule und Astrid-Lindgren-Schule.

Fabian Fingerlin, Leiter des Straßenverkehrsamtes, erklärt deren Zweck: „Die Hol-und Bringzonen helfen dabei, den Verkehr in unmittelbarer Nähe des Schulstandortes zu entzerren, da sie nicht immer in unmittelbarer Nähe zur Schule gelegen sind, sondern noch Raum lassen, dass die Kinder am Straßenverkehr teilnehmen können. Denn diese müssen lernen, sich im Verkehr selbständig zu bewegen.“

Offensichtlich muss noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. „Da dies vielleicht noch nicht allen Eltern bekannt ist, sorgen Hol- und Bringzonen aber nicht dafür, dass gar kein Verkehr an den Schulen beziehungsweise den Kindergärten vorhanden ist“, so Fingerlin.

An allen Einrichtungen gibt es Probleme beim Abholen und Hinbringen

Elterntaxis sind nach wie vor ein generelles Problem im Stadtgebiet. „Wir haben grundsätzlich an allen Grundschulen, den weiterführenden Schulen und den Kindergärten Hol- und Bringproblematiken“, erklärt der Leiter des Straßenverkehrsamtes.

Die Gemengelage vor den Schulen beziehungsweise den Kindergärten sei dabei sehr heterogen, da sicherlich viele Problemlagen aufeinander treffen. „Dazu gehören die Bedürfnisse der Kinder, der Eltern, der Anwohnerinnen und Anwohner und auch die der jeweiligen Einrichtungen“, so Fabian Fingerlin.

„Trotzdem betone ich noch einmal, dass etwaige Verkehrsverbote (Haltverbote) nie ohne Grund vor den jeweiligen Einrichtungen eingerichtet sind. Hier geht es etwa darum, Rettungswege vorzuhalten, Sichtbehinderungen zu vermeiden und den Schulbusverkehr sicherzustellen.“

Verkehrsüberwachung ist regelmäßig vor Ort im Einsatz

Aus diesem Grund sei auch die Verkehrsüberwachung regelmäßig im Einsatz, um diejenigen zu verwarnen, die sich nicht an die angeordnete Beschilderung halten.

An der Willy-Brandt-Gesamtschule existieren keine Hol- und Bring-Zonen. Trotzdem kennt Schulleiter Markus Reuter die Probleme seines Schulleiterkollegen Tobias Mattheis. „Es gibt Situationen zu gewissen Uhrzeiten, die problematisch sind“, sagt Reuter und betont: „Ich möchte jedoch keine Schelte an die Eltern verteilen. Es gibt dafür sicherlich Gründe.“

Wir haben an allen Grundschulen, den weiterführenden Schulen und den Kindergärten Hol- und Bringproblematiken
Fabian Fingerlin, Leiter des Straßenverkehrsamtes

Gegen 8 Uhr kann es voll werden an der Brömerstraße und an der Straße „In den Weywiesen“, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. An der Gesamtschule werden knapp 1300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Dazu kommen circa 130 Lehrerinnen und Lehrer. Und das alles inmitten eines Wohngebiets.

Schulleiter der Willy-Brandt-Gesamtschule spricht von „haarsträubenden Szenen“

Manchmal sei es für die Lehrkräfte schwierig, mit dem Auto überhaupt den Lehrerparkplatz zu erreichen, weil die Zufahrt blockiert wird, so der Schulleiter. Er spricht von „teils haarsträubenden Szenen“. Er appelliert an die Autofahrer aufzupassen und möchte für das Thema „Verkehrssicherheit“ sensibilisieren: „Viele Schülerinnen und Schüler kommen zu Fuß und in Gruppen zur Schule. Die laufen über die Straße, teilweise ohne zu schauen oder darauf zu achten, ob ein Auto hält oder anfährt.“

Die Einrichtung einer Hol- und Bringzone kann laut Reuter in Zukunft für die Gesamtschule ein Thema sein. „Es ist aber nicht ganz so einfach.“ Theoretisch bietet sich vor allem in Schulnähe eine Fläche am Billardcenter an. Doch zuerst steht die große Kanal- und Straßensanierung an den Hauptverkehrsstraßen der Schule, Brömerstraße und „In den Weywiesen“, auf dem Plan.

Ab dem Sommer haben Elterntaxis in den Weywiesen ein Problem

Die Baumaßnahme dürfte die Verkehrssituation verschärfen. Laut städtischem Fachbereich Tiefbau soll es ab Sommer losgehen. Schon jetzt sagt Reuter: „Das wird stressig.“ Für die Erneuerung des Kanals werden die Straßen aufgemacht. Reuter vermutet, dass während der Bauphase Stellplätze wegfallen und Verkehrsregelungen geändert werden.

Spätestens dann haben selbst die Elterntaxis ein Problem. Wo sollen sie parken? Es droht ein Verkehrschaos rund um die Schule. Die Baustelle hätte sehr wahrscheinlich zur Folge, dass Schulbusse für eine gewisse Zeit die Schule nicht mehr direkt anfahren können. „Dann wird die Situation wirklich dramatisch“, sagt Markus Reuter. „Es geht dann nicht nur um Elterntaxis.“

Denn die Willy-Brandt-Gesamtschule ist schon jetzt auf einen häufigen Bustransfer angewiesen. Markus Reuter: „Wir kooperieren mit der Oberstufe der Janusz-Korczak-Gesamtschule.“ Für den Unterricht fahren die Schüler zur Horster Straße und umgekehrt zur Brömerstraße.

Die Brömerstraße soll ab dem Sommer erneuert werden. Das hat Auswirkungen für die Anfahrt zur Willy-Brandt-Gesamtschule.
Die Brömerstraße soll ab dem Sommer erneuert werden. Das hat Auswirkungen für die Anfahrt zur Willy-Brandt-Gesamtschule. © Bottrop | Thomas Gödde

Schüler der Gesamtschule müssen für Sportunterricht quer durch Bottrop fahren

Hinzu kommt, dass die Sporthalle an der Willy-Brandt-Gesamtschule schon lange an die Auslastungsgrenze stößt. „Für den Sportunterricht müssen wir mit Bussen kreuz und quer durch die Stadt fahren“, sagt Reuter. Geschwommen wird im Hallenbad in Kirchhellen, Sport getrieben wird in der eigenen Halle und zusätzlich unter anderem in der Turnhalle der nahen Paulschule und in der Dieter-Renz-Halle.

Der Sportplatz „In den Weywiesen“ hinter dem Schulgelände wird zurzeit in ein multifunktionales Sportzentrum umgebaut, kann also noch nicht genutzt werden. Der Sport- und Bäderbetrieb hofft auf eine Fertigstellung im Frühjahr dieses Jahres.

Nicht nur Elterntaxis bereiten demzufolge Sorgen. „Man muss bei der Planung wirklich sehr genau überlegen, wie man das alles hinbekommt“, sagt Markus Reuter und hofft auf eine frühzeitige Kommunikation vonseiten der Verwaltung.