Bottrop. Auch die Zöglinge an weiterführenden Schulen werden teils fast bis ins Klassenzimmer gebracht. Darum ist am HHG Autoverkehr vor der Schule tabu.
Mit dem Start des neuen Schuljahres nehmen auch die Elterntaxis wieder ihren Betrieb auf – und sorgen teils für brenzlige bis gefährliche Situationen direkt vor den Schultoren. Dabei werden nicht nur Grundschülerinnen und Grundschüler von ihren Eltern teils fast bis ins Klassenzimmer gefahren, sondern tatsächlich auch die „Großen“ an den weiterführenden Schulen. Und in der Corona-Pandemie hat der Autoverkehr insgesamt noch zugenommen. Für Entzerrung des Schulverkehrs sorgen sollen Hol- und Bringzonen, wie sie jetzt im Umfeld des Heinrich-Heine-Gymnasiums eingerichtet wurden.
Bottroper Schulweg zu Fuß gehen: Gut für die Gesundheit, gut für die Sicherheit
An der Hans-Böckler-Straße, Höhe Hausnummer 45, und auf dem Parkplatz am Hallenbad weisen nun Schilder auf die Zonen hin, an denen Eltern ihre Kinder unproblematisch aus- bzw. einsteigen lassen können. Die letzten Meter bis zum Gymnasium an der Gustav-Ohm-Straße legt der Nachwuchs dann zu Fuß zurück. „Es ist gut, einen Stück Weg an der frischen Luft zu gehen“, sagt Schulleiter Tobias Mattheis. Und vor allem ist diese Regelung gut für die Verkehrssicherheit, davon sind auch Dino Rühlemann, Abteilungsleiter beim Straßenverkehrsamt, und seine Kollegin Jasmin Impekoven überzeugt.
Schließlich gab es bereits vor Corona, nämlich 2019, einen Unfall auf der Gustav-Ohm-Straße, bei dem ein radelnder Schüler angefahren worden ist. Die Straße ist heute eine Fahrradstraße, die für radelnde Jugendliche besonders sicher sein soll – und auf der Autofahrer nur zu Besuch sein sollten. Dennoch hätten Kollegen und Kolleginnen sowie Anwohner gerade morgens zwischen 7.50 und 8 Uhr immer wieder beobachtet, „dass extrem viele Kinder zur Schule gebracht werden“, so Tobias Mattheis. Und zwar quasi bis ins Schulgebäude. Das sei schon zu seinem Wechsel ans HHG 2014 ein Thema gewesen, der Trend habe sich über in den vergangenen Jahren noch verstärkt.
Bottroper Schulleiter: Schülerinnen und Schüler sollten mit dem Rad kommen
Eine Entwicklung, die weder Rühlemann noch Mattheis begrüßen – „ich bin eigentlich dafür, dass alle möglichst mit dem Rad kommen“ – , an der man aber nicht dran vorbei komme. Gründe für den Trend zu nennen sei schwierig. „Vielleicht sind die Familien morgens im Stress, mit Sicherheit ist eine gewisse Bequemlichkeit dabei“, so Matheis. Vereinzelt würden Eltern sogar noch über den Lehrerparkplatz direkt bis vors Gebäude fahren. Andererseits habe er in den Ferien erlebt, wie Eltern mit neuen Fünftklässlern den Weg per Rad zur Schule trainiert haben.
Gleichzeitig fragten Eltern durchaus danach: Wo können wir unsere Kinder denn sicher aus dem Auto lassen? Die extra ausgeschilderten Zonen liefern eine Antwort darauf. Das hält auch Ingo Schwerbaum, Leiter des Josef-Albers-Gymnasiums, für sinnvoll. Neben dem HHG ist das JAG die einzige weitere weiterführende Schule mit Hol- und Bringzonen. Hier sind es insgesamt vier im Umfeld der Schule, so dass Eltern aus allen Fahrtrichtungen Anlaufpunkte finden, wie Jasmin Impekoven erklärt. So besuchen zum Beispiel auch viele junge Leute aus Oberhausen das JAG. Beide Gymnasien liegen in Wohngebieten im Bereich der Stadtmitte.
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Zusammen mit der vor zwei Jahren geänderten Verkehrsführung am JAG würden die Bringzonen für eine Entlastung des Verkehrs direkt vor der Schule sorgen, so Scherbaum: „Das klappt gut.“ Er könne nur an die Familien appellieren, dass die Kinder am besten selbstständig zur Schule radeln oder laufen. „Das trägt am Morgen zur Wachheit und insgesamt zur Gesundheit bei.“ Andererseits: „Wir wissen, wir haben einige Familien, die ein Stückchen weiter weg wohnen.“ Und nicht immer seien die Busverbindungen ideal. „Die Umlegung der Buslinie aus Grafenwald hat dazu beigetragen, dass jetzt Kinder mit dem Auto gebracht werden, die sonst mit dem Bus gefahren werden“, nennt Scherbaum ein Beispiel. Und gerade die jüngeren Kinder müssten sich ja erst einmal einfinden. Umso älter die Kinder, umso weniger spielten Elterntaxis eine Rolle.
Gerade für die jüngsten Schüler gibt es in Bottrop weitere Hol- und Bringzonen, und zwar an den Grundschulen Cyriakus, Droste-Hülhoff und Astrid Lindgren.
Rad und Bus an erster Stelle
Dem Straßenverkehrsamt liegen Umfragen über die Art der Schulwegbewältigung an HHG und JAG vor. Grundsätzlich werde der Elterntaxi-Anteil in den höheren Klassen geringer. Jasmin Impekoven präsentiert Zahlen für die Klassen fünf bis sieben.
Heinrich-Heine-Gymnasium (Umfrage im September 2020): Klasse 5, 136 Umfrage-Teilnehmer, davon wurden 25 mit dem Auto bis zur Schule gebracht, 37 kamen mit dem Bus, 57 per Rad und 15 zu Fuß. Klasse 6: 104 Teilnehmer, davon 20 per Auto, 30 per Bus, 43 per Rad, elf zu Fuß. Klasse 7: 146 Teilnehmer, davon 36 per Auto, 36 per Bus, 58 per Rad, 16 zu Fuß.
Josef-Albers-Gymnasium (Umfrage im Oktober 2020): Klasse 5, 150 Teilnehmer, davon 39 mit dem Auto bis zur Schule, 17 mit dem Auto zur Hol- und Bringzone, 54 per Bus, 21 per Rad, 19 zu Fuß. Klasse 6: 150 Teilnehmer, davon fünf per Auto zur Schule, 27 zur Hol-/Bringzone, 63 per Bus, 34 per Rad, 21 zu Fuß. Klasse 7: 145 Teilnehmer, davon 15 per Auto zur Schule, 15 zur Hol-/Bringzone, 61 per Bus, 39 per Rad, 15 zu Fuß.